Regina Vetter ist begeisterte Rennradfahrerin und oft quer durch den Hegau unterwegs. Sie hat die Radwege für den SÜDKURIER unter die Lupe genommen und berichtet, wo im Radverkehr der Schuh in Singen und den Ortsteilen drückt und wo es richtig gut rollt. Sie nennt Beispiele: Etwa den Radweg entlang der Remishofstraße zwischen der Beethovenstraße und dem Kreisel bei der Bruderhofstraße. „Die Auf- und Abgänge, gerade wenn man ortsauswärts unterwegs ist, sind so unglücklich gestaltet, dass es beim Passieren der Querstraßen durchaus schmerzhaft werden kann“, beklagt sie.

Mängel immer der Stadt melden

Dr. Manfred Lehn, Vorstandsmitglied des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) im Landkreis Konstanz und Sprecher der Singener Ortsgruppe, gibt der Regina Vetter recht: „Die Absenkungen bei den Querungen sind zu hoch und daher auch nicht fahrradfreundlich“, bestätigt er. Der ADFC engagiere sich seit jeher für Verbesserungen im Radverkehrsnetz. „Wir als ADFC haben hier die Möglichkeit das Thema im Arbeitskreis Rad- und Fußgängerverkehr anzusprechen und zu diskutieren“, erklärt Lehn. Die Stadt Singen habe bei solchen Angelegenheiten stets ein offenes Ohr und sei bemüht, eine Lösung zu finden, sagt Manfred Lehn.

Die Singener Baubehörde engagiert regelmäßig eine Spezialfirma, die zu hohe Bordsteine abfräst, bestätigt auch Petra Jacobi, Radbeauftragte der Stadt Singen. „Wir gehen immer mal wieder mit der Firma durch die Stadt und führen Ausbesserungen aus, wenn nötig“, so Jacobi im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Manfred Lehn gibt dazu folgenden Ratschlag: „Am besten solche Dinge immer direkt bei der Stadt melden oder die Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club informieren, die die Infos dann weiter gibt und kontrolliert.“

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Als besonders kritisch für Radfahrer wird die viel befahrene Freiheitstraße in Singen gesehen. Radlerin Anita Fendrich aus dem Ortsteil Friedingen hat einen einfachen Tipp für Ortskundige. „Wer sich in Singen gut auskennt, der kann auf wenig befahrene Straßen ausweichen, wie zum Beispiel auf die Theodor-Hanloser-Straße statt auf die Freiheitstraße“, sagt sie. Für ortsfremde Menschen führe die Beschilderung jedoch zwangsläufig durch die Freiheitstraße.

Das sei für Fendrich ein unhaltbarer Zustand, denn viele Autofahrer würden oft nur mit knappem Abstand überholen. „Es fehlt also nicht unbedingt überall an Radwegen, sondern an der Beschilderung, die Radfahrer über sicherere Straßen leiten“, ist Anita Fendrich überzeugt. „Außerdem kann ich nur jedem Radfahrer raten, nicht ganz knapp rechts zu fahren, sondern mit großzügigem Abstand zum Fahrbahnrand“, so Fendrich weiter. „So können sich die Autofahrer nicht an einem vorbeidrücken, sondern nur überholen, wenn die Gegenfahrbahn frei ist.“

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Auch die kleine Straße von der Remishof-Aachbrücke nach Hausen ist für Regina Vetter eine Gefahrenstelle. Warum? „Ab der Rechtskurve in Richtung Hausen ist diese mit sehr holprigem Belag bedeckt. Dort gehört dringend ein glatter Belag aufgebracht“, findet sie. Dem stimme auch Manfred Lehn zu. „Das war früher ein sogenanntes Promillesträßchen von Singen nach Hausen und ist zwischenzeitlich für den Auto-Durchgangsverkehr gesperrt“, weiß er. Die Straße werde offiziell nicht mehr genutzt, sagt Lehn. Er vermute daher, dass der Fahrbanhbelag nicht erneuert werde.

Radbeauftragte Petra Jacobi sagt auf Nachfrage des SÜDKURIER, dass die größten Löcher schon behoben seien. Laut Gemeinderat Dr. Benedikt Oexle (SPD) eigne sich diese Trasse für eine Anbindung der vier nördlichen Ortsteile für Fahrräder und Leichtfahrzeuge bis 45 Kilometer pro Stunde. Laut Manfred Lehn habe Oexle in diesem Zusammenhang bereits einen witterungssicheren Ausbau der Straße vorgeschlagen. Auch hier sei die Stadt Singen schon einen Schritt weiter, sagt Jacobi.

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„Gerade für touristische Radfahrer, die nicht ortskundig sind, sind solche Ausbesserungen wichtig“, sagt sie. Randmarkierungen sollen angebracht, Fahrradstraßen besser beleuchtet werden. Und auch alternative Parallelrouten sollen künftig angeboten werden. „Das alles ist im Rahmen eines Radverkehrskonzeptes berücksichtigt, das wir ausgearbeitet haben und nach und nach umsetzen wollen“, erklärt die Radbeauftragte.

Zwei neue Fahrradstraßen für Singen

In Singen sollen bald zwei neue Fahrradstraßen entstehen und die bisherige von der Nordstadt in die Innenstadt ergänzen. Dabei führt eine Fahrradstraße vom Zentrum in die Südstadt: Beginnend an der Rielasinger Straße über die Julius-Bührer-Straße soll sie weiter in die Maggistraße über die Lange Straße in die Worblinger Straße führen.

Laut der Radverkehrsbeauftragten Petra Jacobi soll die Rechts-vor-links-Regel aufgehoben werden und die Bevorrechtigung durchgängig mit Vorfahrtsregelungen in Einmündungsbereichen erhalten bleiben. Die zweite Fahrradstraße führt aus der Weststadt ins Zentrum: Sie soll von der Schaffhauser Straße über die Roseneggstraße und die Schlachthausstraße bis zur Hauptstraße führen.

In Singen sind neue Fahrradstraßen in Planung. Eine soll die Innenstadt mit dem westlichen Teil Singens verbinden. Die andere die ...
In Singen sind neue Fahrradstraßen in Planung. Eine soll die Innenstadt mit dem westlichen Teil Singens verbinden. Die andere die Südstadt mit dem Zentrum. | Bild: Matthias Güntert

Auch Ursula und Gernot Geiger sind in ihrer Freizeit oft mit dem Rad unterwegs. Meist ist das Ziel irgendwo entlang des Bodensees. Startpunkt ist aber immer Volkertshausen, wo sie auch wohnen. Sich in der Natur aufzuhalten und am Wochenende auf Radtour zu gehen, ist für sie ein guter Ausgleich zum stressigen Alltag, sagen sie im Gespräch mit dem SÜDKURIER. „Wir genießen es gerade bei gutem Wetter längere Fahrten zu unternehmen“, so das Paar. „Oft nehmen wir unseren Enkelsohn mit. Der freut sich immer auf die Ausflüge.“