Die Stadt Singen tut viel für Radfahrer, schließlich ist sie stolz auf die Auszeichnung als „Fahrradfreundliche Kommune“. Nicht nur beim Aufstellen von Fahrradbügeln zum Abstellen des Drahtesels hat die Radverkehrsbeauftragte Petra Jacobi stark aufgerüstet, weil das Radfahren enorm zugenommen hat. Gemeinsam mit dem Bauamtsleiter Thomas Mügge startete sie nun eine Kampagne, die Radfahrer darauf aufmerksam machen soll, Radwege nicht in der falschen Richtung zu befahren – weil die Unfallgefahr sonst groß ist.
Am Praxedisplatz ist das große Banner mit der Aufschrift „Geisterradler gefährden“ kaum zu übersehen. Eine rote Hand signalisiert, dass an dieser Stelle nicht auf der falschen Seite des Radwegs gefahren werden soll. „Wir haben immer wieder Bürgermeldungen bekommen, dass Radfahrer an manchen Stellen auf der falschen Seite fahren“, so Thomas Mügge. Bei der Unterführung an der Güterstraße sei es stadteinwärts auf dem Radweg schon mal dazu gekommen, dass ein Radler gestürzt war, weil ihm ein Falschradler entgegengekommen sei. Zum Glück ging dieser Sturz glimpflich aus.
In der Nähe des großen Banners hängt an einem Verkehrsschild nun ein weiteres, kleineres Schild, das davor warnt, hier auf der falschen Seite zu radeln. Die Kampagne sei von der Verkehrswacht Bayern in Regensburg erfunden worden und unter anderem auch schon mit Erfolg in der Fahrradstadt Münster durchgeführt worden, so Petra Jacobi. „Unsere Schilder sollen die Gefahrenstellen hervorheben und sind damit zusätzliche Aufmerksamkeitsmarker“, sagt Petra Jacobi und Mügge appelliert an die Einsicht der Radfahrer: „Das Falschfahren auf dem Radweg ist kein Kavaliersdelikt.“
40 Schilder sollen in der Stadt zum Einsatz kommen
Insgesamt hat die Stadt 40 dieser kleinen Schilder anfertigen lassen, denn es gibt außer dem Radweg von der Bahnunterführung hin zum Praxedisplatz weitere Orte mit Gefährdungspotenzial. Einer sei beispielsweise an der Schaffhauser Straße, wo unterhalb des Klinikums Radler gern mal auf der falschen Seite in Richtung Innenstadt fahren. Außerdem nähmen manche Radfahrer von der Friedenslinde in Richtung Mühlenstraße gern mal die falsche Seite auf dem Radweg. Im Rahmen der Kampagne stehe man auch im Austausch mit der Verkehrsbehörde. Das große Banner werde dann möglicherweise auch mal an diesen Schwerpunkten aufgehängt.

Verbesserungen stehen Radfahrern stadtauswärts in der Hohenkrähenstraße bevor, wenn diese im Herbst wieder ganz für den Verkehr freigegeben wird. Stadtauswärts gibt es dann einen Radweg ab der Friedenslinde bis zum Ortseingangsschild. Stadteinwärts wird es Radlern mit dem entsprechenden Schild „Radfahrer frei“ erlaubt sein, auf dem Fußweg zu radeln. Oder sie nehmen den Radweg entlang der Aach.
Dass man vor ein paar Jahren die Verkehrsführung an der Güterstraße geändert hat, habe sich wirklich bewährt. Hier dürfen Autofahrer seither nicht mehr von der Güterstraße nach rechts in die Fittingstraße abzweigen. Dadurch werden die Radfahrer auf dem Radweg Richtung Industriegebiet an dieser früher gefährlichen Stelle vor Unfällen bewahrt. „Wir werden als Stadt immer am Ball bleiben, um unsere fahrradfreundliche Kommune weiter attraktiv zu halten, damit die Menschen mehr Wege mit dem Rad oder auch zu Fuß machen, als mit dem Auto“, resümiert Petra Jacobi.
Verkehrsexperten suchen ständig nach Optimierungspotenzial
Seit Juli 2010 gibt es bereits den Arbeitskreis Rad- und Fußverkehr, in dem wichtige Maßnahmen zwischen Vertretern aus Politik, Gemeinderat und Verbänden wie ADFC sowie den Verkehrsexperten aus dem Polizeipräsidium Konstanz besprochen werden. Eine Kampagne, Falschradler zu sensibilisieren, war in diesem Gremium ebenfalls angeregt worden. Für Radwege, die für beide Fahrtrichtungen explizit zugelassen sind, gelten natürlich diese Regeln (wie auf der Burgstraße ab Einmündung Widerholdstraße in Richtung Friedenslinde und Rathaus).