Anderthalb Monate nach dem Tod der deutschen Biathlon-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier im Karakorum-Gebirge in Pakistan haben Behörden, Tourenveranstalter und ihr Management Berichte über eine bevorstehende Bergung ihrer Leiche zurückgewiesen. Eine erneute Lagebewertung habe ergeben, dass keine Bergung erfolge, teilte Dahlmeiers Management am Montag mit. Die 31-jährige frühere Biathletin war Ende Juli auf dem Laika Peak von einem Steinschlag getroffen worden.
„Um weiteren Falschmeldungen Einhalt zu gebieten: Bereits in der vergangenen Woche konnte ein Bergungsteam die Situation am Laila Peak erneut bewerten“, erklärte Dahlmeiers Management. „Das Ergebnis ist, dass Laura Dahlmeiers Leichnam nicht geborgen wird.“
Damit dementierte das Management Berichte, ein Bergsteigerteam habe sich zur Bergung der Leiche auf den Weg gemacht. Kaleem Shani vom örtlichen Bergtour-Anbieter Karakorum Guides Pakistan sagte der Nachrichtenagentur AFP am Montag angesichts der Falschmeldungen, er sei zunächst irrtümlich von einer Bergungsaktion für Dahlmeier ausgegangen.
Von einer Bergungsaktion war demnach aber keine Rede
„Ich hatte von einem Ortsansässigen die Information bekommen, dass ein Rettungsteam in der Gegend eingetroffen sei“, legte Shani dar. Später sei ihm klargeworden, „dass meine Informationen unzutreffend waren, was mir leid tut“. An der Bergtour, bei der sich Dahlmeiers tödlicher Unfall ereignet hatte, war Shanis Unternehmen nicht beteiligt gewesen.
Muhammad Iqbal Shigri vom Anbieter Shipton Trek & Tours Pakistan, der Dahlmeiers Tour im Juli organisiert hatte, sagte AFP, ihm lägen „keine Informationen über irgendeine Bergungsmission zur Bergung ihrer Leiche“ vor. Areeb Ahmed Mukhtar, ein hochrangiger Behördenvertreter des Bezirks Ghanche sagte, Dahlmeiers Vater habe bei seiner Behörde schriftlich eine Erlaubnis für einen Drohnenflug über dem Unglücksort beantragt. Von einer Bergungsaktion war demnach aber keine Rede.
Es sei Dahlmeiers „ausdrücklicher und niedergeschriebener Wille“
Dahlmeier war Ende Juli beim Abstieg vom Laila Peak im Karakorum-Gebirge in rund 5700 Metern Höhe von einem Steinschlag getroffen worden. Eine Bergungsaktion war wegen technischer Schwierigkeiten und der anhaltenden Steinschlaggefahr weder aus der Luft noch zu Fuß möglich. Zwei Tage nach dem Unglück gab Dahlmeiers Management bekannt, aufgrund der vorliegenden Informationen sei davon auszugehen, dass Dahlmeier bereits am Unglückstag gestorben sei.
Es sei Dahlmeiers „ausdrücklicher und niedergeschriebener Wille“ gewesen, „dass in einem Fall wie diesem niemand sein Leben riskieren darf, um sie zu bergen“ und ihr Leichnam „in diesem Fall am Berg zurückzulassen“ sei, hieß es damals in einer Mitteilung des Managements. Dies sei auch im Sinne ihrer Angehörigen.
Der Tod der 31-Jährigen hatte in der Sportwelt und darüber hinaus Bestürzung ausgelöst
Dahlmeier hatte während ihrer Karriere als Biathletin sieben WM-Goldmedaillen gewonnen. Bei den Winterspielen 2018 in Pyeongchang gelang es der Garmisch-Partenkirchnerin als erster Biathletin, sowohl im Sprint als auch im Verfolgungsrennen Gold zu holen.
2019 beendete Dahlmeier im Alter von nur 25 Jahren ihre Karriere als Profisportlerin. Sie wurde Biathlon-Kommentatorin für das ZDF und arbeitete als staatlich geprüfte Berg- und Skiführerin. Bei ihren Bergtouren stellte sie sich neuen Herausforderungen. So bestieg sie im November den Himalaya-Gipfel Ama Dablam in Nepal und stellte dabei einen Geschwindigkeitsrekord auf. (dpa/AFP)