Vor ziemlich genau 100 Jahren war es so weit – der Bienenzuchtverein Hohentwiel Singen wurde 1923 auf Initiative des Lehrers Wilhelm Staiger im Gasthaus Ekkehard in Singen gegründet. Bis dahin waren 115 Imker aus dem Hegau Mitglieder des Bienenzuchtvereins Konstanz. Den eigenen Verein gilt es nun zu feiern: Der Bienenzuchtverein Hohentwiel gestaltet am Samstag, 23. September, mit einem großen Festakt in der Curana Mehrzweckhalle im Singener Stadtteil Beuren das 100-jährige Jubiläum.
Der Rückblick zeigt einen wachsenden Verein, der bis heute beliebt ist. Aber auch einige Hindernisse und vor allem technische Änderungen, die in den vergangenen Jahrzehnten zu meistern waren.
Zahl der Mitglieder hat sich verdoppelt
Der neue Verein im Bezirk Singen umfasste 14 Ortschaften, die am zentralen Standort eine rationellere Vereinsführung ermöglichen wollten. Im Jahr 1925 waren 97 Imker im Verein und zehn Jahre später 184 Mitglieder auf 17 Ortsgruppen verteilt. Heute hat er 190 Mitglieder, wobei drei Viertel Imker sind und insgesamt 1382 Bienenvölker bewirtschaften. Der Frauenanteil beträgt etwa 30 Prozent.
Anfangs gab es viele Hindernisse
Dabei hat die Vereinsgeschichte nicht nur gute Tage aufzuzählen. Ganz am Anfang machten die Bienenkrankheiten Nosemose und Bösartige Faulbrut den Imkern zu schaffen. In den 1930er-Jahren wurden die Bienen zudem durch das Spritzen der Obstbäume stark geschädigt und in den Kriegsjahren die Bienenstände vermehrt geplündert.
Da die Zuckerbeschaffung nach dem Zweiten Weltkrieg immer schwieriger wurde, beschränkten sich die Aktivitäten der Imker auf das Überleben der Bienenvölker, wie der langjährige Vereinsvorsitzende Karl Max Schönenberger berichtet. Weil die Bienenzucht in der französisch besetzten Zone einer Katastrophe glich, sei niemand mehr bereit gewesen, Verantwortung zu übernehmen.
Doch nach Kriegsende ging es wieder aufwärts: 1948 wurde der Bienenzuchtverein Hohentwiel neu gegründet. Eine neue Herausforderung kam aber Anfang der 1980er-Jahre mit der Varroamilbe. „Wir haben diesen Schädling mit Ameisensäure und Oxalsäure in den Griff bekommen“, sagt Karl Max Schönenberger im Rückblick. Der heute 74-Jährige war 23 Jahre Vorsitzender und wurde erst Jahr 2021 von Helmut Mayer abgelöst. Der 53-Jährige ist im Jubiläumsjahr Vereinsvorsitzender.

Schönenberger erinnert sich gerne an die gute alte Zeit: „Früher hatten Lehrer, Pfarrer und Bauern Bienen. Lehrer und Pfarrer, um sich etwas dazuzuverdienen, und die Bauern, damit sie etwas zu tun hatten, als die Frauen zur Arbeit auf das Feld gingen.“ Zudem gab es in den Bienenhäuschen immer ein gutes Versteck für Schnaps und Stumpen.
Weil der Aufwand für ein Bienenhaus für viele Imker zu mühsam war und die Erweiterungsmöglichkeiten gefehlt haben, setzten sich vermehrt Magazinbeuten durch. So werden die künstlichen Nisthöhlen genannt, die bis heute eingesetzt werden.

Veränderungen nur technischer Art
Honig wird immer noch traditionell geschleudert und gesiebt und nach der Honigverordnung darf nichts entnommen und nichts zugeführt werden. Veränderungen gab es in technischer Hinsicht. Verzinnte Honigeimer und Honigschleudern erwiesen sich als ungeeignet, weil der Blütenhonig dadurch schwarz wurde. Zudem waren diese Gerätschaften viel schwerer zu reinigen als die heutigen Hilfsmittel aus Edelstahl oder Kunststoff.
Wie Imkern heutzutage funktioniert, lernen Jungimker bei einem speziellen Kurs an den vereinseigenen Bienenvölker im eigenen Lehrbienenstand im Singener Stadtteil Hausen an der Aach, wo sie ein ganzes Jahr lang an die Imkerei herangeführt werden. Sie sind auch bei den monatlichen Imker-Stammtischen willkommen.

Die Vereinsmitglieder können außerdem die vereinseigene Honigschleuder mieten, Fachvorträge und spezielle Kurse besuchen und profitieren vom gemeinsamen Einkauf von Bienenbehandlungsmittel. Zudem gibt es gemeinsame Ausflüge und gesellschaftliche Anlässe mit anderen Imkervereinen.
Honigbiene vs. Wildbiene?
Beim Festakt zur Jubiläumsfeier ist jedermann willkommen und kann dabei auch etwas lernen: Es werden zwei selbst gebaute Klotzbeute ausgestellt, also künstliche Bienenbehausungen aus ausgehöhlten Baumstämmen, von denen einer mit einem Bienenvolk besiedelt ist. Außerdem gibt es Fachvorträge von Kirstin Krewenka, Geschäftsführerin des Landesverbandes der Badischen Imker zum Thema Honigbienen und Wildbienen – Koexistenz oder Konkurrenz, Annely Brandt vom Bieneninstitut Kirchhain spricht über Imkerei im Klimawandel und Annette Schroeder von der Landesanstalt für Bienenkunde an der Uni Hohenheim referiert über Honigqualität.