Egal, ob in der Freizeit, bei Blaulichteinsätzen, bei Freunden aus anderen Ländern oder vielen weiteren Bereichen – es gibt zahlreiche Menschen, die sich ehrenamtlich für das gesellschaftliche Miteinander in Singen einsetzen. Sie opfern Zeit, um zu einer besseren Gesellschaft in der Hohentwiel-Stadt beizutragen, und das auf die unterschiedlichste Art und Weise.

Er kümmert sich um die Einsatzkräfte

Es sind Situationen, die Einsatzkräfte der Feuerwehr an den Rand des Leistbaren bringen: Es brennt in einem Wohnhaus, in dem sich noch Menschen befinden. Oder es kommt zu einem Verkehrsunfall mit eingeklemmten Personen. Die Retter sind da, wenn sie gebraucht werden, doch tragische Unfälle können auch für sie sehr belastend sein. Doch was tun, wenn jede Hilfe zu spät kommt?

Fritz Möhrle.
Fritz Möhrle. | Bild: Matthias Güntert

Dann kommt Fritz Möhrle ins Spiel. Der Ur-Singener ist Seelsorger. Seit 2023 konzentriert er sich auf die Einsatzkräfte der Feuerwehr im gesamten Landkreis. Davor war er etwa zwölf Jahre lang in der Notfallseelsorge tätig. Das Problem: Wenn Fritz Möhrle zu einem Einsatz gerufen wird, ist dies meistens kein gutes Zeichen. In der Regel ist dann etwas Schlimmes geschehen, wie er schildert. Unglücke, Katastrophen, schwere Unfälle. Meist mit Todesfolge.

Oft reicht einfach nur zuhören

Der ehemalige Berufsschullehrer weiß, dass viele Kollegen mit Belastungen aus dem Einsatz kommen. „Wenn die Personen vom Rettungsdienst längst daheim sind und in aller Ruhe über das Erlebte nachdenken, entstehen oftmals die psychischen Probleme.“ Dabei müsse dies nicht so sein: „Oft reicht es, mit zwei offenen Ohren zuzuhören und eine Schulter zum Anlehnen zu bieten.“

Fritz Möhrle selbst ist seit vielen Jahren in der Feuerwehr aktiv. Wann er sich dazu entschieden habe, als Seelsorger aktiv zu werden, wisse er nicht mehr so genau. „Das ist so lange her“, sagt er. Aber er erinnere sich, dass es so etwas in seinen Anfangszeiten als 18-Jähriger nicht gegeben habe. Er erinnere sich auch an den ersten Einsatz nach nicht einmal vier Wochen als junger Feuerwehrmann: „Dessen Bilder haben mich lange Zeit verfolgt.“

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Heute kann sich ein Feuerwehrmitglied direkt an den Seelsorger wenden, wenn es Hilfe braucht. Oder Fritz Möhrle wird selbst aktiv, etwa wenn er von einer Erkrankung erfahren habe oder einer unschönen Situation im Umfeld. Aber auch den Führungskräften spreche er eine Verantwortung in einem solchen Fall zu, auch sie dürften sich bei ihm oder seinen Kollegen melden.

In der Regel biete er zeitnah nach dem Einsatz ein Gruppengespräch, bei Bedarf seien auch Einzelgespräche möglich. Die oberste Regel dabei ist: „Wir arbeiten verschwiegen und vertraulich“, so Möhrle. „In 99 Prozent der Fälle geht es um Trauer, Tod und Schmerz“, sagt der Singener. Er selbst nennt das: „Ich leiste erste Hilfe für die Seele.“

Singen von oben und mitten drin der Hohentwiel als Hausberg der Stadt.
Singen von oben und mitten drin der Hohentwiel als Hausberg der Stadt. | Bild: Gerhard Plessing

Ihr liegt die Fasnet am Herzen

Carolin Henningers Lachen ist ansteckend. Und das ist auch gut so, denn die Singenerin ist eine Närrin – ein echtes Vollblut-Poppele-Mitglied. Mit 17 Jahren ist sie in die Poppele-Zunft eingetreten und seitdem dabei geblieben. „Das war vor 27 Jahren und ich möchte keinen Tag davon missen“, sagt sie. Seit der jüngsten Fasent hat Henninger ein neues Amt inne und hat als Leiterin der Poppele-Jugend das Amt der Rebwiebermodder von Bettina Kraus übernommen.

