Nach dem Erdbeben in der Türkei und in Syrien Anfang Februar werden auf dem Spendenkonto des Caritasverbands Singen-Hegau noch immer Spenden verbucht. Mittlerweile hat Caritas International schon einen Dankesbrief nach Singen geschickt. Gernot Ritthaler, Koordinator der Katastrophenhilfe bei Caritas International, hat sich Anfang April ein Bild von der Lage gemacht und berichtet vom Stand der Dinge.
„Wir sind überwältigt von der Spendenbereitschaft im Hegau für die Erdbebenopfer in der Grenzregion Türkei und Syriens“, sagt Wolfgang Heintschel als Vorstand des Caritasverband Singen-Hegau. Bis 18. April sind auf dem Spendenkonto knapp 41.000 Euro eingegangen. „Über 39.000 Euro sind bereits über Caritas International bei den Projekten in der Türkei und in Syrien angekommen“, berichtet Wolfgang Heintschel. Anfang Mai wolle man, wenn sich weitere Spenden angesammelt haben, die nächste Rate nach Freiburg überweisen.

Nach der ersten größeren Überweisung in Höhe von über 28.000 Euro vor einigen Wochen hat sich Caritas International bereits mit einem Schreiben bedankt. Caritas International arbeite sowohl in der Türkei als auch in Syrien eng mit Partnerorganisationen zusammen, um die Not vor Ort zu lindern. „Viele Menschen in der Erdbebenregion sind noch ohne Obdach, brauchen eine Versorgung mit Trinkwasser, Medikamenten, Hygieneartikeln, Nahrung und Kleidung sowie ärztliche und seelische Unterstützung“, so Bernhard Grunewald, Vorsitzender des Vereins Integration in Singen (Insi).

Gemeinsam mit der Stadt Singen, dem Türkischen SV Singen und dem Verein „Unser Buntes Engen“ hatten der Caritasverband Singen-Hegau und Insi den Spendenaufruf gestartet und mit weiteren 25 lokalen Organisationen, Vereinen und Verbänden zu einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung am Hauserbrunnen in Singen aufgerufen, darunter die Moscheegemeinde und der Hegau Kulturverein. Innerhalb der hiesigen türkischen Einwohnerschaft und der syrischen Familien wird weiterhin erhebliche Unterstützung organisiert, weiß Grunewald.
Caritas-Koordinator war selbst vor Ort
Gernot Ritthaler, Koordinator der Katastrophenhilfe bei Caritas International, war vor Ort und berichtet von einer katastrophalen Lage. Das starke Erdbeben, das in der Nacht zum 6. Februar Gebiete im Südosten der Türkei und den Norden Syriens erschütterte, hat viele Opfer gefordert. Nach der ersten Nothilfe beginne nun die Phase des mittelfristigen Wiederaufbaus.
Neben vielen Berichten über die noch immer schwierige Situation für die Betroffenen, bringt Ritthaler aber auch positive Nachrichten mit, denn die Helferinnen und Helfer vor Ort hätten schon viel auf die Beine gestellt. Möglich sei dies nur dank zahlreicher großzügiger Spenden. Rund 3,2 Millionen Euro von insgesamt 22 Millionen Spendeneinnahmen hätten in den Projekten umgesetzt werden können.

Ein Beispiel zeigt die große Tragik
Gernot Ritthaler berichtet von der Not vieler Familien, darunter auch die Familie von Ayman Abbaud, die sehr dankbar über die große Solidarität aus Deutschland und die Hilfe der Caritas sei. Zurzeit lebe die achtköpfige Familie in einem 15 Quadratmeter großen Zelt, denn durch das Erdbeben habe sie alles Hab und Gut verloren. Der 45-jährige Ayman Abbaud habe als einziger Ernährer seiner Familie durch den Verlust des alten Autos jegliche Grundlage verloren. Es sei der wichtigste Besitz gewesen.
Damit konnte Ayman Abbaud als Taxifahrer und mit Kleintransporten einen bescheidenen Lebensunterhalt verdienen. Vor dem Erdbeben lebten sie in einer bescheidenen Wohnung in Kahramanmaras. Doch nun liege das Auto unter einem Schuttberg begraben und das Haus, in dem sie wohnten, stürzte komplett ein.
Ayman Abbaud wisse aktuell nicht, so Ritthaler, wie es weiter gehen soll. Die Familie sei froh, dass sie im Camp täglich warmes Essen von der Hilfsorganisation Orange bekomme, mit der Caritas zusammenarbeitet. Caritas International will mit ihren lokalen Partnerorganisationen eine Gemeinschaftsküche organisieren, in der die Familien des kleinen Camps gemeinsam kochen können. Bald solle die Familie eine Gasflasche und Kochtöpfe bekommen. Das wäre schon ein kleiner Schritt in Richtung Selbstständigkeit. „Geschichten wie die von Ayman Abbaud und seiner Familie gibt es viele“, berichtet Gernot Ritthaler.
Ziel ist, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten
Sowohl in Syrien als auch in der Türkei liege der Schwerpunkt der Hilfen daher nach wie vor auf den Grundbedürfnissen der Betroffenen. Dutzende Familien finden in Zelten, Containern oder Sporthallen eine Unterkunft. Außerdem verteilen Helferinnen und Helfer nach wie vor Lebensmittelpakete und Hygienekits.