Elisa Gorontzy

Singen – Das Holz des Spielplatzes in Beuren sei morsch, argumentiert die erste Gruppe von Schülern schlagfertig ihren Wunsch nach neuen Spielgeräten. Auch eine Wippe müsse dabei sein, die mache schließlich am meisten Spaß. Diese und noch viele weitere Anliegen präsentierten die Kinder den Verwaltungsleitern in den Bereichen Sport, Sicherheit, Grünanlagen und der Stadtplanung auf der ersten Kinderkonferenz im Rathaus Singen.

Fünf Grundschulen nahmen daran teil: Die Grundschulen in Beuren und Friedingen, die Hardt-Schule, die Johann-Peter-Hebel-Schule und die Waldeckschule.

Kinderrechte bleiben auch in Deutschland vielen verwehrt

Am Tag der Kinderkonferenz jährte sich der Internationale Tag der Kinderrechte zum 30. Mal. Gleich zu Beginn verdeutlichte ein Animationsfilm, was es eigentlich damit auf sich hat. Denn damals verpflichteten sich die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nation mit einer Kinderrechtskonvention dazu, künftig auf die Rechte der Kleinen zu achten. Kinder haben ein Recht auf Leben, Entwicklung, Bildung und natürlich auch auf Mitsprache.

Nach Angaben des Deutschen Kinderhilfswerks ist es in der Realität jedoch so, dass jedem sechsten Kind in Deutschland diese Rechte teilweise verwehrt bleiben. Jennifer Störk möchte dem entgegenwirken. Sie ist seit Juli vergangenen Jahres als Stadtjugendreferentin tätig und setzt einen ersten Schritt in Richtung eines Jugendgemeinderats für mehr Mitsprache der Kinder in Sachen Politik.

Das Maskottchen Kiko motiviert bei der Konferenz im singener Rathaus die Kinder, Vorschläge zu machen und ihre Meinung zu sagen. Die ...
Das Maskottchen Kiko motiviert bei der Konferenz im singener Rathaus die Kinder, Vorschläge zu machen und ihre Meinung zu sagen. Die Grundschuler mussten sich auch nicht lange bitten lassen. | Bild: Tesche, Sabine

Wie die Großen saßen die Schüler stolz auf den Ratsstühlen und warteten gespannt darauf, zu präsentieren, was sie bewegt. Die Tore des Spielplatzes in Beuren sollen erneuert werden, weil der Ball immer darunter durch rolle, äußerte sich eine Schülergruppe. Bemerkenswert bei diesem Wunsch war, dass dieser nicht von ihnen selbst kam.

Sie präsentierten das Anliegen stellvertretend für ihre Freunde, die nicht an der Konferenz teilnehmen konnten. „Ein sehr solidarisches Verhalten, was ihr da an den Tag legt“, hieß es aus Reihen der Verwaltungsleiter der Stadt Singen.

Neue Fußballtore für den Spielplatz

Mit großer Freude teilten sie mit, dass die neuen Tore schon da seien und bald angebracht werden. Leider waren andere Wünsche nur teilweise durchsetzbar. Zwar werde es nächstes Jahr eine neue Kletterkombination auf dem Spielplatz in Beuren geben, für eine Wippe müssten die Kinder sich aber noch ein wenig gedulden.

Bürgermeisterin Ute Seifried erklärte den Kindern, warum es nicht immer sofort möglich sei, ihre Wünsche zu erfüllen: „Habt ihr mal mitbekommen, dass eure Eltern sich über Steuergelder aufregen?“ Genauso wie das Taschengeld der Schülerinnen und Schüler, sei auch der Betrag an Steuergeldern irgendwann ausgeschöpft. Man müsse erst sparen, deshalb lasse die Verwirklichung gewisser Anliegen auch erst mal auf sich warten.

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Heraus stach in der Konferenz das Interesse an der Natur. Des Öfteren wurde der Wunsch nach mehr Mülleimern geäußert. „Auf unserem Schulhof liegen immer Zigarettenstummel rum“, bemängelte eine Schülerin aus Friedingen. Sie wünsche sich neue Werkzeuge, um in den Pausen Müll in ihrer Umgebung einsammeln zu können.

Kampf gegen die Vermüllung

Martin Burmeister, Zuständiger für Sozial- und Bildungsplanung, warf ein, dass es sehr vorbildlich sei, sogar die eigene Pause für eine Müllsammelaktion opfern zu wollen. „Ihr werdet es besser machen als wir“, merkte er an. Die neuen Werkzeuge würden nicht lange auf sich warten lassen. „Die Kinder waren sehr stolz darauf, etwas bewegen zu können. Außerdem freute mich das Interesse meiner Kolegen, etwas ändern zu wollen“, sagte Stadtjugendreferentin Störk erfreut.

Superkräfte für kommunalpolitische Mitwirkung einsetzen: Auf einer Pinnwand äußern Grundschüler Ideen und Forderungen.
Superkräfte für kommunalpolitische Mitwirkung einsetzen: Auf einer Pinnwand äußern Grundschüler Ideen und Forderungen. | Bild: Anina Kemmerling

Am Ende der Konferenz freuten sich die Schulen über Urkunden für eine erfolgreiche Teilnahme an der ersten Kinderkonferenz. An Pinnwänden fanden flyergroße Karten ihren Platz. Darauf konnten die Kinder unter dem Motto „Deine Stimme ist deine Superkraft – nutze sie für ein kinderfreundlicheres Singen“, weitere Wünsche äußern, denn diese sollten nicht in Vergessenheit geraten.

Auch kuriose Anliegen, wie beispielsweise ein Flughafen für Singen, konnten vermerkt werden. Dennoch sind die meisten Wünsche bodenständig, fast schon banal: „Dass die Kinder Verantwortung für ihren Müll übernehmen wollen und so an ihre Zukunft denken, was Cooleres kann es gar nicht geben“, betonte Störk, während die Schüler Saft mit recycelbaren Strohhalmen schlürften.