Carolin Henninger.
Carolin Henninger. | Bild: Matthias Güntert

Fasnet ist für Carolin Henninger mehr als nur die Tage vom 11.11. bis zum Aschermittwoch. „Da stecken das ganze Jahr über viele Stunden ehrenamtliche Arbeit dahinter. Vieles, was wir Narren außerhalb der Fasnet leisten, fällt einem gar nicht so auf“, sagt Henninger.

Wichtig ist der neuen Rebwiebermodder, dass Fasnet nicht nur Feiern und Blödelei ist, sondern auch ein ganz großes Stück Tradition. „Hinter jedem einzelnen Häs steckt ganz viel Geschichte“, sagt sie. Außerdem verwandle das Häs ganz gewöhnliche Menschen zu Narren und damit auch zu einer Gruppe. „Fasnet ist ganz viel Dazugehörigkeit und Gemeinschaft. Fasnet mit Häs ist etwas ganz anderes, als Fasnet ohne Häs“, betont Henninger. Die gelernte Erzieherin will ihre Liebe zur Fasnet weitergeben und zwar an die kleinsten Singener. „Jugendarbeit ist die Basis von allem. Unsere Kinder sind nicht nur die Zukunft der Poppele, sondern der Fasnet im Allgemeinen“, betont sie.

Schon jetzt, mitten im Sommer, fiebere sie deshalb der närrischen Zeit entgegen. „Wenn ich die Lache des Poppele höre, wenn er aus seiner Gruft steigt, dann fängt es bei mir schon an zu kribbeln“, sagt Henninger.

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Er hilft auch in Kriegszeiten

Offiziell ist Carmen Scheide die Partnerschaftsbeauftragte für Singens ukrainische Partnerstadt Kobeljaki. Doch seit der russische Angriffskrieg in der Ukraine wütet, ist auch Wolfgang Werkmeister von der Singener Feuerwehr zu einem wichtigen Bindeglied zwischen der Hohentwiel-Stadt und deren Partnerstadt Kobeljaki geworden.

Der russische Angriffskrieg ist seit dem Beginn am 24. Februar 2022 bis auf 70 Kilometer an Kobeljaki herangerückt. Es habe auch Drohnen- und Raketenangriffe gegeben, berichtet Werkmeister. „In Kobeljaki sind aber Gott sei Dank noch keine Bomben oder Schüsse gefallen“, sagt der Singener. Doch die Feuerwehr in Kobeljaki ist permanent in Alarmbereitschaft, obwohl es um die dortige Ausrüstung alles andere als gut bestellt sei. Und genau dort fängt Werkmeisters Wirken an.

Wolfgang Werkmeister.
Wolfgang Werkmeister. | Bild: Matthias Güntert

Zusammen mit weiteren Feuerwehrangehörigen hat Werkmeister schon etliche Hilfstransporte in die Singener Partnerstadt organisiert. Erst kürzlich wurden erneut 1500 Tonnen an Hilfsgütern auf den Weg in das 2800 Kilometer entfernte Kobeljaki geschickt.

Nächster Hilfskonvoi ist auf dem Weg

Natürlich habe ein Gutteil des Transports wieder aus Ausrüstung für die Feuerwehr in Singens ukrainischer Partnerstadt bestanden – darunter Schutzhandschuhe, Schutzhelme und Leitern. Vieles davon unter Leitung und Mithilfe von Wolfgang Werkmeister. Insgesamt sieben Feuerwehrfahrzeuge aus dem Hegau und aus anderen Teilen Deutschlands sind bisher nach Kobeljaki gefahren worden und nun dort im Dienst.

