Für diesen neuen Grundsatzbeschluss brauchten die Gemeinderäte am Dienstagabend nicht lange zu überlegen: Einstimmig entschieden sie sich dafür, die Kita Bruderhof in den ohnehin geplanten Neubau in der Nordstadt zu integrieren. Damit spart sich die Stadt vorerst einen Ersatzneubau für die bestehende Bruderhof-Kita mit ihren beiden Gruppen und findet eine Lösung für das bisherige Provisorium: Krippe, Kindergarten und Familienberatung sind bislang an drei Standorten entlang der Bruderhofstraße verteilt. Jetzt kann in der Verlängerung zur Fichtestraße eine große Kita mit Platz für sechs Gruppen entstehen, vier für Kindergarten und zwei für Kleinkinder. Die Stadt rechnet laut Sitzungsvorlage mit 60 bis 70 neuen Betreuungsplätzen. Damit sei eine gute Perspektive für die Zukunft gegeben, sagte Bürgermeisterin Ute Seifried vor Vertretern vom Ausschuss für Jugend, Soziales und Ordnung sowie vom Ausschuss für Kultur und Sport sowie Schule.

Klein und kuschelig wird die neue Kita Bruderhof nicht.

Das Gebäude sei 70 Meter lang, erläuterte Seifried. Bei der Planung hätten sie auf viele Vorgaben wie Sportflächen und Bäume achten müssen. Der Neubau soll in Modulbauweise errichtet werden – die Kosten seien gleich, erklärte Ute Seifried, doch die Bauzeit sei kürzer. Architekt Volkmar Schmitt-Förster schätzte, dass drei bis vier Monate dadurch eingespart werden können. Er hält eine Eröffnung Mitte 2021 für möglich. Für detaillierte Auskünfte sei es aber noch zu früh: Mit dem Beschluss des Ausschusses sei die Planung freigegeben, erklärt er.

Kosten auf fünf Millionen Euro geschätzt

Das Gebäude wird ohne Ausstattung und Außenanlagen bei mittlerem Ausbaustandard voraussichtlich fünf Millionen Euro kosten. Auf die Haltbarkeit habe die Bauweise vermutlich keine Auswirkungen, erklärte der Architekt auf Nachfrage in der Sitzung: Solche Bauten seien auf 30 Jahre ausgelegt und würden meist länger halten. In einem Modulbau herrschten andere klimatische Verhältnisse, doch beides habe Vor- und Nachteile.

Kitaleiterin: Bislang unglaublicher Spagat nötig

Immer wieder waren in den vergangenen Jahren über einen Ersatzneubau für die Bruderhof-Kita gesprochen worden. Die räumlichen Bedingungen dort seien schwierig, schilderte Leiterin Nicole Grison in der Sitzung: „Es ist ein unglaublicher Spagat, allen und allem gerecht zu werden.“ Aktuell sei die Situation sehr beengt. Die Kinderkrippe habe etwa keinen eigenen Personalraum und nutze vorübergehend das Konrektoren-Zimmer der Bruderhofschule, damit Mitarbeiter sich besprechen und vorbereiten können. Weil zur Mittagszeit der Bewegungsraum zum Schlafraum wird, fehle den Kindern außerdem Platz zum Toben – nicht jedes mache Mittagsschlaf. Auch die Wege zwischen Kita, Krippe und Familienberatung seien teils lang. „Wir freuen uns, dann in ganz anderen Standards und Dimensionen arbeiten zu können“, warb Nicole Grison um Unterstützung für den gemeinsamen Neubau und erntete dafür lauten Applaus von der Zuschauertribüne, die mit zahlreichen Erziehern besetzt war. Nicole Grison soll laut Bürgermeisterin Seifried auch die neue, große Kita leiten.

Das könnte Sie auch interessieren

Räte: Schnelle, gute Lösung. Aber bitte weitermachen

Viel Werbung für das Projekt brauchte es gar nicht, wie Isabelle Büren-Brauch (Grüne) sagte. Sie habe nicht mit einer so schnellen, guten Lösung gerechnet. „Ich bin heilfroh, dass eine Lösung gefunden ist, wo wir beiden gerecht werden können“, sagte auch Regina Brütsch (SPD) – zugunsten eines größeren Neubaus und mehr neuen Gruppen hätte die Bruderhof-Kita bislang auf einen Ersatzneubau warten müssen. Hubertus Both (Freie Wähler) nannte es einen ersten Schritt in die richtige Richtung, nachdem die Arbeitsbedingungen bislang eine Zumutung seien. Er warnte aber davor, sich vorschnell zurückzulehnen: Mit einem Neu- und einem Ersatzbau wären mehr Betreuungsgruppen entstanden. „Wir sind noch lange nicht am Ende“, bestätigte Bürgermeisterin Ute Seifried.

Das könnte Sie auch interessieren