Aktuell gibt es in Deutschland 1127 Gemeinden mit weniger als 50.000 Einwohnern, die über ein Carsharing-Angebot verfügen. So teilt es zumindest der Bundesverband Carsharing mit. Singen wird ab sofort die 1128. Stadt auf dieser Liste sein. Denn neben den neuen E-Scootern, die seit Monaten überall auf den Singener Straßen zu sehen sind, werden ab sofort neue Elektro-Autos dazukommen.
Der Weg zum ersten Carsharing-Angebot in Singen sei ein langer gewesen, sagte Oberbürgermeister Bernd Häusler bei der offiziellen Inbetriebnahme. „Wir verfolgen das Thema in Singen schon lange, jetzt setzen wir es endlich um“, so Häusler weiter. An sechs Standorten sollen die umweltfreundlichen Fahrzeuge künftig zum Ausleihen bereitstehen.
Das E-Carsharing sei laut OB ein Teil der Strategie der Stadt, die Klimaneutralitätsziele zu erreichen. Damit solle langfristig eine Alternative zum Zweitwagen etabliert werden, betont er. Betrieben werden die E-Autos von der Firma Deer GmbH. Die Stadt hat die Kosten für die Ladeinfrastruktur und die Fahrzeuge übernommen. „Wir wollen das Thema Carsharing bei unseren Bürgern etablieren“, sagt Häusler.
Die Anzahl an Autos nimmt immer mehr zu
Laut Häusler verfügen in Singen viele Familien über mehrere Fahrzeuge. Doch gefahren werde mit den Autos nur wenig. „Das sind eigentlich Stehzeuge, keine Fahrzeuge“, sagt er. Um die Anzahl an privaten Autos zu reduzieren, habe man das Carsharing-Angebot geschaffen. „Damit kann weiterhin eine individuelle Mobilität garantiert werden und wir haben weniger Autos auf und neben den Straßen“, so Häusler.
Was er damit meint: Das Charsharing-Angebot könne auch die Flut an parkenden Autos an den Straßenrändern minimieren. „Ziel wird es auch sein, Quartiere, wie hier in der Überlinger Straße, in Sachen Parken zu entlasten“, so der Singener Rathauschef weiter. Denn es sei sehr schwierig, genügend Parkplätze in der Stadt zu schaffen.

In anderen Städten in der Region Bodensee-Oberschwaben gibt es bereits Carsharing-Angebote. Knapp 30 E-Autos stehen etwa in Konstanz und allen Teilorten zum Ausleihen bereit. Das Ziel: Immer mehr Menschen sollen ihr eigenes Fahrzeug oder den Zweitwagen abschaffen.
Und so funktioniert‘s
Wie Eileen Stork von Deer informiert, stehen Fahrzeuge in Singen an sechs Standorten zum Ausleihen bereit. Aktuell gibt es sechs Fahrzeuge, die ausgeliehen werden können. Die Standorte finden sich laut Stork in der Überlinger Straße, der Ekkehardstraße, der Uhlandstraße, am Bahnhof, beim Posthalterswäldle und der Grubwaldstraße. Dort gibt es je eine Ladesäule, an der die Autos abgeholt und geladen werden können. „Es ist wichtig, Singen an das Carsharing-Netz anzubinden, weil es ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt etwa nach Stuttgart und an den Bodensee ist“, so Stork. Die Autos müssen aber nicht an den Ausgangspunkt zurückgebracht werden.
Wer das Carsharing nutzen will, muss sich einfach eine App aufs Handy laden. Dort müsse man sich laut Stork mit einem Ausweis und dem Führerschein registrieren – bis hierher alles kostenlos. Erst, wenn man eines der Elektro-Autos fährt, werden Gebühren fällig. Eine Stunde kostet 9,90 Euro, ein Tag 69,90 Euro, ein ganzes Wochenende 109,90 Euro. „Man zahlt nur die Zeit, in der man das Auto nutzt“, so Stork. Lediglich, wenn ein Nutzer das E-Auto nicht an einer Deer-Ladesäule lädt, fallen weitere Kosten an.
Weitere Standorte sind möglich
Laut OB Bernd Häusler sei dies ein erster Versuch, das Thema Carsharing in der Stadt zu etablieren. Sollte es angenommen werden, bestünden bereits Überlegungen, die Fahrzeug-Flotte von sechs auf zwölf Autos zu erhöhen. Zudem gebe es erste Überlegungen, auch in den Stadtteilen Standorte zum Ausleihen zu realisieren.