„Es wird ein kraftvoller Stadtbaustein, der sich nicht verstecken soll“, sagt Marion Klose, Leiterin des Amtes für Stadtplanung und Umwelt (ASU). Es werde ein quirliges Quartier, davon ist auch Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn überzeugt. Wenn die beiden auf die Brachfläche zwischen dem neuen Parkhaus Europabrücke und der Reichenaustraße blicken, wo die Luft über dem staubigen Boden zu flirren scheint, können sie sich schon gut vorstellen, wie es hier in einigen Jahren aussehen kann: Ein lebendiges Quartier mit Handel, Gewerbe, Gastronomie, Dienstleistung, Wohnen und einem kleinen Wäldchen.

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Das ist noch Zukunftsmusik, aber wohl nicht mehr lange. Dem Technischen und Umweltausschuss werden sie am Donnerstag, 10. Juli, ab 16 Uhr in öffentlicher Sitzung im Verwaltungsgebäude Laube den Bebauungsplan vorlegen, damit er nach der Sommerpause in die Offenlage gehen kann. Die Grundlagen waren eigentlich längst geschaffen, schließlich wurden im Jahr 2018 die Sieger des Investorenwettbewerbs gekürt und letztlich der überzeugendste Entwurf überarbeitet. „Jetzt muss die Gestaltung in eine Rechtsform überführt werden“, so Langensteiner-Schönborn. Und das heißt: „Wir schaffen Baurecht.“

Die ersten Bausteine sind gelegt

Die ersten Bausteine für das neue Quartier im Stadtteil Petershausen bei der Schänzlebrücke sind gelegt: Der Fernbusbahnhof wurde im März 2024 eröffnet und am 2. Juli 2025 folgte die Eröffnung des Parkhauses Europabrücke. Auch ein Probebetrieb für den Wasserbus wurde jetzt vom Gemeinderat genehmigt, sodass das lang gehegte Vorhaben von Langensteiner-Schönborn endlich Wirklichkeit wird: Eine Mobilitätsdrehscheibe am Brückenkopf Nord.

Jetzt soll endlich das Baurecht für drei große Neubauten im östlichen Teil des rund 3,9 Hektar großen Areals geschaffen werden. Die Komplexe sollen im Erdgeschoss Handelsfunktionen abdecken, in den Obergeschossen Gewerbe und Wohnen.

Das ist der Plan: Parallel zur Schänzlebrücke sollen Gesundheitszentrum und Hostel entstehen, rechts davon sollen drei große Komplexe ...
Das ist der Plan: Parallel zur Schänzlebrücke sollen Gesundheitszentrum und Hostel entstehen, rechts davon sollen drei große Komplexe entstehen, für die nun Baurecht geschaffen werden soll. Zwischen dem Kurvenbereich der Brücke und der Bebauung (Bildmitte) ist ein Wäldchen geplant. | Bild: W+P Landschaften GmbH/Schaudt Architekten

Innovative Konzepte sind gefragt

Sobald der Bebauungsplan in Kraft getreten ist, sollen die Grundstücke „im Jahr 2026 an den Markt gehen“, so Langensteiner-Schönborn, der anfügt: „Die Qualität ist entscheidend, nicht der Preis. Ein Gutachterausschuss legt den Preis fest und dann kommt es auf das Konzept an.“ Ob Bauträger, Investor oder ein Zusammenschluss von Firmen – „wir sind flexibel, was dieses Thema angeht, das Konzept muss innovativ sein“ und einen Bedarf abdecken, so Langensteiner-Schönborn.

