100 E-Roller gibt es seit 12. April in Singen auszuleihen. In einer zwölf Monate dauernden Testphase will die Stadt prüfen, ob ein E-Scooter-Leihsystem Nutzer dazu bringt, das Auto eher mal stehen zu lassen und dafür einen der Roller zu nutzen. Jetzt, nach mehr als zwei Monaten, ziehen Stadt und Verleihfirma eine erste Bilanz.
„Das Angebot wird sehr gut angenommen, seit dem Start im April hatten wir etwa 8300 Fahrten mit etwa 100 bis 200 Fahrten am Tag und insgesamt 13.800 Kilometern gefahrener Strecke“, berichtet Nico Reitemeier von der Verleihfirma Zeus Scooters GmbH auf Nachfrage. Zum Vergleich nennt er die etwa gleich große Stadt Neustadt an der Weinstraße, die rund 9500 Fahrten verzeichnet. Damit liege Singen nur leicht darunter.
Nach spätestens 72 Stunden erfolgt Rücktransport
Doch sind herumstehende Rolle nicht ein Ärgernis? Das Nutzerverhalten sei im Vergleich gut, Beschwerden hätte es beim Unternehmen im Mai zum Beispiel neun gegeben. In der Regel würden die Scooter ordnungsgemäß abgestellt. Ausnahmen gebe es allerdings, zum Beispiel stand ein E-Roller längere Zeit auf dem Radweg stadtauswärts Richtung EKZ. „Allerdings ist unser Team hinterher, solche Scooter schnellstmöglich wieder richtig hinzustellen“, sagt Reitemeier. Scooter, die 48 bis 72 Stunden stehen, würden wieder an zentrale Plätze wie gegenüber der Post oder an die Fahrradabstellplätze in der Innenstadt gebracht.
Auch die Stadt kontrolliere, ob die E-Scooter richtig abgestellt seien. „Regelmäßige Kontrollen im Stadtgebiet zeigen, dass der größte Teil der Nutzer die E-Scooter sehr diszipliniert abstellt“, berichtet Pressesprecher Stefan Mohr auf Nachfrage. Dabei helfe, dass der Ausleihvorgang erst beendet werden könne, wenn der Nutzer ein Foto von der Abstellsituation gemacht habe.

Wenig Beschwerden bei der Stadt
Es komme auch zu Beschwerden, die Anzahl sei aber laut Stadt gering. Für den Monat Mai spricht sie von insgesamt elf Meldungen. Jede Beschwerde werde sofort an Zeus weitergeleitet, falsch abgestellte E-Scooter würden im Regelfall spätestens innerhalb von 24 Stunden abgeholt. Aber: „Hinzu kommen leider immer wieder E-Scooter, bei denen man sich fragt, warum wurden sie nach der Nutzung so abgestellt. Da gibt es sicher noch Optimierungsbedarf“, erklärt Stefan Mohr.

Insgesamt kommen die E-Roller aus Sicht der Stadt gut an und würden im gesamten Stadtgebiet genutzt. Die Stadt habe Zugriff auf die zentralen Nutzungszahlen und auf die Ausleihorte, wie Pressesprecher Stefan Mohr berichtet.
Ob sich das Mobilitätsverhalten in der Stadt tatsächlich ändere, lasse sich laut dem Pressesprecher kurzfristig aber nicht erheben. Es gehe vielmehr darum, eine Mobilitätsalternative zu bieten und sie sollen helfen, die Klimaschutzziele für den Bereich Mobilität zu verwirklichen. „E-Scooter können eine bequeme Alternative zum Auto sein oder beispielsweise den Weg vom Schienenhaltepunkt zum Arbeitsplatz erleichtern“, erklärt Mohr.
Verschiedene Zonen sollen Ordnung schaffen
Die Stadt habe verschiedene Zonen eingerichtet, die in der Zeus-App sichtbar und farblich gekennzeichnet sind. Sie sollen das Nutzungsverhalten steuern und könnten bei Bedarf auch angepasst werden. So dürften in den Parkverbotszonen (rote Zonen), das sind zum Beispiel das Hegau-Klinikum-Gelände oder der Stadtgarten, keine E-Scooter abgestellt werden. Dort kann die Fahrt nicht beendet werden. In der Fahrverbotszone, der schwarzen Zone, ist das Fahren und Parken nicht erlaubt.
Die E-Scooter seien in dieser Zone deaktiviert, um sie zu aktivieren, müsse die Zone verlassen werden. Das ist zum Beispiel in der Fußgängerzone, der August-Ruf- und der Scheffelstraße der Fall. In der lila Bonuszone sei das Abstellen der Roller ausdrücklich empfohlen und werde mit einem Rabatt belohnt. Beispiele für diese Zonen seien Erzbergerstraße/Ecke Bahnhofstraße, nahe dem Finanzamt (Alpenstraße/Hadwigstraße) und am Rathaus.