Die Nachfrage bleibt, aber sie hat sich verändert. Und dabei greift einmal mehr Corona hinein ins Geschehen. Autos, die schon etliche Kilometer auf dem Tacho ausweisen, sind stark gefragt. Neuwagen zwar auch, aber es gibt Lieferengpässe. Und die Werkstätten verzeichnen deutlich weniger Aufträge als vor der Pandemie. Das ergibt eine Umfrage unter Hegauer Autohäusern.

„Angebot und Nachfrage regeln den Preis. Und der ist daher für Gebrauchtwagen ziemlich hoch, da neue Autos kaum lieferbar sind“, sagt Oliver Ley, Geschäftsführer beim Autohaus Südstern Bölle in Singen. Im Singener Süden haben etliche Häuser ihr Domizil. Der Begriff Automeile genießt überregional eine große Bedeutung. Wenn keine Neuwagen zu bekommen seien, dann wollten die Kunden gebrauchte Autos kaufen, folgert Oliver Ley.

Singens Automeile ist ein führender Handelsstandort.
Singens Automeile ist ein führender Handelsstandort. | Bild: Holger Hagenlocher

„Die Vielfahrer werden durch Heimbüros weniger, dennoch ist unsere Werkstatt durch Wartungsarbeiten, vor allem im elektronischen Bereich, gut ausgelastet. Es gab aber schon bessere Zeiten. Die teuren Spritpreise helfen nicht, dass die wieder so schnell kommen“, schätzt Oliver Ley die Lage ein.

„Angebot und Nachfrage regeln den Preis. Derzeit sind gebrauchte Autos teuer.“Oliver Ley, Autohaus Südstern Bölle
„Angebot und Nachfrage regeln den Preis. Derzeit sind gebrauchte Autos teuer.“Oliver Ley, Autohaus Südstern Bölle | Bild: Tesche, Sabine

„Viele Leute wollen Autos kaufen. Bei den Neuwagen gibt es aber enorme Lieferprobleme von Bauteilen wie Halbleiter und Chips“, erklärt Christine Moser. Sie führt das Autohaus Moser in der Engener Jahnstraße, ein traditionsreiches Familienunternehmen als Nachfolgerin ihrer Eltern Andrea und Rolf Moser. Durch die Engpässe bei den Neuwagen seien gebrauchte Autos mehr denn je gefragt. „Bei den Neubestellungen liegen vor allem Elektro-Autos im Trend. Dabei lockt die Förderung von 9000 Euro“, betont Christine Moser. Hybrid-Fahrzeuge, die von Elektro- auf Verbrennungsmotor umstellen können, seien besonders für gewerbliche Kunden aus steuerlichen Gründen interessant.

Vor Corona waren die Parkplätze an den Autohäusern der Region voll. Dies sieht derzeit nicht mehr überall so aus.
Vor Corona waren die Parkplätze an den Autohäusern der Region voll. Dies sieht derzeit nicht mehr überall so aus. | Bild: Albert Bittlingmaier

Corona mindert bei den Hegauer Autohäusern auch den Umsatz in den Werkstätten. Das Virus bremst viele Fahrten aus, da ein Teil der berufstätigen Menschen ihre Arbeit im Heimbüro verrichten. „Diese Entwicklung spüren wir deutlich“, sagt Christine Moser.

„Die Parkplätze an den Autohäusern sind leer. Das spricht Bände“, erklärt Frank Vogel, Inhaber eines Autohandels samt Werkstatt in Rielasingen-Worblingen. Er nennt den Grund: „Die Lieferzeiten für neue Autos belaufen sich auf ein Jahr und weit mehr. Dementsprechend fegen die Kunden den Gebrauchtwagenmarkt leer“, erklärt er. Und die Werkstatt? „Wir haben volle Auftragsbücher. Dass weniger gefahren wird, spüren wir nicht. Vielleicht sind wir zu preisgünstig“, sagt Vogel süffisant.

Trotz Corona mit das beste Jahr

„2021 war mit unser bestes Jahr“, bekundet Wolfgang Danner, der in Gottmadingen einen Service rund um Fahrzeuge mit Verkauf anbietet. „Die Gebrauchtwagen sind alle weg. In der Werkstatt gibt es eine permanente Beschäftigung“, sagt Danner. „Das Geld, das viele Menschen durch Corona-Einschränkungen nicht ausgegeben konnten, haben sie wohl in die Wartung ihrer Autos investiert“, so Danner.

Einig sind sich alle Befragten, dass sich bis zum Sommer die teils angespannte wirtschaftliche Lage wieder entspannen kann. Voraussetzung ist dafür, dass auch die Pandemie eingedämmt werden kann.