Das städtebauliche Konzept für das gemischt genutzte Neubau-Quartier am Brückenkopf Nord sei soweit durchgeplant, stellte Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn im Technischen und Umweltausschuss (TUA) fest. Die Stadt Konstanz könne aufgrund der bereits geleisteten Vorarbeit nun das Gebiet zügig entwickeln. „Es fokussiert sich alles auf das Zieljahr 2024“, sagte der Baubürgermeister.

Um die Innenstadt vom Verkehr zu entlasten, soll unter der Schänzlebrücke ein Mobilpunkt sowie ein zentraler Omnibusbahnhof als Ersatz für jenen am Döbele entstehen. „Der Beschluss für den zentralen Omnibusbahnhof ist gefasst. Wir warten noch auf eine Förderung, dann kann die Ausschreibung erfolgen“, berichtete Karl Langensteiner-Schönborn. Darüber hinaus soll ein Parkhaus mit 1200 Stellplätzen im Endausbau entstehen.

„Das gesamte Gebiet ist urbanes Gebiet. Das ist das Charmante: Hohe Flexibilität“, meint Baubürgermeister Karl ...
„Das gesamte Gebiet ist urbanes Gebiet. Das ist das Charmante: Hohe Flexibilität“, meint Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn. | Bild: Scherrer, Aurelia

Für das Neubauquartier mit Wohnen, Handel und Gewerbe veranschlagt der Baubürgermeister etwa 1000 Stellplätze. Ein Teil hiervon würde in den Tiefgaragen der Neubauten Platz finden, wobei ein reduzierter Stellplatzschlüssel angewendet werden solle. Langensteiner-Schönborn sprach von eingeschossigen Tiefgaragen im Format des „Fußabdrucks“ der jeweiligen Gebäude.

Ambitionierter Zeitplan

Vorgesehen sind in diesem Neubaugebiet unterschiedliche Gebäudeformate. Parallel zum Brückenbauwerk soll ein schmaler, langgezogener, fünfgeschossiger Glaskörper mit einer Höhe von etwa 21 Metern entstehen. Bei diesem Trakt handle es sich quasi um die „Schnittstelle zum Mobilpunkt“, wie Langensteiner-Schönborn schilderte.

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Beispiele für vorgesehene Nutzungsarten gab er unter anderem mit Kiosk, öffentlichen Toiletten, Kino, Ärztehaus und „Backpacker-Hotel für Rad-Touristen“. Sein Ziel sei, im Frühjahr dem Gemeinderat eine entsprechende Sitzungsvorlage zu präsentieren, damit dieser Baustein „in zwei Jahren in Bau gehen kann“, so Langensteiner-Schönborn.

Der vorgesehene Zeitplan

Daneben sind drei weitere Gebäudekomplexe vorgesehen. Im rückwärtigen, von der Reichenaustraße abgewandten Teil des Grundstücks sei bezahlbarer Wohnraum vorgesehen, wobei Langensteiner-Schönborn auch das Stichwort „Azubi-Wohnheim“ nannte. Die weiteren beiden Gebäude seien für Handel und Gewerbe vorgesehen.

Das ist der Stand der derzeitigen Planung für das Neubaugebiet am Brückenkopf Nord. Bild: Schaudt Architekten
Das ist der Stand der derzeitigen Planung für das Neubaugebiet am Brückenkopf Nord. Bild: Schaudt Architekten | Bild: schaudt architekten

„Der Bedarf ist da“, konstatierte der Baubürgermeister und verwies dabei exemplarisch auf das große, neue Bürogebäude neben der Schänzlebrücke in der Reichenaustraße. Die 7000 Quadratmeter Büroflächen seien rasch vermietet worden, berichtete er. Langensteiner-Schönborn geht davon aus, dass die Gewerbebauten in 2024 umgesetzt werden könnten. Interessenten gebe es bereits, darunter einen Fahrradhändler, der sich für rund 3000 Quadratmeter Fläche interessiert, um Fahrräder und Sportartikel anzubieten.

Angst vor einem Schuldenberg

„Der Entwurf hat mir damals schon gefallen“, wertete Daniel Groß (CDU) in Erinnerung an den im Jahr 2018 erfolgten Wettbewerb. Eigentlich war seinerzeit vorgesehen, dass das Quartier von einem Investor realisiert werde; da dieser in diesem Jahr von dem Vorhaben Abstand nahm, entwickelt die Stadt jetzt selbst das Großprojekt.