„Ich war das erste Mal 1995 mit dem damaligen OB Andreas Renner in Kobeljaki. Was wir dort an technischer Ausrüstung, aber vor allem an Schutzausrüstung vorfanden, war erschreckend“, erinnert sich Werkmeister. Wie erschreckend, wird in seinen nächsten Worten deutlich: Die Schutzausrüstung der ukrainischen Feuerwehrleute war aus Jutestoff. Oder wie Werkmeister es sagt: „Aus dem Stoff unserer Kartoffelsäcke, damit kannst du nicht mal eine warme Pfanne anlangen.“

Für ihn war ab diesem Moment klar: Hier muss geholfen werden. Werkmeister selbst hat kurz nach dem Ausbruch des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ein Feuerwehrfahrzeug selbst nach Kobeljaki gefahren. Allerdings nur bis an die Grenze. „Alles andere war einfach zu gefährlich“, erinnert er sich. Die Hilfsbereitschaft hat seitdem nicht nachgelassen. „Eine Städtepartnerschaft ist mehr als nur Feste feiern und sich gegenseitig besuchen. Eine Partnerschaft gilt auch in schweren Zeiten“, betont er.

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Singen in Zahlen, Daten, Fakten

Kreis: Konstanz

Fläche in ha: 6177

Einwohner: 46.789

Einwohner pro km²: 757

Durchschnittsalter: 43,5

Miete pro m²: 7,81

Wohnung Kaufpreis pro m² in Euro: 3315,80

Haus Kaufpreis pro m² in Euro: 3993,69

Pendler: 20.584 ein, 12.557 aus

Bildung: Alle Schularten (Grundschule, Werkrealschule, Realschule, Gemeinschaftsschule und Gymnasium) inklusive Berufsschule und Bildungsakademie

Bautätigkeiten: In Beuren an der Aach wurde für das Baugebiet „Engener Straße“ im ersten Bauabschnitt die Erschließung fertigstellt. Nach der Sommerpause 2024 wird der neue Gemeinderat die Verkaufspreise für die Vermarktung der 31 einzelnen Bauplätze festlegen. Hinzu kommt das Baugebiet Schnaidholz, in dem etwa 16 bis 20 Reihenhäuser entstehen werden.

Geplant ist in Beuren ein weiterer Bauabschnitt im Gebiet Engener Straße mit mindestens 40 Baugrundstücken. In Schlatt sollen im Gebiet Bettenäcker 46 Bauplätze entstehen. Und im Singener Süden sind nahe Tiefenreute unter anderem zehn Einfamilienhäuser, drei Doppelhäuser, ein Reihenhaus mit sechs Reihenhaushälften, 18 Mehrfamilienhäuser im Wohngebiet sowie 26 Mehrfamilienhäuser im urbanen Gebiet geplant.

Bild 5: So machen wir Singen besser: Drei Urgesteine sorgen für Tradition, Hilfe und Seelenheil
Bild: Kerstan

Fernverkehr: ja

Regionalbahn: ja

Nahversorgung: ja

Schwimmbäder: ein Freibad und ein Hallenbad

Gastro: ja

Hausärzte: 26

Pflegeheime/Seniorenzentren: ja

Kitaplätze: Zum Stichtag 1. März gab es für Kinder unter drei Jahren 165 Plätze mit verlängerten Öffnungszeiten, 122 ganztags und zehn halbtags. Für Kinder über drei Jahren gab es 183 Plätze in Regelgruppe, 1240 mit verlängerten Öffnungszeiten und 357 ganztags. Die Betreuungsquote liegt bei 2 Prozent der Kinder unter einem Jahr, 32 zwischen einem und drei Jahren und 86 Prozent der Kinder über drei Jahren.