Singen Die Stadt Singen hat vor zwei Jahren mit Umgestaltungen auf einigen Grünflächen begonnen, um die Artenvielfalt zu erhöhen. Nun war Singen, quasi als Vorzeigegemeinde, Gastgeber für die Auftaktveranstaltung einer neuen Runde des Projekts „Natur nah dran“. Rund 60 Vertreter aus 15 baden-württembergischen Gemeinden wissen jetzt, worauf sie achten müssen, wenn sie in ihrer Gemeinde loslegen. Singen hatte 2023 an dem Programm „Natur nah dran“, unterstützt vom Land Baden-Württemberg und dem Nabu, teilgenommen.
„Also Leute, so soll es sein“, sagte Naturgartenplaner Reinhard Witt zu den Teilnehmern, als sie die Blumenwiese vor der Tittisbühlschule ins Visier nahmen. Er war begeistert, wie sich die Flächen in Singen entwickelt haben. Martin Klatt, Nabu-Projektleiter, wies auf ein Detail hin, das noch nicht sichtbar war: „Wenn die Glockenblumen hier aufblühen, werden viele Sandbienen herumschwirren, denn sie lieben den Nektar“, sagte er. Auf der 75 Quadratmeter großen Fläche vor der ehemaligen Tittisbühlschule, die heute vom Hegau-Gymnasium und vom Schülerforschungszentrum genutzt wird, wurden 84 Initialstauden und 1200 Blumenzwiebeln gesetzt. Zudem wurde eine Aussaatmischung für eine Magerwiese mit 100 Prozent Blumenanteil gesät. Nach zwei Jahren zeigen sich Arten wie Wiesen-Glockenblume, Steppensalbei, Blutstorchschnabel, Acker-Ringelblume oder wilde Stiefmütterchen in voller Pracht. Ein weiterer Hingucker rechts der Schule ist der Wildblumenwall. Er ist 20 Meter lang und drei bis vier Meter breit und verläuft in einem Bogen durchs Gelände. Neben dem Rathaus besichtigten die Teilnehmer eine Fläche, die nach der Burri-Methode umgestaltet worden war. Dabei werden in die Fläche geschwungene Streifen in Arbeitsbreite der verwendeten Fräse gefräst und anschließend Blumen ausgesät sowie Blumenzwiebeln gesteckt. Auch dort finden die Teilnehmer der Veranstaltung eine Reihe von Arten, die vor zwei Jahren noch nicht da waren.
Reinhard Witt hatte die Stadt als Fachmann bei der Planung begleitet und führte die Vertreter der 15 Kommunen in die Details ein. Er hatte zuvor im Ratssaal erläutert, wie heimische Blumenwiesen und Staudenpflanzungen im öffentlichen Grün realisiert werden können. Sindy Bublitz, Projektverantwortliche der Abteilung Umweltschutz, Mobilitätswende und Naturschutz bei der Stadt Singen, erläuterte, was die Stadt vor zwei Jahren im Rahmen des Projektes „Natur nah dran“ auf den Weg gebracht hatte, um die Artenvielfalt auf städtischen Grünflächen zu erhöhen. „Wir haben Flächen an fünf Standorten an zentral gelegenen Stellen in der Stadt umgestaltet“, so Bublitz. Mit im Boot seien auch die BUND-Ortsgruppe Singen, die Initiative Stadtgrün sowie die Nachhaltigkeits-AG des Hegau-Gymnasiums. Besonders dankte sie den Mitarbeitern der Abteilung Technische Dienste, die sich offen für die Neugestaltungen zeigten. Die Stadt werde weitere Flächen umgestalten, so Bublitz.
Oberbürgermeister Bernd Häusler hatte zu Beginn der Veranstaltung betont: „Die Gestaltung artenreicher Städte ist eine Zukunftsaufgabe, die wir nur gemeinsam bewältigen können.“ In Singen waren 2023 insgesamt etwa 1000 Quadratmeter mit artenreichen Wildstauden- und Blumenflächen angelegt worden. Dabei kamen an den fünf Standorten 13.000 Blumenzwiebeln, fast 900 Wildstauden und 60 Sträucher zum Einsatz. Die Flächen liegen beim Rathaus, an der Tittisbühlschule, der ehemaligen Ringapotheke (Ringstraße/Ecke Ekkehardstraße), der Steißlinger Straße und am Tuttlinger Platz im Bruderhofgebiet. „Hier in Singen sind wertvolle Wildpflanzenflächen entstanden, die sich im Laufe der Zeit immer weiter entwickeln werden. Für die Insekten zählt jeder Quadratmeter“, sagte Projektleiter Martin Klatt. Es entstehen aber nicht nur Lebensräume für Wildbienen oder Schmetterlinge, auch der Pflegeaufwand für die Bauhöfe werde mittelfristig reduziert.