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Dabei stellt sich Daniel Groß die Frage: „Ich sehe das Problem darin, dass wir das finanzieren können, wenn wir in Vorleistung gehen.“ Beim Rückzug jener Immobiliengesellschaft hätten wohl „wirtschaftliche Gründe eine Rolle gespielt“, merkte Alfred Reichel (SPD) an und meinte: „Ob die Stadt das realisieren kann, so dass es finanzierbar bleibt und wir nicht auf einem Schuldenberg sitzen bleiben? Wir sehen das kritisch.“

Alfred Reichle hat Sorge, dass die Stadt, die in Vorleistung trete, auf einem „Schuldenberg sitzen bleiben“ könnte.
Alfred Reichle hat Sorge, dass die Stadt, die in Vorleistung trete, auf einem „Schuldenberg sitzen bleiben“ könnte. | Bild: Patrick Pfeiffer

Die Realisierung der Neubauten würde im Vergabeverfahren erfolgen, so Langensteiner-Schönborn. Das heißt, die Stadt beteiligt sich nicht an den Hochbauten. Was die Kosten für die Erschließung anbelange, würden diese an die künftigen Bauherren weitergegeben. „Wir wollen uns schadlos halten“, stellt Karl Langensteiner-Schönborn fest.

Reichen die Parkhaus-Stellplätze?

Ein Teil der Bewohnerstellplätze sollten im künftigen Parkhaus untergebracht werden, berichtete Karl Langensteiner-Schönborn. Wie viele hierfür von den öffentlichen Stellplätzen abgezogen würden, da herrschte großes Rätselraten.

Christian Kossmehl (Freie Wähler) erinnerte daran, dass die Stellplätze im Parkhaus Grundlage dafür seien, dass in der Innenstadt auf Parkraum verzichtet werden kann. Alfred Reichle (SPD) teilte die Meinung und betonte: „Die Zahl der öffentlichen Stellplätze – ich glaube, es waren 800 – muss im Endausbau bleiben, sonst würde das Konzept der Verkehrsberuhigung der Innenstadt ins Wanken geraten.“

Im nördlichen Teil des Grundstück ist ein Wohnkomplex vorgesehen. Richtung Seerhein folgen Gebäude für Handel und Gewerbe.
Im nördlichen Teil des Grundstück ist ein Wohnkomplex vorgesehen. Richtung Seerhein folgen Gebäude für Handel und Gewerbe. | Bild: Schaudt Architekten/ Activ Immobilien GmbH

„Nur so viele, wie es braucht“ würden als Bewohnerstellplätze ausgewiesen, so Langensteiner-Schönborn, der zusicherte, dass die 800 öffentlichen Stellplätze zur Innenstadtauslastung gesichert seien. „Wir müssen die Zahl dann belegen können“, fügte er an. Zweifel, ob die öffentlichen Stellplätze ausreichen, hegte auch Peter Müller-Neff (FGL). Ich bin kein Fetischist von Stellplätzen“, meinte er. „Aber wenn das Asisi-Panorama kommt, dann braucht es ja noch zusätzliche Parkplätze“, merkte er an.

Als problematisch erachtete Christian Kossmehl die Ansiedlung von Einzelhandel an diesem Standort. Er sieht eine Gefahr der Verlagerung „durch ein attraktives Außengebiet“. Der Einzelhandel in der Innenstadt dürfe keinesfalls benachteiligt werden, damit die Altstadt nicht veröde. „Die Einzelhandelsflächen sind auf maximal 10.000 Quadratmeter begrenzt“, entgegnete Langensteiner-Schönborn. Zudem seien innenstadtrelevante Sortimente an dieser Stelle ausgeschlossen.

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„Großes Bauchweh“ hat Johannes Hartwich (FDP) bei der Vielzahl an vorgesehenen Büroflächen. „Fast zehn Jahre hat es gebraucht, bis die Büroflächen am Seerhein vermietet waren“, erinnerte er und fügte an: „Auch Schweden tut sich schwer, seine Gewerbe- und Büroflächen zu vermieten, wenn einer auszieht.“ Er fände ein urbanes Gebiet besser, denn „damit würde das Risiko der Nichtvermietung gewaltig gemindert“.

„Das gesamte Gebiet ist urbanes Gebiet“, stellte Karl Langensteiner-Schönborn fest. „Das ist das Charmante: Hohe Flexibilität.“ Nina Röckelein (FGL) wollte wissen, wie die Fahrradanbindung von der Brücke gedacht sei, wenn die Fahrradspindel entfernt werde. „Das haben wir auf dem Schirm“, versprach Langensteiner-Schönborn.