Die allgemeine Stärkung der Extreme spiegelt sich auch in Überlingen und seinen Teilorten wider. Die Stimmen der Mitte wandern auch hier an die linken und rechten Ränder des politischen Spektrums.
Gewinner und Verlierer der Wahl
Die Wahlsieger in Überlingen sind die CDU und die AfD. Die Christdemokraten holen acht Prozentpunkte mehr als bei der Wahl 2021, die AfD holen 8,7 Prozentpunkte mehr. Auf die CDU entfallen 4.832 Stimmen, das entspricht 33,8 Prozent. Zweitstärkste Kraft sind die Grünen mit 17,8 Prozent. Die SPD, die Partei von Oberbürgermeister Jan Zeitler, verliert knapp 4,9 Prozentpunkte der Stimmen und kommt auf 13,7 Prozent der Zweitstimmen.
Direktkandidat Volker Mayer-Lay (CDU) gewinnt mit 41,4 Prozent und weitem Abstand die meisten Erststimmen. Leon Hahn (SPD), Ahmad Al Hamidi (Grüne) und Alice Weidel (AfD) pendeln sich jeweils um die 16 Prozent ein.
AfD in Überlingen weniger gefragt als im Bund
Bei der zurückliegenden Kommunalwahl erreichte die AfD 9,2 und besetzte im Gemeinderat damit zwei Plätze. Obwohl Spitzenkandidatin Alice Weidel Überlingen als Wohnort angibt, erhält ihre Partei im Lokalen weit weniger Zustimmung: Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt von 20,8 Zählern, erhält ihre Partei in Überlingen nur 15,5 Prozent. In allen Wahlbezirken liegen Mayer-Lay und die CDU vorn, mal mit der AfD, mal mit den Grünen als zweitstärkste Kraft. Im Wahlbezirk Burgberg erreichen die Rechtspopulisten mit 23,2 Prozent den höchsten Wert in Überlingen.
Bei den Briefwählern findet die AfD im Vergleich zur Urnenwahl wenig Anklang. Mit 11,9 Prozent erreicht sie in einem der zehn Briefwahlbezirke ihren höchsten Wert, mit 7,2 ihren niedrigsten. Auffällig ist, dass die etwa 6900 Briefwähler vor allem die Grünen stärkten.
Wahlverlierer FDP
Wie im ganzen Bundesgebiet gewinnt Die Linke auch in Überlingen dazu. In den Wahlbezirken Altstadt und Bambergen erreicht sie bei den Urnenwählern je um die zwölf Prozent, bei den Briefwählern spielt sie hingegen kaum eine Rolle. Insgesamt holt die Partei 5,6 Prozent. Der Trend der Grünen, die im Gemeinderat zusammen mit der LBU die größte Fraktion bilden, zeigt sich auch anhand der Überlinger Wahlergebnisse. Auch wenn die Partei an Zuspruch verloren hat, liegt sie in Überlingen mit 17,8 Prozent über dem Bundesdurchschnitt von 11,6 Prozent. Anders steht es allerdings um die FDP. Auch in Überlingen, wo die Fraktion der Liberalen immerhin drei Sitze besetzt, verliert sie knapp 9,5 Prozentpunkte gegenüber der Bundestagswahl von 2021. Sie erreicht 6,3 Prozent.

Das schwache Ergebnis der Partei bestätigt sich auch im traditionell FDP-affinen Nußdorf. Selbst dort konnten die Liberal-Demokraten weder bei Erst- noch Zweitstimme punkten. Direktkandidat Akif Akyildiz fand lediglich die Zustimmung von 2,6 Prozent der Stimmen. Die Partei selbst sammelt in Nußdorf 6,3 Prozent. Im kombinierten Wahlbezirk Nußdorf/Deisendorf erreichten die Liberalen im Jahr 2021 noch 18,7 Prozent.
Kleinparteien spielen kaum eine Rolle
Kleinparteien spielen anders als bei der Wahl 2021 dieses Mal eine untergeordnete Rolle. Auf sie entfallen in Überlingen 3,4 Prozent. Das sind fast sechs Prozent weniger als bei der Bundestagswahl 2021. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) erreicht hierbei 3,8 Prozent.

2021 entfielen in Nußdorf die meisten Stimmen des Teilorts unter „Sonstige“. In diesem Jahr sind es nur elf Stimmen, also 1,7 Prozent der Zweitstimmen. In Deisendorf fällt auf, dass es der einzige Teilort ist, wo das BSW weit über fünf Prozent erreicht und bei 9,3 Prozent landet. In Hödingen erreicht die Partei Die Basis 2,6 Prozent, den höchsten Wert in den Überlinger Teilorten. Die Basis verschwindet beinahe vollkommen und erreicht insgesamt 0,4 Prozent. Bei der vergangenen Wahl erreichte die Gruppierung, die als parteipolitischer Arm der Querdenker-Bewegung gilt, am Bodensee noch knapp fünf Prozent. Die Partei um die frühere Spitzenkandidatin Johanna Findeisen aus Frickingen verschwindet damit weitgehend aus dem politischen Geschehen. Findeisen sitzt derzeit in Haft, da ihr vorgeworfen wird, mit der Gruppe um Reichsbürger Prinz Reuß einen Umsturz geplant zu haben.
CDU gewinnt auch die Teilorte
Bonndorf wählt die AfD an der Urne als zweitstärkste Kraft. Sowohl bei Erst- als auch Zweitstimme erreicht die Partei am rechten Rand knapp über 22 Prozent. Auch in Lippertsreute schneidet die Partei als zweitstärkste Kraft bei knapp 22 Prozent der Stimmen ab. Auffällig ist hier, dass der Grünen-Kandidat Ahmad Al Hamidi nur 8,9 Prozent Zuspruch erhielt, die Grünen bei den Zweitstimmen jedoch mit 13,5 Prozent nach CDU und AfD auf Platz drei kommen.
In Bambergen kann sich ebenfalls die CDU an der Wahlurne zum Wahlsieger küren. Sie erreicht 27,1 Prozent der Stimmen. Damit liegen die Christdemokraten etwa sieben Prozentpunkte vor den Grünen mit 20,3 und der AfD mit 17,1 Prozent. Die Linke verweist im drittkleinsten Teilort mit über zwölf Prozent der Stimmen die SPD auf den fünften Platz. Beim Blick auf die Balkendiagramme in Nesselwangen könnte man glauben, es gäbe nur zwei Parteien. Die CDU liegt hier mit 38 Prozent klar vorn, gefolgt von der AfD mit 27 Prozent. SPD und Grüne pendeln sich beide grob bei acht Prozent ein.
Historisch hohe Wahlbeteiligung
Wahlberechtigt waren 17.157 Personen. Davon gaben 14.369 ihre Stimme ab. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 83,8 Prozent, etwas über einen Prozentpunkt mehr als der Bundesschnitt. Damit steigt die Beteiligung in Überlingen um vier Prozentpunkte gegenüber der Wahl 2021.