Der Konstanzer Gemeinderat wählt am Donnerstag einen neuen Baubürgermeister, am Dienstagabend, 16. November, stellen sich Amtsinhaber Karl Langensteiner-Schönborn und sein Herausforderer Stefan Auer der Diskussion mit Bürgern.
Dabei wird es um die Bauvorhaben der vergangenen Jahre in Konstanz gehen. Was hat sich in der Stadt getan? Der SÜDKURIER hat einige große Projekte zusammengetragen.
- Wohnraum: Dieser ist in Konstanz knapp. Es wurde und wird einiges gebaut, ganz im Sinne des im Jahr 2014 vom Konstanzer Gemeinderat beschlossenen und im Jahr 2018 ergänzten Handlungsprogramms Wohnen. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Wobak hat von 1. Januar 2018 bis Ende des Jahres 2021 insgesamt 382 Wohneinheiten fertiggestellt; im kommenden Jahr folgen weitere 65 Wohneinheiten. In diesen fünf Jahren hat die Wobak etwa 100 Millionen Euro in Neubauprojekte investiert und damit im Schnitt jährlich 100 Wohnungen gebaut; in den Jahren davor waren es durchschnittlich 50 Wohneinheiten pro Jahr.
- Neubauquartiere: Dass ein Neubaugebiet zügig ausgewiesen werden kann, zeigt das Beispiel Marienweg in Litzelstetten. 2017 fand der städte- und hochbauliche Wettbewerb für das 1,5 Hektar große Areal zwischen Martin-Schleyer-Straße, Zum Purren und Marienweg statt. Die Stadt erwarb von privaten Eigentümern 60 Prozent der Fläche, um bezahlbaren Wohnraum zu ermöglichen. Insgesamt sollen dort 80 Wohneinheiten entstehen. Das Baudezernat erarbeitete einen Bebauungsplan für das topografisch schwierige Gelände. Dieser wird am Donnerstag dem Gemeinderat zum Abwägungs- und Satzungsbeschluss vorgelegt. Als Prototyp für zukünftige Neubau-Quartiere gelten die Christiani-Wiesen, ab 2022 könnte es umgesetzt werden. Nachhaltigkeit in allen Bereichen ist das erklärte Ziel für das geplante Plus-Energie-Quartier. Das Döbele mit mehr als 200 Wohneinheiten lässt noch auf sich warten, und in Bearbeitung ist nach wie vor der Hafner, wo bis zu 3300 Wohneinheiten entstehen sollen. 2025 könnte es dort losgehen.
- Konzilvorplatz: Für die Sanierung des Platzes hatte es viele Pläne gegeben, die am Ende in den Papierkorb wanderten. Im Jahr 2012, unter Langensteiner-Schönborns Vorgänger Kurt Werner, hatte es einen Gestaltungswettbewerb gegeben; die Umsetzung des Siegerentwurfs war für 1 Million Euro berechnet und wurde nicht realisiert. Zuletzt wurden in den Jahren 2016 und 2017 neue Pläne vorgestellt, die Gemeinderäte zwar begrüßten, aber aufgrund der Kosten letztlich doch ablehnten. Hochbauamtsleiter Thomas Stegmann hatte Anfang 2019 ein neues Entwurfskonzept erarbeitet, das die Zielvorgaben erfüllte, gleichzeitig aber die Realisierungskosten auf 150.000 Euro minimierte – die Umsetzung folgte, in diesem Jahr wurde der Konzilvorplatz mit großzügigen Sitz- und Liegemöglichkeiten rund um die Brunnen in Betrieb genommen, und die Bürger nehmen ihn an.
- Brückenkopf Nord: Gewaltig verschätzt hat sich Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn bei den komplexen Bauvorhaben an der Nordseite der Schänzlebrücke. Ende 2018 hieß es, das Asisi-Panorama und der Mobilpunkt als eine wesentliche Voraussetzung zur Verkehrsentlastung der Innenstadt sollten in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 fertiggestellt sein; 2021 sollte der Baubeginn für das neue Wohn- und Geschäftsquartier sein, für das es einen Investorenwettbewerb gegeben hatte. Die Planungen für die Verkehrsführung stellten sich komplexer dar, und der Mobilpunkt verzögerte sich. Im September dieses Jahres ist der Investor für das Neubaugebiet abgesprungen. Jetzt will die Stadtverwaltung das Areal selbst entwickeln. „Alles ist auf das Zieljahr 2023 getaktet“, sagte Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn zuletzt.
