Bittlingmaier, Albert
Herr Wochner, erläutern Sie bitte Zweck und Ziele des Jugendfördervereins?

Aufgrund der Initiative der Stadt Singen und der Bereitschaft der Fußballvereine in Singen haben sich neun Stammvereine entschlossen, zur Gestaltung einer gemeinsamen sinnvollen Jugendarbeit, einen Jugendförderverein zu gründen. Ziel dieser Partnerschaft ist es, durch die Bündelung der Kräfte sowohl den Breitensport als auch den Leistungssport in den Altersklassen der D- bis A-Junioren zu fördern. Durch den Einsatz von qualifizierten Trainern und Betreuern sollen die Spieler entsprechend ihrer individuellen Fähigkeiten ausgebildet werden. Ein weiteres Ziel ist es, die in Singen vorhandenen Talente zu halten und langfristig an die Stammvereine zu binden. Neben dem Ziel der Verbesserung der sportlichen Fähigkeiten wollen wir unseren Beitrag zur Persönlichkeitsbildung der Kinder und Jugendlichen leisten. Zusammengefasst: Jedes Kind, das in Singen wohnt oder zur Schule geht, und Fußball spielen will, sollte und wird im Jugendförderverein Singen seinen Platz finden und wird seinem Können und seinem Engagement entsprechend individuell nach einem einheitlichen Konzept gefördert.

Wie schwierig war es im Vorfeld, den Vereinen das Konzept zu vermitteln und sie zum Mitmachen zu bewegen?

Im Januar 2015 hatten wir das erste Treffen mit den Vereinsvertretern der Fußballvereine. Das Interesse und die Bereitschaft für das gemeinsame Vorhaben waren von Anfang an vorhanden. Wir hatten insgesamt acht gemeinsame Treffen. Beim vierten Treffen im August 2015 kam es dann zur grundsätzlichen Einigung ab der Saison 2016/17 zu starten.

Welche waren die größten Bedenken und wie konnten sie ausgeräumt werden?

Die größten Bedenken der Vereine waren, die eigene Identität zu verlieren. Außerdem waren manche Vereine skeptisch, dass nicht alle gleichmäßig von dem Konzept profitieren. Letztendlich konnten die meisten davon überzeugt werden, dass durch die Anhebung der Qualität in der Ausbildung alle Vorteile haben werden. Die Schwierigkeit der Vereine, alle Altersklassen in der Jugend auf Dauer mit guten Spielern zu besetzen, hat dabei sicher eine Rolle gespielt.

Außerdem betreiben die Stammvereine weiterhin Jugendarbeit, da die Altersstufen Bambini bis E-Junioren nicht unter dem Label JFV laufen. Aber selbstverständlich werden wir auch mit diesen Kindern und deren Trainern und Betreuern in einem regen Austausch stehen.

Warum beteiligt sich der ESV Südstern nicht an der Sache?

Der ESV hatte die größten Bedenken, die eigene Identität zu verlieren. Der ESV hat uns aber die Zusage gegeben, Talenten, die im JFV spielen wollen, keinen Stein in den Weg zu legen. Wir gehen davon aus, dass in ein oder zwei Jahren der ESV auch beim JFV mitmachen wird.

Was ist das Hauptziel des gemeinsamen Vereins?

Das Hauptziel ist derzeit, den JFV zum 1. Juli zum Laufen zu bringen. Wir wollen dem JFV bis dahin eine administrativ und sportlich optimale Struktur verpassen, was angesichts der verschiedenen Standorte, der bisherigen Handhabung und der vielen Vereine für uns alle eine echte Herausforderung darstellt. Ansonsten darf ich auch die Antwort zur Frage 1 verweisen.

In welchen Bereichen könnte es die größten Probleme geben?

Es wird sehr, sehr wichtig sein, die verschiedenen Vereinskulturen in eine neue, gemeinsame und abgestimmte Vorgehensweise zu bündeln. Von großer Bedeutung wird auch sein, die einzelnen Persönlichkeiten, die derzeit in den Vereinen unwahrscheinlich viel leisten, für die gemeinsame Sache zu begeistern und in das einheitliche (sportliche) Konzept einzubinden.

Wie bewerten Sie die Unterstützung der Stadt Singen?

Die Unterstützung durch die Stadt Singen ist vorbildlich. Ohne das Engagement unseres Oberbürgermeisters, der Bürgermeisterin und Bernd Walz vom Sportamt hätten wir die Gründung des JFV nicht geschafft. Für den finanziellen Beitrag möchte ich mich bei der Stadt und beim Gemeinderat besonders bedanken. Das Interesse von Stadträten in der Gründungsphase ist ebenfalls positiv hervorzuheben. Die Unterstützung des Sportausschusses in der Person von Roland Brecht ist super. Es macht einfach Spaß in der Sportstadt Singen zu arbeiten.

