Eine Art Kandidatencheck macht derzeit die Parents-for-Future-Gruppe (P4F) Singen/Radolfzell. Mario Hüttenhofer und Beate Weber hatten diesmal den FDP-Landtagskandidaten Markus Bumiller im Visier. Bei einer Video-Konferenz wurde deutlich, dass Bumiller nicht in allen Punkten ein typischer FDP-ler ist. Auf manche der Fragen antwortete er zwar, hatte aber nicht wirklich Lösungen in punkto Umwelt- und Klimaschutz parat.

Im Sommer 2019 hatte sich die Ortsgruppe P4F im Raum Singen/Radolfzell gegründet, mit dem vorrangigen Ziel, die dortigen Fridays-for-future-Gruppen in ihren Forderungen nach einer konsequenten Klima- und Umweltschutzpolitik zu unterstützen. Beate Weber (58, zwei Kinder) und Mario Hüttenhofer (53, eine Tochter), hatten sich für die Interviews viele, auch unbequeme Fragen überlegt.

„Die Interviews sind die Grundlage für unsere Zusammenfassung auf der Homepage. Wir möchten dabei fair und unvoreingenommen aufzeigen, was die einzelnen Kandidaten wollen, wofür sie stehen“, sagt Mario Hüttenhofer. Er weist ausdrücklich darauf hin, dass die Gruppe keine Wahlempfehlung abgeben wolle, sondern darauf hoffe, dass sich die Menschen ihr eigenes Bild machen, wer sich für Klimaschutz einsetzt und wer nicht. Der Erscheinungstermin sei noch nicht festgelegt, da noch Interviews ausstünden. Wahrscheinlich würden die Ergebnisse der Interviews Ende Februar online gestellt.

Wir möchten fair und unvoreingenommen aufzeigen, was die einzelnen Kandidaten wollen, wofür sie stehen.“Mario Hüttenhofer, Parents ...
Wir möchten fair und unvoreingenommen aufzeigen, was die einzelnen Kandidaten wollen, wofür sie stehen.“Mario Hüttenhofer, Parents for Future Singen/Radolfzell | Bild: Jana Akyildiz

„Ich denke, ich bin ein grüner FDPler“, sagte Markus Bumiller zu Beginn zu Beate Weber und Mario Hüttenhofer, die beide auch bei den Grünen engagiert sind. Immer wieder versuchten Hüttenhofer und Weber, Markus Bumiller aus der Reserve zu locken und Vorschläge für die konkrete Umsetzung von Maßnahmen zu bekommen, die dem Klimaschutz dienen würden. Doch da blieb Bumiller eher ausweichend. Zum Beispiel in Bezug auf das Ziel, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. „Für mich persönlich ist CO2-Vermeidung sehr wichtig. Doch um CO2 zu reduzieren, braucht es eine parteiübergreifende Zusammenarbeit. Und daran hapert es noch“, sagte Bumiller. Auch gehöre für ihn ein technologieoffenes Denken dazu. Zuerst müsse man eruieren, welche Maßnahmen am meisten bringen würden.

Bioenergiedörfer ja – Windräder nein

Bumiller outete sich als Fan von Bioenergiedörfern, wie sie die Firma Solarcomplex in der Region umgesetzt hat. Auch Photovoltaik findet er gut. Bei Windrädern ist er jedoch nicht dabei. „Windkraft sehe ich eigentlich gar nicht im Hegau angesiedelt“, so Bumiller. Es gebe zu wenig Windlast und damit zu wenig Ausbeute. Außerdem kritisiert er einen hohen Flächenverbrauch für den Bau von Windrädern sowie dadurch entstehende Schäden im Landschaftsbild. Wenn er es entscheiden könnte, würde er den Abstand von Windrädern noch erhöhen, der zurzeit 1,5 Kilometer zu Siedlungen betragen muss.

Bewussterer Umgang mit Lebensmitteln

Was Markus Bumiller gar nicht gut findet, ist die Tatsache, dass Lebensmittel immer billiger verkauft werden. Viel zu billig. „Ich kaufe meine Lebensmittel regional ein“, sagt der 39-jährige Familienvater. Schon Kinder müssten in der Schule lernen, wie und wo Lebensmittel produziert werden, um die Produkte Wert zu schätzen: „Um den Fleischkonsum zu senken, empfehle ich eine Exkursion zum Schlachthof in der elften Klasse als Schocktherapie.“ Und Kinder sollten schon früher mal einen Tag auf dem Bauernhof verbringen, damit sie wissen, wie der Hase läuft.

Bessere Taktung im Personennahverkehr

Der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs ist für Bumiller ein wichtiger Bestandteil der Mobilität der Zukunft. „Wir brauchen aber eine höhere Taktung, auch in ländliche Regionen.“ Die Taktung des Seehas sollte man in Stoßzeiten auf 15 Minuten senken. „Sollte man das Auto durch flankierende Maßnahmen unattraktiver machen?“, wollte Beate Weber wissen. „Nein, das Auto wird ein wichtiges Verkehrsmittel bleiben“, so Bumiller. Er sei auch nicht für eine Reduzierung der Parkplätze in den Innenstädten.

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In Bezug auf mehr Biodiversität und immer mehr Schottergärten hat Bumiller eine klare Meinung. „Ich verstehe nicht, warum Schottergärten überhaupt existieren. Es sollte für jeden Bauherrn verpflichtend sein, einen Baum auf dem Grund zu pflanzen.“

Am Rande des Gesprächs erzählt Bumiller auch, warum er sich politisch einbringen will, am liebsten im Landtag. „Ich war im Dezember 2018, als der frühere AfD-Abgeordnete Wolfgang Gedeon in einer Landtagssitzung von der Polizei aus dem Saal geführt wurde, zufällig als Zuhörer dabei.“ Dieses Erlebnis sei ausschlaggebend gewesen, sich politisch zu engagieren.