Nicola Westphal

Er deckt sie auf, die Kuriositäten aus Wirtschaft und Politik. Er nähert sich Themen wie Digitalisierung und Alltagserlebnissen, indem er Fakten auf den Kopf stellt und Betrachtungsweisen ändert, ebenso kritisch wie lustig. Der Kabarettist Mathias Tretter lieferte am Donnerstagabend in der Gems ab.

Sein Programm war straff. Mit seinem neuen Programm „Pop“ ließ er kaum ein Thema des klassischen Kabaretts aus, spannte den Bogen von Trump über die AfD bis hin zum Journalismus. Immer wieder hielt er imaginäre Zwiegespräche, mit seinem Kind, mit seiner Frau, aber vor allem mit seinem bekifften, am Leben und der Lehre gescheiterten Philosophenfreund Ansgar.

In den USA hielten es viele für eine gute Idee, einen ungebildeten Präsidenten zu wählen

Mit grenzdebilem Grinsen und pantomimisch den Joint zwischen Daumen und Zeigefinger schwenkend, sinnierte Ansgar über die Vorstellung, eine eigene Partei zu gründen. „Pop“, die „Partei ohne Partei“. Tretter kritisierte Dilettanten und Rechtspopulisten, die Stimmung gegen die kulturelle und intellektuelle Elite schüren. Als Beispiel nannte er die USA, in der sich ein Gros der Bevölkerung für die Wahl eines ungebildeten Präsidenten entschieden hat.

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Tretters Stilmittel ist die Rebellion, die Provokation. Wenn er im Internet mit den Worten „Wenn ich Tretter sehe, könnte ich kotzen“, angegriffen wird, freue er sich, denn solch persönliche Zeilen gebe es sonst nur am Muttertag, sagt er.

Der über einmeterneunzig große Mann im grauen Anzug steht mit androgyner Frisur und blutrotem Lippenstift auf der Bühne. Eine Hommage an David Bowie und dessen Liebe am Spiel mit den Geschlechterrollen? Auf jeden Fall erregt er damit Aufmerksamkeit.

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Das Programm „Pop“, könnte ebenso für „Politkomik ohne Predigt“ stehen. Tretters Widerstandsgeist ist spürbar, er hat eine Botschaft, rüttelt auf, regt zum Denken an, gibt Impulse. Schade, dass ein solch intelligentes Kabarett nur knapp 70 Zuschauer in die Gems zog.