Singen – Im vierten Jahr der Vesperkirche zeigt sich einmal mehr, dass dieses Projekt zahlreiche Menschen aus verschiedenen Schichten erreicht und von Singen nicht mehr wegzudenken ist. Täglich kommen rund 300 Gäste zum Mittagstisch. 700 ehrenamtliche Helfer insgesamt sind im Einsatz. Wenn es nach den Wünschen der Besucher ginge, würde die 15-tägige Vesperkirche mindestens doppelt so lange dauern. Dies wurde in Gesprächen deutlich.
Viele Alleinstehende unter den Gästen
"Wir haben eine gleichbleibend gute Resonanz und sind sehr zufrieden", stellt Andrea Fink-Fauser schon nach der ersten Woche fest. Auffallend sei die stetig steigende Zahl der Alleinstehenden unter den Gästen. "Es gibt hier offenbar viele Menschen, die von Einsamkeit betroffen sind", sagt die Pfarrerin. Auch Besucher berichten über entsprechende Erfahrungen: "Die Frau, mit der ich am Tisch saß, war froh, eine Gesprächspartnerin gefunden zu haben und so haben wir uns gleich wieder für den nächsten Tag verabredet", sagt Petra Martin-Schweizer. Die Tischnachbarin von Michael Wortmann hatte ebenfalls ein großes Erzählbedürfnis. "Es war ein intensives Gespräch, bei dem sie mir viel aus ihrem Leben erzählt hat", betont er.
Lions-Club vermittelt Langzeitarbeitslosem eine Stelle
Was im Alltag oft nicht funktioniert – das zwanglose Gespräch mit Menschen quer durch alle Schichten – scheint in der Vesperkirche kein Problem zu sein, wie von allen Seiten bestätigt wird. "Es gibt keine Berührungsängste – das spüren wir jedes Mal", betont Jürgen Gabele vom Lions-Club Radolfzell-Singen, einer der größten Unterstützer der Vesperkirche. Im vergangenen Jahr habe ein Gespräch mit einem Gast positive Folgen gehabt. "Der Mann war seit 20 Jahren arbeitslos. Durch Kontakte konnten wir ihm eine Stelle vermitteln", sagt Lions-Präsident Markus Kümmerle.
Die Vesperkirche sei die Hauptaktivität des Clubs. "Wir sind mit größter Begeisterung dabei", erklärt er. Neben einer Spende von 4750 Euro für Essen, Getränke, Reinigung der Tischdecken und Beschaffung von 50 Schürzen kam erneut der persönliche Einsatz zur Halbzeit der Vesperkirche hinzu. 35 Mitglieder samt Ehefrauen bedienten die Gäste und stellten die erforderlichen, fast 40 Kuchen zur Verfügung.