- Campingplatz Litzelstetten: Heftige Diskussionen hatte es in Ausschüssen und im Gemeinderat angesichts der hohen Investitionskosten auch um die Sanierung des maroden Campingplatzes Litzelstetten gegeben. Die Investitionssumme für einen Sanitärgebäude-Neubau sowie die Sanierung der Grünflächen und Renaturierung des Ufers waren im Jahr 2018 auf 870.000 Euro geschätzt worden; eigentlich nicht übertrieben viel Geld für ein so großes Projekt. In diesem Jahr ging der Natur-Campingplatz mit dem vom Hochbauamt geplanten Neubau an den Start und gilt als eines der Vorzeigeprojekte.
- Unterführung/Marktstätte: Die Sanierung der Unterführung von der Marktstätte zum Hafen geht schleppend voran, aber es tut sich etwas. Der erste Prototyp für die Freiluftgalerie in der Unterführung kommt bei den Passanten gut an und ist ein beliebtes Fotomotiv. Aber viele Konstanzer kritisieren: Es fehlt an städtischem Grün. Eine Zeitschiene für die Sanierung der Marktstätte als hochfrequentierter Platz in der Innenstadt gibt es noch immer nicht.
- Bahnhofplatz: Über die Markstätte redet Karl Langensteiner-Schönborn nicht gerne, viel lieber dagegen über den Bahnhofplatz. Der Gemeinderat fällte im März 2021 den Beschluss für das Acht-Millionen-Projekt. Um den barrierefreien Zugang zum Hauptportal des Bahnhofs zu ermöglichen, soll die Fahrbahn über die gesamte Länge des Gebäudes hinweg angehoben werden. Die Verkehrsberuhigung an dieser Stelle ist zudem Bestandteil des 2014 vom Gemeinderat beschlossenen „C-Konzeptes“. Wann und mit welchem Geld die Umsetzung der Vorplatz-Planungen erfolgt, steht noch nicht fest.
- C-Konzept: Im November 2014 hat der Gemeinderat das C-Konzept beschlossen. Kernpunkt: Der Bahnhofplatz soll im Abschnitt Dammgasse bis Bodanstraße für den motorisierten Individualverkehr gesperrt werden, um die Altstadtbereiche besser mit der Bahnhofseite zu verbinden. Der erste Bauabschnitt – die Umgestaltung des Rheinsteigs – wurde erst im Jahr 2018 realisiert. Eigentlich war vorgesehen, in diesem Jahr mit dem zweiten Bauabschnitt, dem Bahnhofplatz und mit Lago-Kreisel, zu beginnen.
- Radverkehr: Der Gemeinderat beschloss im Jahr 2016 das Handlungsprogramm Radverkehr. Ziel ist, das Radwegenetz auszubauen und den Bestand zu sanieren. Zwei Fahrradstraßen sind realisiert, aber vielen Radaktivisten geht es nicht schnell genug voran. Mit der neuen, als einjährige Testphase ausgerufenen Verkehrsänderung zum Strandbad Horn machte sich die Verwaltung in großen Teilen der Bevölkerung unbeliebt. Anwohner und Autofahrer kritisieren, dass nun weite Umwege notwendig sind und das Klimaschutzzielen widerspricht.
- Z-Brücke: Wenn es mal wieder länger dauert und dann teurer wird: Im Jahr 2009 fällte der Gemeinderat den Grundsatzbeschluss, die Z-Brücke über die Bahngleise am Bahnhof Petershausen zu realisieren. Eine Umsetzung wurde mehrfach verschoben, weil der Gemeinderat andere Prioritäten setzte. Wurden im Jahr 2016 die Kosten auf 5 Millionen Euro geschätzt, war es im Juni 2017 (Spatenstich war im März 2016) plötzlich von 6,2 Millionen Euro die Rede, was für Furore sorgte.
- Schulen: Mit Eröffnung der Gemeinschaftsschule Gebhard im Jahr 2016 wurde nicht nur ein ganzes Areal städtebaulich umgestaltet, sondern auch Maßstäbe in der Bildungslandschaft gesetzt: Konstanz hatte damit seinerzeit die größte Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg gebaut. Kaum eröffnet – schon zu klein: Im Februar 2020 erfolgte der Spatenstich für den Oberstufen-Neubau. Auch bei den erforderlichen Schulsanierungen geht es voran, wie zum Beispiel an den Arbeiten an der Geschwister-Scholl- und der Grundschule Wallgut beispielhafte ersichtlich ist.