Enteignungen von renditegetriebenen Wohnbaugesellschaften als Antwort auf die Wohnungsnot? Das bringt nichts, weil dadurch keine einzige neue Wohnung entsteht.

Und doch ist die Forderung verständlich, denn sie ist zutiefst menschlich. Sie ist die Quittung für einen zynischen Umgang mit Menschen, die bei einem Grundrecht abgezockt werden. Gier ist gemein und niemand darf sich über entsprechende emotionale Reaktionen wundern – selbst wenn sie ökonomisch und politisch keinen Sinn ergeben.

Wie sehr das bundespolitische Thema das Gerechtigkeitsempfinden beeinflusst, wird an der Diskussion im Singener Gemeinderat deutlich. Die jüngste Debatte wurde in Teilen geführt, als wären die Singener Verhältnisse so wie in Berlin. Das sind sie aber nicht. Klar, auch hier haben Bauherren nichts gegen Rendite, aber zumeist geht es um sinnhafte Geldanlagen und nicht um Abzocke. Dass also vorerst auf die vorhandenen Genossenschaften als Partner bei der Behebung des Wohnungsmangels gesetzt wird, ist eine kluge Entscheidung.