Viele Menschen in Singen bangen um ihre Angehörige und Freunde in den Erdbeben-Regionen der Türkei und Syrien, die vor einem Monat ihr Hab und Gut verloren haben. Viele trauern auch um die Toten. Mit einer Veranstaltung will die Stadt Singen nun zusammen mit zahlreichen lokalen Organisationen am Donnerstag ab 17 Uhr beim Hauser-Brunnen den Opfern gedenken. Beim Austausch zwischen dem Vorsitzenden des Vereins Integration in Singen (Insi), Bernhard Grunewald, und dem Vorsitzenden der neuen „Syrian Volunteers Organization“, Barakat Oubaid, wird deutlich, welche Hilfe dort dringend nötig ist.

Bernhard Grunewald und Barakat Oubaid (von links) tauschen sich über die Hilfsmaßnahmen für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien aus.
Bernhard Grunewald und Barakat Oubaid (von links) tauschen sich über die Hilfsmaßnahmen für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien aus. | Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Grunewald hat zusammen mit Wolfgang Heintschel vom Caritasverband und vielen anderen Mitstreitern bereits 28.000 Euro an Caritas International überwiesen, die bei Spendenaktionen in der Stadt gesammelt wurden. Die Idee für die Gedenkveranstaltung haben sie an Oberbürgermeister Bernd Häusler und Bürgermeisterin Ute Seifried herangetragen.

Ahrtal-Helfer jetzt für Syrien aktiv

Doch der Verein steht auch in Kontakt mit Insi-Mitglied Barakat Oubaid. Der Syrer lebt seit Ende 2012 in Deutschland und kam Ende 2017 nach Singen, wo auch seine Eltern leben. Der 36-Jährige, der bereits in Syrien vier Jahre Islamwissenschaft studiert hat, hat im vergangenen Jahr den Verein „Syrian Volunteers Organization“ gegründet, dessen Vorsitzender er ist.

„Unser Verein hat wegen des Erdbebens in der Türkei und in Syrien eine Kampagne, die Erdbebenhilfe heißt“, erzählt Oubaid, der sich zum Austausch mit Bernhard Grunewald in Singen getroffen hat. Ein Bus mit Lebensmittel- und Kleiderspenden, auch von syrischen Familien aus Singen, fuhr vor ein paar Tagen in die Grenzregion im Nordwesten von Syrien. An der Grenze werden die Hilfsgüter übergeben.

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Im Austausch zwischen Bernhard Grunewald und Barakat Oubaid wird deutlich, wie sehr den beiden Männern am Herzen liegt, in der Erdbebenregion zu helfen. Barakat Oubaid hat bereits 2021 nach der Flutwasserkatastrophe im Ahrtal wochenlang beim Aufräumen geholfen, wie er berichtet. „Ich möchte nun etwas Gutes für mein Heimatland tun“, sagt er.

Ein Transporter der Syrischen Volunteers ist auf den Weg nach Nord-West-Syrien geschickt worden. In den Paketen sind auch Spenden ...
Ein Transporter der Syrischen Volunteers ist auf den Weg nach Nord-West-Syrien geschickt worden. In den Paketen sind auch Spenden syrischer Familien aus Singen. | Bild: Barakat Oubaid

Bernhard Grunewald setzt darauf, dass das Geld, was hier gespendet wurde, über Caritas International an die richtigen Partnerorganisationen kommt. „Wir denken, dass Geld aktuell die schnellere Hilfe ist“, sagt Grunewald. Transporte mit Hilfsgütern dauern einfach zu lange, seien gefährlich und es sei nicht klar, wie sie über die Grenze kommen können. Die gemeinnützige „Syrian Volunteers Organization“ hatte kurz nach dem Erdbeben auch Kontakt zu Weißhelmen (dem syrischen Zivilschutz) in Syrien aufgenommen und bittet um Geldspenden für diese Weißhelme, die in den Rebellengebieten im Nordwesten Syriens helfen.

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Bei der Gedenkveranstaltung am Donnerstag zielen die Organisationen darauf ab, ihre Solidarität mit den Hinterbliebenen zu bekunden und die Trauer mit jenen zu teilen, die ihre Nächsten verloren haben. Es wird darum gebeten, die Trauer durch Kerzen als gemeinsames stilles Zeichen auszudrücken.

Spendenaktionen brauchen einen langen Atem

Die Grenzregion der Türkei und Syriens war bekanntlich in der Nacht zum 6. Februar vom schwersten Erdbeben der vergangenen 100 Jahre betroffen. Mehr als 50.000 Menschen verloren bislang ihr Leben, Zehntausende sind verletzt und Tausende noch vermisst. Massive Zerstörungen haben unzählige Häuser und Wohnungen zertrümmert. Längerfristig gehe es bei Spendensammlungen deshalb auch um Hilfe für den Wiederaufbau. „Dafür brauchen wir einen langen Atem“, sagt Grunewald.