Rund um den Brückenkopf Nord – das rechtsrheinische Areal an der Schänzlebrücke – hat sich baulich noch nichts getan, obwohl es längst ein pulsierendes Fleckchen sein sollte. Ende 2018 hatte sich die Stadtverwaltung ehrgeizige Ziele gesteckt. Seinerzeit hieß es, Asisi-Panorama und Mobilpunkt sollten in der zweiten Hälfte 2020 fertiggestellt sein. Darüber hinaus war anvisiert, dass 2021 der Bau des neuen Wohn- und Geschäftsquartiers beginnt. Doch nun ist sogar der Investor des Neubaugebiets abgesprungen. Die Stadt übernimmt selbst die Führung.

Die Stadt nimmt das Projekt selbst in die Hand

„Vor zwei Wochen hat uns der Investor offiziell informiert, dass er das Gesamtprojekt nicht weiterverfolgen will“, sagt Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn. „Für einen klassischen Investor ist es ein großes Projekt. In dieser Größenordnung kann er es sich jetzt nicht mehr vorstellen, hat aber Interesse, einzelne Bausteine zu realisieren.“

Ist damit wieder alles auf Anfang gesetzt? Langensteiner-Schönborn schüttelt den Kopf und weist auf die schon geleistete Vorarbeit des Architekturbüros Schaudt hin. Dessen städtebauliche Konzeption sowie Nutzungskonzepte könnten jetzt bedarfsgerecht angepasst werden. Der Baubürgermeister spricht vom „richtigen Zeitpunkt“, denn: „Bevor gebaut wird, muss man sich auch sicher sein, dass es umgesetzt wird.“ Die Stadt könne das Projekt jetzt weiterentwickeln, für bedarfsorientierte Neuansiedlungen sorgen und eine maßgeschneiderte Lösung beim Verhältnis von Wohnen, Arbeiten und Freizeit erarbeiten.

Das ist der Stand der derzeitigen Planung für das Neubaugebiet am Brückenkopf Nord.
Das ist der Stand der derzeitigen Planung für das Neubaugebiet am Brückenkopf Nord. | Bild: schaudt architekten

Die Grundstruktur des Neubauquartiers mitsamt Grobplanung der Gebäude steht. Interessierte Gewerbetreibende gebe es zuhauf, zumal „die Planer mit Konzept und Nutzern angetreten sind“, so Langensteiner-Schönborn. Im Rahmen eines Konzeptvergabeverfahrens würden jetzt einzelne Grundstücke des Areals unter anderem an gewerbliche Baugruppen vergeben. Sprich: Händler und Gewerbetreibende schließen sich zusammen und realisieren gemeinsam ihr Gebäude. Die Stadt habe es in der Hand, welche Arten von Handel und Dienstleistungen sich ansiedeln.

„Der Stadteingang bekommt ein neues Outfit.“

Vorgesehen sind in dem Neubaugebiet unterschiedliche Gebäudeformate. Parallel zum Brückenbauwerk soll ein schmaler, langgezogener, fünfgeschossiger Glaskörper mit einer Höhe von etwa 21 Metern entstehen, wie Jan Bode vom Amt für Stadtplanung und Umwelt beschreibt. Unter dem begrünten und mit Solaranlagen ausgestatteten Dach könnten sich unterschiedliche Arten von Gewerbe ansiedeln.

Daneben sind zwei würfelförmige Gebäudekomplexe sowie ein schmales Hochhaus mit etwa 40 Metern Höhe vorgesehen, wo sich ebenfalls Handel und Gewerbe ansiedeln könnten. Im rückwärtigen, von der Reichenaustraße abgewandten Teil des Areals ist ein weiteres Gebäude geplant, das sich für Wohnbau – hier ist die städtische Wohnungsgesellschaft Wobak im Gespräch – anbiete.

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Jetzt gehe es um weitere Abstimmungen mit den Planern, Interessenten und der Wobak, damit der Gemeinderat über die Entwicklung beraten kann. Ziel sei die weitere Ausarbeitung des Entwicklungskonzeptes, sodass „im Frühjahr 2022 das Bebauungsplanverfahren beraten und eingeleitet werden kann“, so Langensteiner-Schönborn. Was er jetzt schon über das neue Quartier sagt: „Es wird grün, holzig, ökologisch und sozial. Der Stadteingang bekommt ein neues Outfit.“

Parkhaus und Busbahnhof geplant

Mit dem Bau des Parkhauses, für den die Stadtwerke verantwortlich zeichnen, solle im Jahr 2022 begonnen werden. „Es kann bedarfsorientiert in Abschnitten erweitert werden“, so Langensteiner-Schönborn. Im ersten Abschnitt seien 400 bis 700 Parkplätze im Gespräch. Im Endausbau 1200.

Direkt unter der Schänzlebrücke auf rechtsrheinischer Seite soll ein Zentraler Omnibus-Bahnhof realisiert werden. Busparkplätze für Reise- und Fernbusse sind geplant, welche den Bus-Umschlagplatz am Döbele ersetzen sollen. Im Jahr 2018 war die Fertigstellung für das Jahr 2020 vorgesehen.

Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn (links) und Jan Bode vom Amt für Stadtplanung und Umwelt sehen in der Verzögerung auch ...
Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn (links) und Jan Bode vom Amt für Stadtplanung und Umwelt sehen in der Verzögerung auch Chancen. | Bild: Scherrer, Aurelia

Die zeitliche Verzögerung begründete seinerzeit Verkehrsplaner Stephan Fischer damit, dass die Erschließungsplanung wesentlich kniffliger gewesen sei als angenommen. Der ZOB ist laut Langensteiner-Schönborn in die Förderung des Landes aufgenommen. Bei Bewilligung im Jahr 2022 könnte er 2023 fertiggestellt werden. „Alles ist auf das Zieljahr 2023 getaktet.“

Baugenehmigung für Asisi-Panorama

Das gelte auch für das Asisi-Panorama, das auf dem westlich der Brücke gelegenen Grundstück entstehen soll. „Wir haben jetzt die Baugenehmigung“, berichtet Langensteiner-Schönborn. Vor einem Jahr sei das Projekt bewilligt worden.

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Allerdings hatte die Stadt von dem Investor Änderungen gewünscht, etwa die Ausführung in Holzbau. „Dafür braucht es aber ein Fachgutachten, das gerade noch läuft“, so der Baubürgermeister. Dies ist ein wesentlicher Grund für die Verzögerung, denn eigentlich hätte der Touristenmagnet bereits im Herbst 2020 eröffnet werden sollen. Der Baubürgermeister hadert jedoch nicht mit der Verzögerung, vielmehr sei der zeitliche Mehraufwand der Qualität dienlich. „Es soll ein gestalterisches und ökologisches Vorzeigeprojekt werden“, sagt er.