Singen – „Ich habe verschiedene Stationen probiert und habe nichts geschafft.“ So lautete das Fazit einer Teilnehmerin des Demenz-Parcours im Wichernsaal der evangelischen Lutherpfarrei. Das Aktionsbündnis Demenz hatte diesen mit dem Titel „Hands on Dementia“ zum Anfassen, Ausprobieren und Einfühlen aufgebaut. An elf Stationen wurde ein ganz normaler Tag simuliert, den man spielerisch durchlaufen konnte, um sich besser in Menschen mit Demenz einfühlen zu können. Es sei total frustrierend gewesen, berichtet oben genannte Teilnehmerin weiter. Sie habe gemerkt, dass ihr diese Fähigkeiten auf keinen Fall verloren gehen dürfen – umso mehr sei es ihr richtig wichtig, jetzt was für ihr Gehirn zu tun und auch mit anderen zusammen zu üben und spielerisch zu trainieren.

„Das Thema Demenz ist so präsent wie nie zuvor. Nahezu jeder von uns kennt inzwischen Betroffene oder deren Angehörige, vielen von uns sind Menschen mit Demenz bereits persönlich begegnet. Es geht uns alle an“, betont Heike Lutz vom Aktionsbündnis Demenz. Wissen erleichtere die Kommunikation und den täglichen Umgang. Es sei nicht einfach zu verstehen, was Menschen mit Demenz bewegt und was ihr Handeln bestimme. Aber das Verstehen sei der Schlüssel in die Welt eines Menschen, der nicht nur vergesslich ist.

„Durch das Erleben der eigenen intensiven Emotionen im Parcours kann ein besseres Verständnis für den Erkrankten entwickelt werden. Und es ist gerade in den schwierigen Situationen des Alltags enorm hilfreich und entlastend, Menschen mit Demenz mit mehr Empathie zu begegnen“, so Lutz.

Ein Teilnehmer äußerte zum Demenz-Parcours: „Ich fand es lustig, dass mir die Leseübung gelang – aber ich merkte, dass ich mich unter Druck setzte, schneller zu werden. Das Feingefühl hat mir durch die großen Arbeitshandschuhe total gefehlt. Das hat mich schon frustriert und ich fragte mich: Wieso klappt das nicht?“ Insgesamt habe der Parcours auch dazu beigetragen zu verstehen, warum sich Betroffene zurückziehen und isolieren.

Doch wie genau funktioniert der Demenz-Parcours? Hands-on Dementia simuliert die Symptome einer Demenz. Der Demenzsimulator führt durch einen ganz gewöhnlichen Tag in insgesamt 13 alltäglichen Situationen. Vom Anziehen bis zum Abendessen können Personen, die nicht an Demenz erkrankt sind, erleben, wie sich die Symptome einer Demenz anfühlen. Die Teilnehmenden werden eigene Grenzen erfahren, Unbehagen empfinden und das eigene Unvermögen erleben. Das führt zu negativen Gefühlen, so wie bei Menschen mit Demenz an jedem Tag. Durch das Erleben der eigenen intensiven Emotionen entwickelt sich ein besseres Verständnis für den Erkrankten. Und es ist gerade in den schwierigen Situationen des Alltags enorm hilfreich und entlastend, Menschen mit Demenz mit mehr Empathie zu begegnen.

Der Demenzsimulator besteht aus 13 Alltagssituationen mit jeweils einem Anleitungsheft und Begleitmaterial. Jedes Anleitungsheft beginnt mit der Geschichte von Erna Müller. Zum Abschluss einer Alltagssituation folgt stets eine kurze Information: Wissenswertes zur Symptomatik einer Demenz. Dies ersetzt keine ausführliche Information und nicht die individuelle Beratung.

In einem Vortrag erläuterten Gabriele Glocker vom Seniorenbüro und Andrea Oppermann vom Caritasverband Singen-Hegau Möglichkeiten, der Erkrankung vorzubeugen: Gesunde Ernährung, regelmäßige, moderate körperliche Bewegung, soziale Kontakte pflegen und geistiges Training, zum Beispiel durch Kreuzworträtsel. Am besten sei die Kombination mehrerer der oben genannten Möglichkeiten miteinander. Etwa Sport gemeinsam mit anderen Menschen ausüben und dabei soziale Kontakte pflegen. Oder sich bewegen und nebenher eine Denkaufgabe lösen. Rund 70 Personen hörten beim Vortrag im St. Elisabeth-Saal des Singener Altenwerks zu.

Weitere Informationen:
http://www.hands-on-dementia.info.