An der für den Cheftrainer vorgesehenen Stelle klafft bislang eine Lücke. Nur ein Bild von Wasser erscheint auf der Webseite der Schwimm-Sport-Freunde Singen, denn einen Cheftrainer gibt es nicht. Seit Jahresbeginn kümmert sich Bettina Heck parallel zu ihrem Teilzeit-Job darum, dass Kinder wie Jugendliche auf Leistungsniveau schwimmen und bei Wettkämpfen antreten können. Doch im Ehrenamt ist das nicht möglich, wie Vereinsvorsitzender Bernhard Ruh im Gespräch mit dem SÜDKURIER betont: „In der heutigen Zeit finden Sie niemanden mehr, der so viele Stunden parallel zum Hauptberuf leisten kann und mag.“

18.000 Euro soll die Stadt übernehmen

Deshalb sei der Verein seit 2018 im Gespräch mit der Stadtverwaltung, um zu erreichen, dass gemeinsam ein hauptamtlicher Schwimmtrainer eingestellt wird. Dessen Gehalt soll teils von der Stadt übernommen werden. Es geht um insgesamt 36 000 Euro – 18 000 Euro soll die Stadt bezahlen, die andere Hälfte will der Verein mit Mitgliedsbeiträgen und Sponsorengeldern begleichen. „Es kann sein, dass wir die Wettkampfgruppe schließen müssen, wenn der Gemeinderat das ablehnt“, sagt Ruh.

Schon jetzt macht sich nach seinen Angaben die Hängepartie bemerkbar: Wegen der Unsicherheit haben einige Schwimmer den Verein verlassen, das Wettkampfteam ist von bis zu 20 Schwimmern auf rund zwölf geschrumpft. „Aber der Nachwuchs ist da“, betont Ruh, deshalb sei eine Entscheidung des Gemeinderats nun so wichtig. 15 weitere Schwimmer wollen bei Meisterschaften starten.

Starteten bei den Bezirksmeisterschafen (von links hinten) Lisa Gigl, Irina Oklmann, Kerstin Rohr, Nils Weber, Laura Danke, Melanie ...
Starteten bei den Bezirksmeisterschafen (von links hinten) Lisa Gigl, Irina Oklmann, Kerstin Rohr, Nils Weber, Laura Danke, Melanie Heck, Jan Heck, Thomas Wochner, Vanessa Steigauf mit Trainerin Bettina Heck. In der Mitte Hendrik Böttcher, Quinn Söker, Niklas Schmid, Ian Söker, Isabell Lemke, Alessia Speranza, Kevin Scheiermann und Nathalie Hieber sowie vorne Naomie Schieß, Carla Wölfle, Silas Friedrich, Fabio Speranza und Paulina Kampka. | Bild: privat

Ein Novum, das Begehrlichkeiten wecken könnte

Stadt und Gemeinderat tun sich schwer mit dem Anliegen, wie im Ausschuss für Schule und Sport klar wurde: Angesichts eines möglichen Präzedenzfalls soll am Dienstag, 11. Februar, im großen Gremium des Gemeinderats entschieden werden. Die Bedenken sind groß, dass künftig mehrere Vereine einen hauptamtlichen Trainer und eine finanzielle Beteiligung der Stadt Singen wollen. Es sei ein Novum, sagte Angelika Berner-Assfalg (CDU), das Begehrlichkeiten wecken könne.

Bedingung: Leistungsniveau und Jugendarbeit

Um das zu vermeiden, sprechen die Schwimm-Sport-Freunde Singen seit Monaten mit der Stadtverwaltung über Kriterien für eine Förderung. Laut Oberbürgermeister Bernd Häusler gibt es mehrere Knackpunkte: Welche Lizenz der Trainer habe; welche und wie viele Schwimmer bei Wettkämpfen einen Platz auf dem Treppchen ergattern können; und ob der Zuschuss auch erstmal für ein Jahr möglich sei.

Die nötigen Kriterien sind laut Vize-Vorsitzendem Uwe Schmid erfüllt: Ein erfahrener Trainer aus Tirol stehe bereit, um künftig die Schwimmer auf Meisterschaftsniveau zu bringen und zu halten. Betont wurde, dass ein hauptamtlicher Trainer dem Leistungsniveau und der Jugendarbeit verpflichtet sein soll. Der Arbeitsvertrag soll laut Verein allerdings auf zwei Jahre begrenzt werden – denn für ein Jahr würde kaum jemand extra nach Singen ziehen.

Erfolge vorab versprechen? Schwierig.

Jetzt bereits Erfolge versprechen, das konnte und wollte Bettina Heck nicht. Die vorübergehende Trainerin betonte, dass der Qualifikationszeitraum für die Meisterschaften im Frühjahr beginne. Der Nachwuchs habe bereits ein sehr hohes Niveau und einige Titel erreicht: Mehrere Meister und Vizemeister bei Süddeutschen Meisterschaften, einige waren in der Liste der zehn besten Schwimmer Deutschlands. Für weitere Erfolge brauche es Förderung und Zeit. Einige der Talente, die zwischenzeitlich woanders trainieren, hätten ihre Rückkehr in Aussicht gestellt.

Das könnte Sie auch interessieren

Warum die Schwimm-Sport-Freunde überhaupt einen neuen Trainer brauchen. Und das dringend.

Ein Personalwechsel hat die Schwimm-Sport-Freunde vor einigen Monaten in ein Tief gestürzt, wie es Hans-Peter Storz (SPD) ausdrückt: Der bisherige Cheftrainer Norbert Mayer beendete sein Ehrenamt 2018, für 2019 übernahm Kevin Laule. Schon da sei klar gewesen, dass das im Ehrenamt langfristig nicht mehr machbar ist, sagt Vereinsvorsitzender Bernhard Ruh und erklärt: „Das ist ein riesen Aufwand.“

An fünf Tagen pro Woche sind die Kinder und Jugendlichen für zwei Stunden im Wasser, wobei mittwochs zusätzlich noch vor der Schule und am Samstag doppelt so lange trainiert wird. Dazu kommen Trainingsvorbereitung samt individueller Pläne und die Wettkämpfe – vor zwei Wochen waren beispielsweise die Bezirksmeisterschaften in Singen, am vergangenen Wochenende ging es zum nächsten Wettkampf nach Villingen. Diesen Aufwand habe Kevin Laule nicht mehr stemmen können, weil er zum Jahreswechsel sein Referendariat begonnen habe. „Wenn man Leistungssport möchte, kommt man um Hauptamtlichkeit auch nicht herum“, betont Bettina Heck.

Das könnte Sie auch interessieren