Am 21. Oktober vergangenen Jahres hatte Wolfgang Stuckenbrock seinen 95. Geburtstag gefeiert und im Kreis der Gratulanten auf ein bewegtes Leben zurückgeschaut. Jahrzehntelang hatte sich Stuckenbrock seit den 1960er-Jahren als SPD-Politiker im Häfler Gemeinderat und im Kreistag engagiert. Die Nachricht seines Todes am 11. Mai überbrachte Oberbürgermeister Simon Blümcke den Ratskollegen bei der jüngsten Gemeinderatssitzung.

Glückwünsche zum 85. Geburtstag im Oktober 2014 für Wolfgang Stuckenbrock (Mitte) überbrachte der damalige SPD-Vorsitzender Roland ...
Glückwünsche zum 85. Geburtstag im Oktober 2014 für Wolfgang Stuckenbrock (Mitte) überbrachte der damalige SPD-Vorsitzender Roland Kaczmarek (rechts), links Ehefrau Jutta Stuckenbrock. | Bild: SPD (Archivfoto)

Simon Blümcke würdigte Wolfang Stuckenbrock als „kommunalpolitisches Urgestein“ und ein „Fundamentstein dieser Stadt“. 37 Jahre lang, von 1962 bis 1999, wirkte der SPD-Politiker im Friedrichshafener Gemeinderat. 1962 war „Stucki“, wie er genannt wurde, im Alter von 33 Jahren erstmals in das Gremium gewählt worden. Als jahrelanger Vorsitzender der SPD-Fraktion hatte seine Stimme besonderes Gewicht in der politischen Arena. 23 Jahre lang war er Stellvertreter des Oberbürgermeisters. Über 20 Jahre lang gehörte er auch dem Kreistag an, deren SPD-Fraktion er lange führte.

Fachmann in Sachen Klinik

„Wolfgang Stuckenbrock war ein versierter Praktiker, der sehr sachorientiert die anstehenden Projekte auf ihre Machbarkeit prüfte und betrachtete“, würdigt die Stadtverwaltung sein Wirken. „Besonders stark engagierte er sich im Krankenhausausschuss.“ Von 1978 bis 2004 war Wolfgang Stuckenbrock als erfahrener Architekt zudem Vorsitzender des Gutachterausschusses der Verwaltungsgemeinschaft Friedrichshafen-Immenstaad. Besonders hervorzuheben seien seine Bewertungen der ehemaligen militärischen Liegenschaften, das Gebäude der Löwentalkaserne, die Flak-Kaserne Fallenbrunnen, die Franzosenwohnungen an der Hochstraße und das Flugplatzgelände, so die Stadtverwaltung.

Höchste Auszeichnung des Landes

1973 hatte Stuckenbrock die Interessengemeinschaft der Dialysepatienten und Nierentransplantierten Bodensee-Oberschwaben gegründet und engagierte sich als deren Vorsitzender. Er war einer der vehementesten Verfechter des Organausweises. Er engagierte sich für den Verein „Frauen helfen Frauen“ und setzte sich für ein Haus für die Jugend ein.

Ehrenmedaille der Stadt

Für seine Verdienste wurde er mit der höchsten Auszeichnung des Landes Baden-Württembergs ausgezeichnet, der Staufermedaille. Am 6. April 2000 bekam er die Ehrenmedaille der Stadt Friedrichshafen, außerdem erhielt er die Willy-Brandt-Medaille sowie für sein soziales Wirken das Bundesverdienstkreuz. 2016 ehrten ihn die Parteifreunde für eine 60-jährige Mitgliedschaft in der SPD – keiner war damals länger dabei als er.

Beim GZH eine klare Meinung

Als freier Architekt war seine Expertise bei wichtigen baulichen Entscheidungen besonders gefragt. Das zeigt sich beispielsweise Ende der 1970er-Jahre, wo der geplante Bau des Graf-Zeppelin-Hauses am Seeufer die Bürgerschaft spaltete und schließlich 1980 zu einem der ersten Bürgerentscheide im Land führte. Stuckenbrock war schon damals von dem Standort so überzeugt, dass er bei einer anderen Entscheidung mit einem Rücktritt drohte.

Das könnte Sie auch interessieren

Stuckenbrock traute sich mehr zu, als Gemeinderat zu sein: Im Kampf um den Häfler Oberbürgermeisterposten trat er 1977 gegen Martin Herzog an, den späteren Landes-Wirtschaftsminister. Häfler Rathaus-Chef wurde Stuckenbrock nicht, er musste sich mit knapp 30 Prozent der abgegebenen Stimmen Herzog geschlagen geben.

Die Trauerfeier mit anschließender Urnenbeisetzung findet am Freitag, 23. Mai, 14 Uhr, auf dem Neuen Friedhof in Kressbronn statt.