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Schließlich solle hier ein Stadtquartier der kurzen Wege und kein monofunktionales Areal realisiert werden, stellt Marion Klose fest. Handel, Kleingewerbe, Kleinproduktion, Gastronomie, moderne Büros, Kita und Wohnungen sollen entstehen, so Langensteiner-Schönborn, der von „90 Prozent an bezahlbarem Wohnraum“, spricht. Insgesamt solle es ein bunt gemischtes Quartier zum Leben, Wohnen und Arbeiten werden. „Einen solchen Standort haben wir bislang noch nicht“, stellt Marion Klose fest und fügt an: „Auch Firmen brauchen die quirlige Mitte.“

Wann gibt es diese quirlige Mitte nahe dem Seerhein? „2026 gehen wir in die Konzeptvergabe, etwa 2028 könnte Baubeginn für den ersten Block sein, dann folgt ein Baustein nach dem anderen“, schildert der Baubürgermeister, der in Aussicht stellt, dass in zehn Jahren alles bebaut sein könnte.

Bei der Entwicklung des Europaquartiers an der Schänzlebrücke geht es voran. Wie? Das erklären (von links) Baubürgermeister Karl ...
Bei der Entwicklung des Europaquartiers an der Schänzlebrücke geht es voran. Wie? Das erklären (von links) Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn sowie vom Amt für Stadtplanung und Umwelt Jan Bode und Marion Klose. | Bild: Scherrer, Aurelia

Was ist mit Ärztehaus und Hostel?

Wie ist der Stand bei dem geplanten Gesundheits- und Dienstleistungszentrum sowie dem Hostel, die parallel zur Schänzlebrücke gebaut werden sollen? Reisch Projektentwicklung aus Bad Saulgau „sind noch in der Akquise, haben aber schon ein paar feste Mieter“, so Langensteiner-Schönborn. Wenn sie 50 Prozent hätten, wollten sie loslegen, berichtet er und fügt an: Ziel sei, dass die Planung in diesem Jahr noch dem Gestaltungsbeirat vorgelegt wird. Dies sei der Wille des Investors. „Sein Wunsch ist uns recht“, meint der Baubürgermeister.

Und wie sieht es mit dem Bau des geplanten Hostels aus? „Die Firma DQuadrat hat die nächsten zwei Jahre einen Kapazitätsengpass. Wenn Reisch einen anderen Betreiber findet, kann er das Hostel mit jemand anderem realisieren“, erklärt Karl Langensteiner-Schönborn. Einen Bedarf für ein Hostel gebe es. „Wir wollen ein nachhaltiges Konzept, damit es zum Profil von Konstanz passt“, ergänzt er. Das Hostel könne im kommenden Jahr dem Gestaltungsbeirat vorgestellt und 2027/2028 mit dem Bau begonnen werden. „Das ist unsere Vorstellung, die wir als realistisch einschätzen“, fügt Langensteiner-Schönborn an.

Drei große Baukomplexe sollen hier (links im Bild) entstehen. Gesundheitszentrum und Hostel sollen parallel zur Schänzlebrücke (rechts) ...
Drei große Baukomplexe sollen hier (links im Bild) entstehen. Gesundheitszentrum und Hostel sollen parallel zur Schänzlebrücke (rechts) gebaut und ein Wäldchen (rechts unten, das sich noch weiter nach rechts ausdehnen soll) angepflanzt werden. | Bild: Scherrer, Aurelia

Hohe Häuser und ein Wäldchen

Beim Europaquartier wird es hoch hinausgehen. Das Gebäude des Gesundheitszentrums werde etwa 24 Meter hoch und rage damit über die zehn Meter hohe Schänzlebrücke, gibt Jan Bode vom ASU ein Beispiel. Der höchste Turm des Baukomplexes neben dem 25 Meter hohen Parkhaus sei mit 35 Metern Höhe vorgesehen. Die Gebäudehöhen staffelten sich allerdings zur Bestandsbebauung im Osten hin ab. Dieser Ort rund um den Brückenkopf Nord vertrage „einen kraftvollen Stadtbaustein“, sagt Marion Klose.

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Sie hat aber auch die Flächen dazwischen im Visier, die mehr als nur begrünt werden, sondern gerade bei Hitze Aufenthaltsqualität bieten sollen. Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel laute hier das Stichwort. Zwischen der Schänzlebrücke, dem Gesundheitszentrum und dem Parkhaus sei zudem ein Wäldchen geplant; ein Park mit Sitzgelegenheiten, ein Ort der Erholung.