Niemand darf mehr raus und Sicherheitskräfte hindern Besucher am Zutritt: Zwei Häuser in Singen sind von Ordnungsamt und Gesundheitsamt am Freitag abgeriegelt worden, nachdem es dort zu Infektionen mit der britischen Corona-Mutation gekommen war. Elf Menschen sind erkrankt, fünf davon mit der britischen Variante. Die Behörden befürchten weitere Ansteckungen von Kontaktpersonen, wie Bürgermeisterin Ute Seifried dem SÜDKURIER erklärt. „Wir haben große Sorge, dass die britische Variante uns die Zahlen in die Höhe treibt“, so die Bürgermeisterin. Mit der Allgemeinverfügung der Stadt, die rund 40 Menschen in zwei Wohnhäusern betrifft, soll eine weitere Ausbreitung verhindert werden.

Aktuell (Stand Freitagmittag) sind in Singen 90 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet, damit ist die Stadt trauriger Spitzenreiter im Landkreis gefolgt von Stockach mit 56 Infizierten. Die in Singen und Stockach festgestellte britische Variante gilt als deutlich ansteckender. Laut Landratsamt gibt es derzeit 95 nachgewiesene britische Virusmutationen, die sich auf den Landkreis verteilen.

Freiwilliger Test vor den beiden Gebäuden

Der Freitag begann früh: Ab 7.15 Uhr war das Ordnungsamt mit dem Gesundheitsamt unterwegs, um die Bewohner der zwei Häuser in der Laubwaldstraße und in der Ekkehardstraße etagenweise zum Abstrich vor die Tür zu bitten. Der Test ist freiwillig, wie die Stadt mitteilt. In den Häusern wohnen unter anderem Mitarbeiter einer Stockacher Firma, wo vergangene Woche die britische Virus-Mutation festgestellt wurde. Einige der Mitarbeiter hätten zwischenzeitlich ihre Familien infiziert.

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Landratsamt schildert Unstimmigkeiten im Vorfeld: Zwei Menschen hätten sich nicht isoliert

„Wir haben gemerkt, dass diese Mutation viel ansteckender ist. Es reicht ein kurzer Kontakt auf dem Flur“, sagt Ute Seifried. Marlene Pellhammer erklärt als Pressesprecherin des Landratsamtes auf Nachfrage, dass es auch Unstimmigkeiten gab: Angaben der Kontaktpersonen hätten nicht mit Meldedaten übereingestimmt, zwei Personen hätten sich nicht an die Isolierungsanordnung gehalten. Deshalb habe man sich zu dem aktuellen Vorgehen entschieden, zu dem man selten greife.

Bislang würden die Bewohner verständnisvoll auf die Testaktion reagieren: „Es wurde recht positiv aufgenommen, alle haben sich testen lassen“, sagt sie am Freitagmittag. Die Aktion sei am Donnerstagabend angekündigt worden, sagt Seifried. Und weil dort auch Menschen wohnen, die keine deutsche Staatsangehörigkeit haben, halfen Dolmetscher bei Verständigungsschwierigkeiten.

Das betroffene Haus in der Ekkehardstraße.
Das betroffene Haus in der Ekkehardstraße. | Bild: Tesche, Sabine

Sicherheitskräfte melden Verstöße ans Ordnungsamt. Und dann droht ein hohes Bußgeld

Wenn das Gesundheitsamt einen Infektionsverdacht feststellt, werden die Menschen unter Quarantäne gestellt. Sicherheitskräfte sollen dafür sorgen, dass diese auch eingehalten wird. Wenn jemand trotz Quarantäne seine Wohnung verlässt, können Sicherheitskräfte die Menschen nicht daran hindern: „Es ist keine Freiheits-entziehende Maßnahme, dafür gibt es keine Grundlage“, sagt Seifried. Doch dann werde das Ordnungsamt informiert.

Laut Allgemeinverfügung sind bis zu 25.000 Euro Bußgeld möglich – und das ist kein Schreckgespenst, sagt Seifried: „Wenn jemand die Quarantäne bricht, werden wir die Strafe relativ hoch setzen. Es ist ernst und es geht um die Gesundheit von uns allen.“

Es kommt keiner mehr rein. Aber für Lebensmittel ist gesorgt

Die Sicherheitskräfte sollen auch dafür sorgen, dass niemand die Gebäude betritt: Wer dort nicht wohnt, darf nicht rein. Für die Versorgung der Bewohner sei dennoch gesorgt: Die Stadt habe einen Versorgungsdienst eingerichtet, wie Seifried erklärt. Mitarbeiter würden für die Bewohner einkaufen gehen und ihnen Lebensmittel vor die Tür stellen.

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