Wer im Bürgerbus mitfahren will, muss sich anschnallen. Das ist Vorschrift, doch Fahrer Hans-Peter Guldin hilft gern, wie er überhaupt Freude an seinem Engagement hat. "Das macht mir Spaß, ich habe auf meiner Tour donnerstags schon meine zehn bis zwölf Stammkunden", sagt Guldin. Er ist einer von derzeit 28 aktiven ehrenamtlichen Fahrern des Bürgerbuses, die werktags vier Touren durch die Gemeinde fahren. Den, von einem Verein getragenen Bürgerbus gibt es seit rund einem halben Jahr und die Fahrer konnten bereits 5000 Fahrgäste begrüßen. Rund 320 Stunden sind die Fahrer im Monat ehrenamtlich im Einsatz. "Der Zusammenhalt der Fahrer ist toll, wir hatten bisher noch keinen Ausfalltag", erklärt Udo Heggemann, Vorsitzender und Motor des Vereins Bürgerbus 3 Rosen.
Dann geht es auch schon los, vom Edeka-Parkplatz in Rielasingen, Richtung Arlen und Gerhard Müller, ebenfalls Fahrer und zuständig für die Kommunikation im Verein zieht Bilanz. "Wir sind sehr zufrieden, obwohl es auch Zeiten gibt, in denen der Bus leer fährt. Es schwankt sehr stark nach Tageszeit oder zum Beispiel, ob Monatsanfang ist", erklärt er. Doch er hat es sich zur Aufgabe gemacht, für das Angebot zu werben, den Bus noch bekannter machen und die Zahl der Nutzer erhöhen. Wer einmal mit dem Bus gefahren sei, der komme meist wieder.
Der Bürgerbus ist aus dem Seniorenrat heraus entstanden. Die Busse fahren 64 Haltestellen an. Sie sollen es vor allem Älteren, die kein Auto haben oder nicht mehr fahren können, ermöglichen, zum Arzt, zum Einkaufen oder auf den Friedhof zu kommen. Die Gemeinde steht hinter dem Projekt, hat die beiden Busse gekauft und sorgt für deren Unterhalt. Die, die den Bus nutzen, wissen das Angebot zu schätzen. Es gebe viele Senioren, die nicht mehr gut zu Fuß sind oder auch solche, die ihr Auto lieber stehen lassen. Im Bus ist Platz für Rollatoren, Rollstühle und Kinderwägen und es gibt Kindersitze. "Der Bürgerbus hat eine soziale Komponente, er soll dazu beitragen, dass ältere Menschen rauskommen und sich treffen", erklärt Müller. Es gehe aber auch um ein Mobilitätskonzept für die Zukunft. 5000 Menschen die mit dem Bus fahren, seien 5000, die mit ihrem Auto nicht den Ort verstopfen. Es gehe um eine Entlastung der Innenstädte von Verkehr und Abgasen. Gerade steigt Ursula Reiter, die Kassiererin des Vereins, mit ihrem Hund ein. "Ich bin viel draußen. Wenn es regnet fahre ich manchmal ein Stück mit dem Bus, steige aus und laufe nach Hause", sagt sie und zeigt eine andere Nutzungsmöglichkeit des Buses auf. Aussteigen, eine Runde drehen und woanders wieder einsteigen. Gerhard Müller will dies nutzen, und mit dem Schwarzwaldverein in Kontakt treten. Man könne doch kleine Wanderungen anbieten, bei denen man ein Stück laufe und ein Stück mit dem Bus fahre. Bei diesen Wanderungen könnten die Senioren miteinander ins Gespräch kommen, Kontakte knüpfen und für sich neue Möglichkeiten entdecken. Der Bus ist zurück am Parkplatz. Wilma Heggemann steigt ein. Sie nutzt den Bürgerbus gerne zum Einkaufen. Der Bus fahre fast vor der Haustür ab zum Edeka, dort erledige sie ihren Einkauf und fahre mit dem nächsten Bus zurück. "Besser geht es nicht", sagt sie. Erhard Lauer aus Arlen nutzt den Bürgerbus zum ersten Mal. Sein Eindruck ist gut, er will nun öfter einsteigen.
Vereinsvorsitzender Udo Heggemann freut sich sehr über die guten Fahrgastzahlen und die zufriedenen Kunden. "So ein Projekt braucht einen langen Atem und Zeit", sagt er. Als der Bürgerbus nur eine Idee war, hätten manche gesagt, das werde nichts, doch Heggemann ist drangeblieben. Jetzt hat er sogar schon Anfragen aus den Nachbargemeinden. Die Mitglieder wollen den Bürgerbus weiterentwickeln. Welche Haltestellen werden nicht so gut genutzt, in welchen Straßen wäre noch Bedarf?, fragen sie sich. Die Busse sind auch bei besonderen Anlässen wie dem Eisenbahnfest oder dem Weihnachtsmarkt unterwegs. Ein Projekt, das Zukunft hat.
Der Bürgerbus 3 Rosen
Der Verein heißt Bürgerbus 3 Rosen, wegen der 3 Rosen im Wappen von Rielasingen-Worblingen, und hat 140 Mitglieder. Die beiden Kleinbusse mit je acht Plätzen fahren seit dem 1. August von Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr. Sie fahren vier Touren und insgesamt 64 Haltestellen an. Start ist stündlich am Edeka in Rielasingen, jede Tour dauert eine halbe Stunde. Die Fahrt kostet 1 Euro, Kinder 50 Cent, Behinderte und Kinder unter 6 Jahren fahren kostenlos. Es gibt 40 Fahrer, davon 28 aktive, die meisten sind Rentner. Sie haben bisher 1664 Stunden ehrenamtlich gearbeitet.