Sein Training beginnt Florian Bamberg mit 40 Kilogramm. Nach und nach erhöht er das Gewicht. Der Körper muss an das Gewicht gewöhnt werden, das er bewegen soll. Er hebt das Gewicht und setzt es wieder ab. Der Sportler hängt weitere 30 Kilogramm an die Hantelstange. Von der steigenden Anstrengung wird sein Körper röter und wärmer. Er legt einen breiten Hüftgürtel um und schließt den Metallriegel. Er atmet ein, fokussiert sich und bückt sich nach der Hantel. Er hebt sie vom Boden. Die Stange biegt sich. 200 Kilogramm hängen bereits daran. „Das ist nur fürs Training“, sagt er. Im Wettbewerb hebe er mehr.

Bei Gewichten von 210 Kilogramm an der Stange kommt selbst der Deutsche Meister ins Schwitzen. Bei dieser Disziplin des Kreuzhebens ...
Bei Gewichten von 210 Kilogramm an der Stange kommt selbst der Deutsche Meister ins Schwitzen. Bei dieser Disziplin des Kreuzhebens schafft er bis zu 300 Kilogramm. | Bild: Rasmus Peters

Für das Gespräch traf sich Bamberg mit dem SÜDKURIER zum Training im „Next Level Gym“ im Singener Industriegebiet. Aus seiner Tasche holt er einen kleinen unscheinbaren Pokal. „Worlds Best Lifter“ steht darauf, der weltbeste Heber. Gewonnen hat er ihn im Oktober, bei der Weltmeisterschaft in Berlin. Der bisher größte Erfolg seiner ungewöhnlichen Karriere.

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In Florian Bambergs Geschichte finden sich Elemente einer Roboter-Erzählung. Es geht um Menschen, Metall und Gewicht. Es ist eine Geschichte im Umfeld des Gewichthebens, genauer: des Powerliftings. Das ist eine Wettkampfsportart, die aus den Übungen Kniebeugen, Kreuzheben und Bankdrücken besteht. „Im Unterschied zum Bodybuilding ist Powerlifting der wirkliche Leistungssport. Es kommt auf die Kraft an, nicht nur die Muskeln gut aussehen zu lassen, sondern auch leistungsfähig“, erklärt Bamberg.

Er ist ein Kind der Region

„Als ich mit Kraftsport anfing, habe ich irgendwann gemerkt, dass ich in den Disziplinen, die für das Powerlifting erforderlich sind, ganz gut bin.“ Also entschied er, im Wettkampf anzutreten. Das war vor etwa vier Jahren, vor drei Jahren folgte der erste Wettkampf. Aktuelle Trainingswerte gibt Bamberg mit 285 Kilogramm Kniebeugen, 300 Kilo Kreuzheben und 145 Kilo Bankdrücken an – „das ist meine Schwäche“, ergänzt er grinsend.

Der Powerlifter in seinem Trainingsstudio
Der Powerlifter in seinem Trainingsstudio | Bild: Rasmus Peters

Geboren ist er in Singen. Bei Tuttlingen hat er mal gewohnt, erzählt er, blieb sonst aber immer der Bodenseeregion verbunden. Inzwischen lebt er in Radolfzell: „Ich arbeite in Singen und in Konstanz, da liegt Radolfzell in der Mitte.“ Seinen Schulabschluss machte er in Gottmadingen an der Eichendorff-Realschule. Dort spielte er auch lange Fußball, beim SC Gottmadingen-Bietingen.

Mit 16 Jahren führte ihn eine Verletzung „zur Physio und die Physio führte ihn ins Fitnessstudio“. Er begann in „The Fitness Store“ in Singen in der Hadwigstraße zu arbeiten. Schließlich folgte dort auch die Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. Inzwischen ist er Geschäftsführer der Filiale.

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Vom Deutschen Meister zum Weltmeister

„Trainiert man viel, hat man irgendwann so viele Muskeln, dass es für viele nicht mehr schön aussieht. Es ist der Leistungsgedanke, der einen dahin bringt“, erläutert Bamberg. Seit er den Sport betreibt, erfährt er von allen Seiten Unterstützung – auch wenn „das Sozialleben manchmal etwas zurückstecken muss“. Unabhängig davon begleiten ihn seine Freunde zu Wettkämpfen. Seine Eltern und seine Freundin nehmen Rücksicht, etwa wenn es um den Essensplan während der Wettkampfvorbereitung geht. Überhaupt trainiert er meistens mit seiner Freundin. „Es ist schön, einen Trainingspartner zu haben“, sagt Bamberg.

Drei bis vier Mal die Woche gehen sie gemeinsam trainieren. Durch ihn komme sie auch immer mehr zum Gewichtssport, erzählt er. Zwei bis drei Stunden widmet er dann seiner Leistungsbereitschaft. Die brachte ihm im Mai zum zweiten Mal den Titel Deutscher Meister ein, im Oktober folgte der Weltmeistertitel. Es war die erste Weltmeisterschaft in Deutschland. Veranstaltet wurde sie von der IPL, der „International Powerlifting League“ mit Sitz in den Vereinigten Staaten.

Florian Bamberg mit der Goldmedaille als Deutscher Meister und dem Weltmeisterpokal
Florian Bamberg mit der Goldmedaille als Deutscher Meister und dem Weltmeisterpokal | Bild: Rasmus Peters

Über 100 Athleten aus 16 Ländern traten gegeneinander an, sagt Bamberg. Jeder betritt einzeln die Plattform und stemmt, was er kann, berichtet der Weltmeister. Am Ende war Bamberg Gesamtsieger in seiner Klasse. Preisgelder schwanken zwischen „ein paar hundert Euro und mehreren zehntausend im Profibereich“. Trotz der Erfolge könne er vom Sport allein aber nicht leben, erzählt Bamberg.

„An seine Grenzen zu gehen, ist anstrengend“

Der 25-Jährige trainiert im Next Level Gym in Singen. „An seine Grenzen zu kommen, ist anstrengend“, sagt er und lacht. „Aber es ist natürlich ein gutes Gefühl.“ Das Studio unterstützt ihn. Es stell ihm die notwendigen Trainingsgeräte zur Verfügung und trägt die Wettkampfgebühren.

Wer in seiner Gewichtsklasse das meiste Gewicht bewegt, gewinnt, erklärt Bamberg seinen Sport. Seine Gewichtsklasse liegt bei 82,5 Kilogramm. Meistens wiege er zwischen 84 und 86 Kilogramm, erst in den Wochen vor einem Wettbewerb gehe er auf Diät.

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Um die notwendige Energie für sein Training zu haben, muss er viel essen: 3500 Kalorien. Üblich für Männer seines Alters sind circa 2400, schreibt die Techniker Krankenkasse. Sein Ernährungsplan sieht dabei vor allem viele Kohlenhydrate vor, vor allem Reis und Kartoffeln. Dazu Fleisch, um die Proteine abzudecken, erzählt Bamberg.

Trotz seiner Erfolge ist der junge Sportler noch am Anfang: Auf den Weltmeistertitel sollen nun weitere internationale und nationale Wettbewerbe folgen. In der Deutschen Rangliste will er noch weiter hochklettern. In den Top 30 aller Zeiten sei er schon, sagt er.