Wie ist momentan Stand der Dinge, welche großen Aufgaben gilt es noch zu lösen?

Unser Sportlicher Leiter Dirk Sommer ist derzeit dabei, Spiele und Trainingseinheiten aller unserer Jugendmannschaften zu beobachten. Er will sich einen Überblick über das Spielerpotential und die Trainer bei ihrer Arbeit verschaffen. Außerdem finden derzeit viele Gespräche statt, um die Trainerteams für die kommende Saison zusammenzustellen. Die Trainer, die tagtäglich mit unseren Jugendlichen arbeiten, haben eine eminent wichtige Aufgabe und zentrale Bedeutung in unserem Konzept. Besonders erwähnen möchte ich das große Interesse und die Bereitschaft der bisherigen Trainer und Betreuer, sich für unsere neue gemeinsame Sache einzusetzen. Zusammen mit einigen neu gewonnenen externen Trainern sollten wir da für die Saison 2016/17 gut aufgestellt sein. Der übrige organisatorische Aufwand wird uns alle noch in den nächsten Wochen und Monaten fordern.

Wie sollte der Singener Fußball in einigen Jahren idealerweise aussehen?

Ich könnte es mir einfach machen und auf das Vorbild SC Freiburg verweisen. Hiervon sind wir allerdings noch meilenweit entfernt. Wir vom JFV Singen wollen den Anfang machen mit einer guten Ausbildung unserer Jugendspieler. Außerdem wollen wir in Zukunft unsere Talente halten und versuchen, Singener Talente, die in der Vergangenheit zu anderen Vereinen abgewandert sind, zurückzuholen. Die Zukunft wird von der Philosophie in den Vereinen abhängen. Das Hauptproblem hierbei ist das zu geringe Engagement von Persönlichkeiten mit Visionen und Führungsqualitäten in den Vereinen. Ich beschäftige mich seit Jahren damit, wie wir die Eltern unserer Kinder zu mehr Mithilfe bei Vorstandsaufgaben bewegen könnten.

Welchen Vorteil haben die kleineren Vereine von dieser Fusion im Nachwuchsbereich?

Ein großer Vorteil ist der Nachweis der eigenen Jugendarbeit für den Fall des Aufstiegs in die Bezirksliga. Wenn wir das Niveau insgesamt anheben werden alle Vereine davon profitieren.

Welche Hoffnungen verknüpfen Sie persönlich mit dem neuen Konzept?

Zunächst freue ich mich, dass wir den Verein zur Gründung gebracht haben. Wir sind bereits im Vereinsregister eingetragen und haben die Gemeinnützigkeitsbescheinigung des Finanzamts erhalten. Damit haben wir die formellen Hürden gemeistert. Dann bin ich froh über unseren neunköpfigen Vorstand, damit wir die Arbeiten auf mehrere Schultern verteilen können. Was mich zuversichtlich stimmt ist die Überzeugung sämtlicher Vorstandsmitglieder von dem Konzept und dem Herzblut, mit dem wir derzeit täglich daran arbeiten, das „Kind“ zum Laufen zu bringen. Ich persönlich möchte meinen Beitrag dazu leisten, dass wir in einigen Jahren sagen können, wir in Singen haben etwas Großartiges auf den Weg gebracht. Dies wird nur durch die Leistung eines starken Teams möglich sein. Wir hoffen auf die Unterstützung der Unternehmen in Singen. Die bisherige Resonanz stimmt uns sehr positiv. Die Zustimmung in der Stadt zu unserem Konzept ist überaus positiv.

Fragen: Albert Bittlingmaier

 


Zur Person

Siegfried Wohner, 68 Jahre alt, verheiratet, zwei Töchter und fünf Enkel; Umzug von Dinkelsbühl/Bayern aus beruflichen Gründen nach Singen; von September 1975 bis 2009 tätig als selbständiger Steuerberater bei WSW Wohner, Lang + Partner, Steuerberatungsgesellschaft und Wirtschaftsberatung; Mitglied bei der DJK Singen, Abteilung Fußball seit August 1975, von 1975 bis 1987 aktiver Spieler, von 1984 bis 2000 Abteilungsleiter; seit Juli 2012 Jugendtrainer, Aus- und Fortbildungsleiter, seit September 2014 2. Stellvertretender Abteilungsleiter; seit 04.04.2016 Gründungsmitglied und Stellvertretender Jugendvorstand im JFV Singen.