Am Samstag ging Folge 32 online. „Zwischen Kriegsgebiet, Kanzlerwahl und Kommunen“ ist der neueste Teil des Podcasts „zwischendurch politisch“ überschrieben. In dieser Bandbreite diskutieren Matthias Eckmann und Werner Nuber eigentlich immer miteinander, wenn sie sich im Studio Welle 20 an der Zeppelin-Universität für die Aufnahme treffen. Weil sie als überzeugte Sozialdemokraten Redebedarf haben. Und das seit über einem Jahr, regelmäßig alle zwei Wochen.
Themen gehen nicht aus
Am 9. März 2024 erschien die erste Folge. Es war ein Experiment. Drei Monate vor der Kommunalwahl wollten beide SPD-Stadträte mit dem neuen Format vor allem Häfler Lokalpolitik erklären und damit transparenter machen. Podcasts sind ideal, um in relativ kurzer Zeit viele Menschen zu erreichen. „Wir dachten anfangs, irgendwann gehen uns die Themen aus. Aber das Gegenteil ist der Fall“, sagt Werner Nuber. Auch wenn er nach der Wahl seinen Platz im Rat räumen musste.

„Diese Transparenz ist wichtig, was wir im Gemeinderat machen und wie wir zu unseren Entscheidungen kommen“, erklärt Matthias Eckmann die Motivation. Der 27-Jährige sitzt bereits seine zweite Amtszeit und nun sogar als SPD-Fraktionschef im Rat. Für den 57-jährigen Werner Nuber, der beruflich Geschäftsführer und nicht mehr mittendrin in der Stadtpolitik ist, hat sich der Fokus mehr auf die internationale Politik verlagert. „Wir kriegen einen guten Mix hin“, meint er.
Kaum kommunale Podcasts am Bodensee
Podcasts zu kommunalpolitischen Themen gibt es am Bodensee kaum. Die Grünen aus Friedrichshafen haben vor der Kommunalwahl 2024 einen gestartet, diesen aber nach wenigen Folgen eingestellt. Auch Fridays for Future Bodensee startete 2020 einen Versuch, wo Mitglieder der Gruppe Lokalpolitiker interviewte. Nach vier Folgen war auch hier Schluss. Die Stadt Konstanz veröffentlicht ihre Gemeinderatssitzung regelmäßig als Podcast. Hier können Interessierte die Diskussionen zu den Tagesordnungspunkten nachhören. Davon abgesehen sucht man Podcast-Angebote zur Kommunalpolitik am Bodensee aber vergebens.
Eine Stunde ohne Drehbuch
Doch was macht den Podcast der beiden Häfler aus? Ihre Gespräche seien „authentisch, spontan, originell“, findet Werner Nuber. „Das hat sich wirklich gut eingespielt.“ Gut eine Stunde lang reden sie miteinander, tauschen sich ohne großes Drehbuch aus. Beide trennen 30 Lebensjahre, wodurch sie auf viele Themen eine unterschiedliche Sicht haben. Das macht die Debatte lebhaft. Daneben bleibe Platz für Persönliches. „Das muss auch Spaß machen, sonst hört ja keiner zu.“ Zusammengeschnitten werde der Podcast in der Regel nicht.
Beiden ist aber auch wichtig, sich zu positionieren, ihre Meinung zu sagen. Matthias Eckmann sagt, dass er dafür auch schon angegriffen und mit dem Vorwurf konfrontiert wurde, sich als SPD-Fraktionschef selbst zu inszenieren. Der Politik-Student an der Zeppelin-Uni hält das aus. „Wir wollen mit dem Podcast über Politik sprechen und keine machen“, sagt er.
Neue Ideen fürs eigene Format
Mit der Reichweite sind beide zufrieden. Knapp 100 Leute hören jeder Folge nach eigenen Angaben zu. Etwa doppelt so viele zählen Nuber und Eckmann zu ihren Abonnenten. Ans Aufhören denken sie jedenfalls nicht, eher an neue Ideen.
Fünfmal hat sich das Gesprächsduo bereits einen Gast eingeladen, um bei der Debatte nicht immer im eigenen Saft zu schmoren, so wie Tilmann Stottele oder Leon Hahn. Das wollen sie künftig öfter tun, auch außerhalb des SPD-Dunstkreises. Beide können sich zudem vorstellen, mit ihrem Format an Schulen oder live auf Tour zu gehen.
Herzensprojekt macht Spaß
Auch wenn dieses „Herzensprojekt“, so Matthias Eckmann, ihnen sehr viel Spaß mache, stecke doch eine Menge Arbeit dahinter. So fertigt er vor jeder Folge einen kurzen Trailer für die sozialen Medien, um über die Inhalte der nächsten Folge zu informieren. „Manche beneiden uns, dass wir das so konsequent hinbekommen.“
Dass das auf Dauer so gut funktioniert, liegt sicher auch daran, dass Werner Nuber und Matthias Eckmann mehr verbindet als SPD und das Interesse an Politik. Gemeinsam engagieren sie sich für die ‚Brücke nach Horishni Plavni‘. Ein Verein, der die ukrainische Partnerstadt unterstützt. Die Idee zum Podcast kam beiden während der Autofahrt für eine Hilfslieferung.