Er ist ein echtes Original, ebenso wie seine Café-Bar: Seit 1988 betreibt Inhaber Edgar „Eddy“ Deschler das Schröder in Singen. Kein Wunder also, dass sich seit geraumer Zeit in der Hohentwiel-Stadt das Gerücht halt, dass die Kultkneipe schließt. Wie der SÜDKURIER nun erfahren hat, ist an den Gerüchten teilweise sogar etwas dran: Denn am 31. Dezember ist für Eddy Deschler Schluss. „Dann ist für mich das Kapitel Schröder beendet“, sagt er. Aber es gibt dennoch gute Nachrichten.

Es begann vor 34 Jahren

Im März 1988 eröffnete Eddy Deschler zusammen mit seinem damaligen Partner Matthias Fröhlich das Schröder. Dass er das Schröder nun aufgebe, sei eigentlich nicht geplant gewesen. „Eigentlich wollte und sollte meine Tochter das Lokal übernehmen“, sagt er. Sie habe ohnehin schon seit Jahren in der Geschäftsführung mitgewirkt. Doch dann kam vieles anders.

Ein echtes Original: Eigentlich alle Einrichtungsstücke im Schröder sind Unikate. Darauf ist Betreiber „Eddy“ Deschler ...
Ein echtes Original: Eigentlich alle Einrichtungsstücke im Schröder sind Unikate. Darauf ist Betreiber „Eddy“ Deschler besonders stolz. | Bild: Rasmus Peters

Und wie es in den vergangenen Jahren bei so vielen Sachen der Fall war, spielte Corona bei der Entscheidung eine Rolle – wenn auch nur eine kleine. „2020 war die Übergabe geplant, dann kam erst Corona und seit Kurzem bin ich Opa“, sagt Eddy Deschler. Soll heißen: Seine potenzielle Nachfolgerin aus der eigenen Familie ist Mutter geworden.

Eine Kneipe zu führen und sich um ein kleines Kind kümmern, das passe laut dem 68-Jährigen nicht zusammen: „Das Mama-Sein hat jetzt eindeutig Vorrang. Natürlich ist das für uns schade, aber ich freue mich ebenso auf das Opa-Sein.“

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Es gibt aber auch gute Nachrichten

Wer nun befürchtet, dass die Kult-Kneipe für immer schließen wird, den kann Eddy Deschler beruhigen. „Wir haben bereits Nachfolger gefunden“, verrät er. Seine Nachfolger hätten ihm schon signalisiert, dass sie die Bar in seinem Sinne weiterbetreiben wollen. Laut Deschler sei also weiterhin eine Mischung aus Tages-Café und musiklastige Kneipe am Abend weiterhin geplant. Eine gute Entscheidung, meint Deschler. Denn eine solche Mischung gebe es in Singen ansonsten überhaupt nicht.

Das Schröder ist Kult

Die Gründungsidee, die hinter dem Schröder steckt, sei laut Inhaber Eddy Deschler eine einfache gewesen: „Es sollte sich am Vorbild der klassischen Café-Bars bekannt aus Mailand, Wien und Paris orientieren.“ Dabei sei vor allem Wert auf Authentizität und Originalität gelegt worden. „Wir haben bei der Einrichtung Altes nicht einfach imitiert“, betont Deschler. Originale wie Jugendstillampen, eine alte Pub-Pendeltüre mit geätztem Glasdekor, Wand-, Bar- und Sitzverkleidungen aus dem Holz alter englischer Kirchenstühle, sowie antiker Spiegel und Balustraden aus einem französischem Landhaus seien echte Originale.

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„Selbst die Werbeträger, Bilder und Kunstgegenstände sind alle echte und originale Zeitzeichen verschiedener Stilrichtungen“, so Deschler weiter. Er innere sich an eine Episode über ein im Schröder hängendes KLM-Werbeplakat – also der Royal Dutch Airline. „Da stand auf einmal ein 80-jähriger Pilot bei uns im Laden und meinte, dass er für die Fluglinie fliege und auf dem Plakat ein Druckfehler sei“, so Deschler.

Ein weiteres Beispiel liefert er sofort nach: Die Bar sei aus alten Kirchenstühlen gebaut worden. „Der Zusatz ‚Schröder – Das Original‘ ist also keine leere Versprechung“, scherzt der Gastwirt.

Seit 1988 gibt es das Schröder in Singen. Ein Nachfolger für Eddy Deschler steht laut dessen Aussage schon fest.
Seit 1988 gibt es das Schröder in Singen. Ein Nachfolger für Eddy Deschler steht laut dessen Aussage schon fest. | Bild: Rasmus Peters

Eddy Deschler selbst hätte sich nie träumen lassen, dass er mal eine Kneipe führen werde. Sein Weg war eigentlich ein anderer. Er ist nämlich studierter Bauingenieur, der kurz vor dem Abschluss eines Zweitstudiums für Politik und Verwaltung stand. „Und auf einmal hatte ich eine Kneipe“, sagt er und nennt auch familiäre Gründe dafür. „Ich wäre sonst wohl in die Entwicklungshilfe gegangen“, erinnert er sich. Er hätte nie gedacht, dass er den Traum vieler Jungs von einer eigenen Kneipe lebe – und zwar über 30 Jahre lang.

Nun ist der Traum allerdings zu Ende

Zum Ende wünscht sich Eddy Deschler deswegen vor allem eines: Der Übergang soll schnell und geräuschlos werden. „Es war eine unglaubliche Zeit, aber jetzt ist es dennoch Zeit zum Gehen. Dass es das Schöder so viele Jahre lang gegeben hat, zeigt mir: Eddy, du hast doch einiges richtig gemacht.“ Seine Kult-Kneipe sei noch lange nicht am Ende. Aber jetzt sei es an der Zeit, dass neue Leute übernehmen. „Mal schauen, was die draus machen.“ Es sei sehr gespannt, wie es mit dem Schröder weitergeht. „Ich komme auf jeden Fall als Gast vorbei.“