Singen Mit einem Augenzwinkern eröffnet Arthur Kell das Konzert im Singener Jazzclub. Der New Yorker Jazzbassist zeigt sich nicht nur als virtuoser Musiker, sondern auch als humorvoller Gastgeber: „Wir kommen gerade aus Breslau, Dublin und Graz. Da haben wir jeden Abend geübt.“ Im Gepäck hat er ein neues Programm und eine frische Bandbesetzung. Sein Speculation Quartett hebt sich instrumental deutlich von früheren Projekten ab. Kell, der auf früheren Alben vor allem Saxophonklänge favorisierte, schlägt nun einen anderen Weg ein. Neuerdings setzt er auf doppelte Gitarrenbesetzung – nach dem Motto: Je mehr Saiten, desto mehr Schwung. Neben Brad Shepik, der bereits auf den Alben „Jester“ und „Victoria“ mitwirkte, gehört nun Nate Radley dazu. Auch er kann mittlerweile als fester Bestandteil der jungen Jazzszene in New York betrachtet werden. Komplettiert wird das Ensemble durch Schlagzeuger Allan Mednard. Dass ein Bassist als Bandleader agiert, ist im Jazz eher unüblich. Kell aber füllt diese Rolle mit Leichtigkeit. Mal hält er sich zurück und teilt sich das rhythmische Fundament mit Mednard, mal tritt er aus dem Hintergrund hervor und übernimmt die melodische Führung. Während die Klanggestaltung durchgehend zugänglich bleibt, sorgt besonders das Schlagzeug für rhythmische Raffinesse. Mednard spielt mit den Zählzeiten, verschiebt Akzente und verleiht durch schnellen Groove einen antreibenden Charakter. Darüber schweben die Gitarren, die mit eingängigen Linien überzeugen. Es entsteht eine leichte, fast sommerliche Atmosphäre. Das wird durch Stücke wie „Pisciotta Blue“ verstärkt, benannt nach einer italienischen Küstenstadt, in der Kell einst unterrichtete. Mediterrane Motive machen das Stück zu einem der Höhepunkte auf der Gems-Bühne. Doch auch ältere Werke finden ihren Platz im neuen Gewand. „Dada“, bereits vor zwei Jahren komponiert, erzeugt in dieser Besetzung mehr als gute Laune und lädt zum Tanzen ein. Zwischen den Stücken bleibt Kell Zeit für launige Kommentare. Er scherzt: „Wenn man zwei Gitarristen hat, lernt man mit dem Publikum zu interagieren. Sie brauchen ja immer wieder Zeit zum Nachstimmen.“
Singen
Arthur Kell bringt New Yorker Jazz nach Singen
Gitarren schafft eine leichte,
fast sommerliche Atmosphäre
