Singen „Ich liebe Absurdes und Überspitztes. Ungeschickte Bösewichte, mit denen man Mitleid empfindet, sind herrlich“, so Niklas Schüler, eines der neuen Gesichter im Ensemble des Kneipentheaters Färbe in Singen zu seinen Lieblingscharakteren. Bereits seit Oktober vergangenen Jahres spielt er auf der Färbe-Bühne. Man konnte ihn bereits in mehreren Stücken, wie in der Inszenierung von Andreas von Studnitz „Das Brautkleid“, in der Komödie „Familie Braun“ oder aktuell im Stück „Ein Winter unterm Tisch“ des Autors Roland Topor sehen.

Der gebürtige Berliner machte nach seinem Abitur erst einmal eine ganz bodenständige Ausbildung im Garten- und Landschaftsbau. „Ich hatte immer wieder Berührungspunkte in meinem Leben mit Schauspiel. Aber ich wollte zuerst etwas Anständiges machen“, so der 31-Jährige. Nach fünf Jahren in dem Beruf orientierte er sich neu und entschloss sich für ein Lehramtsstudium. „Während ich dann studierte, um Lehrer zu werden, arbeitete ich an einer kleinen Bühne in Berlin. Hier hatte ich viel Kontakt mit der Kunst und den Personen dahinter und realisierte, dass es nicht nur abgehobene Träumer sind. Die harte Arbeit imponierte mir und ich beschloss vorzusprechen“, so die Beweggründe zu dieser Berufsentscheidung und dem Entschluss, die Zusage zur Schauspielausbildung auch anzunehmen. Im Alter wollte er es sich nicht vorwerfen, es nicht wenigstens versucht zu haben. Er überzeugte an der Schauspielakademie in Zinnowitz und ist so nach vier Jahren Ausbildung zum Schauspiel gelangt, wo er noch bis 2022 engagiert war. Danach ging es direkt weiter an die deutsche Bühne in Ungarn, wo er in der Tragödie „Woyzeck“ als Doktor mitwirkte oder auch in der Hauptrolle der Kinderkomödie „Des Kaisers neue Kleider“.

2024 führte dann der Karriereweg gerade nach Singen und zur Färbe. „Ich wollte nach meinen zwei Jahren in Ungarn wieder in die deutsche Theaterlandschaft. Ich versuche auch möglichst viele verschiedene Theater und Gegenden kennenzulernen. Die Färbe hier in Baden-Württemberg war perfekt. Eine neue wunderschöne Umgebung mit neuen spielerischen Herausforderungen“, berichtet Niklas Schüler. Das Durchdringen der Emotionen, das Verstehen, warum Menschen, wie handeln, Körpersprache verstehen, Lernen, wie man selbst auf andere wirkt, das Beschäftigen mit vielen verschiedenen Texten und Gedanken – das ist für ihn das Faszinierende an der Schauspielerei. Eine große Vertrautheit und ein starker Zusammenhalt macht für ihn das Besondere, gerade bei einem so kleinen Ensemble, aus. Er möchte auch, dass sich das Theater für viel mehr Menschen öffnet. Und welches Stück fehlt ihm noch im Repertoire? „Baal von Brecht. Und ich habe noch nie Tschechow gespielt. Das wären tolle Herausforderungen“, so Schüler.