Ein freies Wochenende mit guter Wettervorhersage ist alles, was das Herz eines Motorradfahrers begehrt. Den jüngeren Verkehrsteilnehmern geht es jedoch neben dem Spaß vor allem auch um Mobilität und Selbstbestimmung. Ein Mofa oder ein A1-Motorrad (mit einem Hubraum von maximal 125 Kubikzentimeter, 15 PS), bedeutet für Minderjährige im ländlichen Raum, wie etwa dem Bodenseeumland, Mobilität und für Eltern auch Entlastung.
Zahl der Verkehrstoten sinkt
Motorradfahren birgt jedoch ein erhöhtes Verletzungsrisiko bei Unfällen. Hinzu kommt, dass die meisten Verkehrsunfälle den 18- bis 24-Jährigen passieren, proportional dicht gefolgt von der Gruppe der 15- bis 17-Jährigen, wie eine Statistik des Statistischen Bundesamtes 2021 belegt. Diese zwei Faktoren bereiten vielen Eltern Sorgen, auch wenn die Zahl der tödlich Verunglückten, wie auch in den anderen Verkehrssektoren, stetig sinkt. Hierbei gilt es allerdings zu bemerken, dass die Statistiken durch die Corona-Pandemie beeinflusst wurden. Während der Pandemie nahmen weniger Menschen am Straßenverkehr teil, beziehungsweise sie waren weniger unterwegs.

Wie unterscheiden sich Motorrad- und Autoführerschein?
Trotz alledem spricht vieles für einen Motorradführerschein, wenn man bedenkt, dass er mit rund 2300 Euro deutlich günstiger ist als ein PKW-Führerschein. Insbesondere aber bei der praktischen Prüfung hebt er sich mit seiner hohen Erfolgsquote von der Klasse B ab: In Baden-Württemberg lag die Durchfallquote bei A1 vergangenes Jahr bei 16 Prozent, wohingegen es bei der Klasse B doch immerhin 41 Prozent waren, teilt das Kraftfahrbundesamt mit. Bei der Theorieprüfung schneiden aber alle gleich “schlecht“ ab: nach wie vor wird fast jede zweite Prüfung nicht bestanden.
Jugendlicher Leichtsinn und Fehleinschätzung
Fahrlehrer Stephan Kotek von der Fahrschule Kracheel bildet seit zehn Jahren auf dem Zweirad aus. Er stellt fest, dass gerade bei Fahranfängern die Einschätzung für Gefahrensituationen im Straßenverkehr noch nicht ausgeprägt ist. Hinzu komme, dass das Klischee des jugendlichen Leichtsinns nicht von Ungefähr stamme und besonders in Gruppen zu einer Fahrweise über die eigenen Fähigkeiten verleite.
„Als Zweiradfahrer muss man immer besser sein als alle anderen“, bläue er seinen Schülern schon im Theorieunterricht ein. Damit sei gemeint, dass Motorradfahrer umso mehr lernen müssten, wie man die Fehler anderer Verkehrsteilnehmer frühzeitig erkennt und im Bruchteil einer Sekunde richtig reagiert. Auch eine vollwertige Schutzkleidung könne das sein, was zwischen Leben und Tod entscheidet, sagt Stephan Kotek.
Führerschein ist kein Mittel zum Zweck
Nach eigenen Angaben kann der Fahrlehrer eine Erfolgsquote von über 90 Prozent bei den Praxisprüfungen verzeichnen. Das liege auch daran, dass er selbst die Ausbildung auf einem Motorrad begleite, sagt er. Gerade für diejenigen, die zum ersten Mal einen Führerschein machten, sei das Vor- und Nachmachen ein wichtiger Bestandteil des Lernens. Zudem erkenne er bei Zweirad-Fahrschülern häufiger eine „intrinsische Motivation“: Der Führerschein sei kein Mittel zum Zweck, sondern eine Sache der Leidenschaft und Selbstständigkeit.