Rund 80 Bürger kamen in die Reichenauer Inselhalle, darunter einige Vertreter der direkt benachbarten Feuerwehr sowie Gemeinderatsmitglieder. Manche äußerten am Mittwochabend, 17. Januar, ihre Bedenken angesichts der geplanten Gemeinschaftsunterkunft (GU) für maximal 100 Flüchtlinge. Doch nicht alle sind angesichts der Pläne des Landkreises skeptisch.

Das könnte Sie auch interessieren

Welche Positionen wurden in der Inselhalle vertreten?

  • Monika Brumm wirbt um Vertrauen: Die Leiterin des Amts für Migration und Integration beim Landratsamt (LRA) Konstanz sagte auf Nachfragen von Bürgern: „Ich verstehe Ihre Bedenken. Geben Sie uns bitte das Vertrauen.“ Sie könne nicht sagen, dass nichts passieren werde. Sie wisse auch nicht, welche Flüchtlinge kommen werden. Grundsätzlich versuche der Landkreis, eine Mischung aus unterschiedlichen Nationen, aus Familien und Einzelpersonen in einer Einrichtung unterzubringen. Das habe sich bewährt.
    Bisher laufe es ganz gut in den Unterkünften im Landkreis. Und wenn jene auf der Reichenau fertiggestellt sei, werde sie interessierten Bürgern die Ansprechpartner vorstellen, damit ein Austausch entstehen könne. Evelyn Acker, Regionalleiterin des Sozialen Diensts des Landratsamts, erklärte, man betreue und unterstütze die Flüchtlinge in allen Lebensbereichen. Ehrenamtliche seien dabei auch wichtig.
  • Bürgermeister Wolfgang Zoll sieht auch Chancen: Der Reichenauer Bürgermeister sagte, er sei dankbar, dass es mit dem Landratsamt und der Heimleitung Ansprechpartner gebe. Die Integration sei in einer Gemeinschaftsunterkunft besser möglich, als es die Gemeinde in der Anschlussunterbringung von Flüchtlingen (AU) leisten könne. „Es wird Probleme geben, aber es wird auch Chancen geben“, sagte Zoll auf die Nachfragen von Bürgern, und: „Wir haben uns die Entscheidung im Gemeinderat nicht einfach gemacht.“
    Die Gemeinde habe lange auf eine dezentrale Unterbringung in der Anschlussunterkunft Wert gelegt. Aber die Kapazitäten für diese Pflichtaufgabe der Kommunen seien fast erschöpft. Die Gemeinde spare Geld, wenn sie nicht selbst in die Anschlussunterbringung investieren müsse. Zudem erhalte die Gemeinde vom Landkreis eine kleine Pacht für das Grundstück. Wenn die Gemeinde das Grundstück nach Auflösung der Unterkunft einmal anders nutzen wolle, wäre es bereits erschlossen, nannte er als weiteren Vorteil.
Das könnte Sie auch interessieren
  • Sicherheitsdienst soll kontrollieren: Es gebe auch für die geplante Einrichtung ein Sicherheits- und Schutzkonzept, sagte Monika Brumm auf Frage einer Bürgerin. Wenn es Bedarf gebe, kontrolliere das Sicherheitspersonal häufiger. Auf die Frage einer anderen Frau zum Betreuungsschlüssel durch Mitarbeiter des Landratsamts sagte sie, dass dieses zwar mehrere Gemeinschaftsunterkünfte betreuen müsse und nicht immer alle vor Ort seien. Tagsüber seien ein bis zwei Personen dort. Es gebe Sprechzeiten für die Bewohner und die Nachbarn. Bei Problemen helfe die Heimleitung. Diese gehe dann auf die Bewohner zu.
    Auf die Frage einer Frau, ob 100 Leute in der Unterbringung nicht zu viel seien für die Insel, antwortete Brumm, dass die Zahl ihrer Ansicht nach gut gewählt sei: dann sei der Betreuungsschlüssel entsprechend höher. Auf die Frage eines Anwohners, was an Wochenenden sei, sagte Brumm, dann fahre nur der Sicherheitsdienst Streife. Bei der Frage, was Bürger bei Problemen mit Geflüchteten tun könnten, verwiesen Brumm und der Bürgermeister auf die Polizei.
  • Warum nicht in Göldern? Auf die Frage einer Frau, warum die Gemeinschaftsunterkunft im Tellerhof und nicht in Göldern gebaut werde, sagte Zoll, dass die Verwaltung in der ganzen Gemeinde gesucht habe. Reichenau habe zum Zeitpunkt der Entscheidung in Göldern kein Grundstück mehr gehabt, das groß genug wäre. Ein Mann monierte, im Tellerhof sei es abends dunkel, und auf der Insel sei keine Polizei stationiert. Monika Brumm sagte auch, dass viele Geflüchtete arbeiten wollen, aber durch die Bürokratie gehemmt seien.
Das könnte Sie auch interessieren
  • Zu laut und viele Feiern? Eine Frau und ein Mann berichteten von schlechten Erfahrungen mit großer Lautstärke, häufigen Feiern oder handfesten Auseinandersetzungen von Flüchtlingen. Andere Bürger berichteten aber auch von gelungenen Beispielen von Integration. Vereine und Ehrenamtliche könnten helfen. Eine Frau sagte, Zerstörungen oder lautes Feiern seien keine Frage der Nationalität.