Jörg Dennenmoser läuft am Sonntagmorgen über einen Acker in Konstanz-Egg. Er koordiniert die letzten Vorbereitungen. Die Hüpfburg steht, der Grill ist bereit für Würstchen und Steaks, und die ersten Fahrzeuge treffen auf der Wiese ein. Sie kämpfen sich von der Straße auf das durchnässte Gelände. Die anwesenden Helfer geben alles und schieben die Autos an Ort und Stelle. Langsam füllt sich der Acker.

Beim von Jörg Dennenmoser und Michael Müller organisierten Oldtimertreffen am Sonntag gibt es unter Begleitung des Musikvereins Dingelsdorf von Motorrädern über Autos bis hin zu Traktoren alles zu sehen, was alt ist und fahren kann. Rund 300 Besucher betrachten interessiert die Fahrzeuge, genießen das ein oder andere Hopfengetränk und kosten Heißes vom Grill.

Das könnte Sie auch interessieren
Vater Sven und Sohn Philipp Motz können gemeinsam mit ihrem Traktor fahren.
Vater Sven und Sohn Philipp Motz können gemeinsam mit ihrem Traktor fahren. | Bild: Joshua Tress

Als einer der Ersten kommt Sven Motz mit Sohn und Traktor. Der in Überlingen gefertigte Kramer-Traktor befindet sich seit seiner Produktion 1955 in Familienbesitz. Motz erzählt stolz: „Er ist jetzt genau 70 Jahre alt“. Für seinen Sohn Philipp installierte er einen Kindersitz auf dem Traktor. „Der Junior will ja auch mitfahren“. Der Traktor ist ein Erinnerungsstück an den Opa. Dieser nutzte ihn ursprünglich für die Landwirtschaft.

Das gilt auch für die zahlreichen Holder von der Reichenau. Bei ihnen handelt es sich um einachsige Zugmaschinen aus den 50ern, die mit vielen Anbauteilen kombiniert werden können. Damit sind sie ideal für den Einsatz auf kleiner Fläche, weiß Johannes Deggelmann. Er, Karl-Heinz Keller und andere Liebhaber des um die 14 km/h schnellen Gefährts gehen regelmäßig zu Oldtimertreffen und Ausfahrten. Damit keiner verloren geht, fährt der langsamste immer voraus.

Karl-Heinz Keller und Johannes Deggelmann (von links) brauchten eine Stunde mit ihren einachsigen Zugmaschinen von der Reichenau bis zum ...
Karl-Heinz Keller und Johannes Deggelmann (von links) brauchten eine Stunde mit ihren einachsigen Zugmaschinen von der Reichenau bis zum Treffen nach Egg. | Bild: Joshua Tress

Von der Reichenau bis nach Egg brauchten sie eine Stunde. Geschwindigkeitsrekorde können sie mit den Fahrzeugen, die genauso alt wie sie selbst sind, nicht mehr aufstellen. Eingesetzt werden die Einachser seit Ende der 80er auch nicht mehr. Sie dienen nur noch dem Vergnügen.

Anders sieht es mit dem Unimog 406 von Stefan Weißhaar aus. Das Fahrzeug mit Baujahr 1965 ist immer noch in der Landwirtschaft aktiv. Weißhaar kaufte sich das Gefährt zum 50. Geburtstag und erfüllte sich damit einen Traum. Das inzwischen grüne Fahrzeug war früher einmal blau – und für Südzucker in Norddeutschland im Einsatz. Bis heute funktioniert es ohne große Probleme. „Da drehst du den Schlüssel um, und dann läuft er“, schwärmt Weißhaar.

Stefan Weißhaar steht mit Sohn Finn vor seinem dekorierten Unimog – voller Stolz.
Stefan Weißhaar steht mit Sohn Finn vor seinem dekorierten Unimog – voller Stolz. | Bild: Joshua Tress

Und wenn es dann doch mal ein Problemchen gibt, kümmert sich der „Unimog-Doktor“ darum. Tobias Payer hat eigentlich eine Praxis als Unfallchirurg. Zwischendurch repariert er aber auch sämtliche Unimogs. Bezahlt wird er mit Naturalien: Fleisch, Wurst und was sonst noch schmeckt. Selbst besitzt er sechs Unimogs.

Auf die Nachfrage, warum er so viele davon habe, antwortet er: „Wenn ich einen so herumstehen sehe, tut er mir leid. Ich habe das Bedürfnis, ihn zu kaufen und zu restaurieren. Außerdem gucken sie so süß mit ihren Scheinwerfern.“

Tobias Payer schneidet mit der von der Zapfwelle des Traktors angetriebenen Schneidemaschine Salami auf.
Tobias Payer schneidet mit der von der Zapfwelle des Traktors angetriebenen Schneidemaschine Salami auf. | Bild: Joshua Tress

Seine Begeisterung für die besonderen Gefährte stammt aus seinen Einsätzen als Notarzt bei Rallyes wie Paris-Dakar. Hier verliebte er sich in die wüstentauglichen Fahrzeuge. Umso überraschender ist, dass Payer selbst ohne Unimog beim Oldtimertreffen aufkreuzt. Stattdessen reist er mit einem grün lackierten Bautz-Traktor an. Diesen hatte er sich vor zwei Jahren beim Oldtimertreffen ertauscht.

Der siebte Unimog wurde für den Traktor mit einer durch die Zapfwelle angetriebenen Wurstschneidemaschine geopfert. Payer kann so den vorbeigehenden Besuchern eine frisch geschnittene Salami anbieten.

Nico Kreutz und Nico Meier (von links) stehen neben einem ihrer vier Oldtimer. Zwei davon sind Trabanten.
Nico Kreutz und Nico Meier (von links) stehen neben einem ihrer vier Oldtimer. Zwei davon sind Trabanten. | Bild: Joshua Tress

Wesentlich schwerer auf der aufgeweichten Wiese als die landwirtschaftstauglichen Fahrzeuge tut sich der Trabant von Nico Kreutz und Nico Meier. Bei ihrem Auto handelt es sich um einen Scheunenfund aus Zwickau. Bevor sie ihn 2017 mit nur 15.000 gefahrenen Kilometern erwarben, war der Trabi in Dresden und überlebte das dortige Elbehochwasser 2006 knapp. Für Kreutz ist es schon der fünfte Trabant. Zwischendurch fuhr er auch mal einen Käfer – kehrte dann aber wieder zum Automobil aus der DDR zurück.

Das könnte Sie auch interessieren
Werner Pataky erinnert sich mit seinem „Eisen-Schwein“ an seine Jugend zurück.
Werner Pataky erinnert sich mit seinem „Eisen-Schwein“ an seine Jugend zurück. | Bild: Joshua Tress

Ebenfalls aus dem Osten kommt das Kraftrad von Werner Pataky. Sein Motorrad nennt sich „Eisen-Schwein“. Eisen steht für die Produktionsstätte in Eisenach, wo nach Ende des Zweiten Weltkrieges noch an die 4000 Räder in einem ehemaligen BMW-Werk gefertigt wurden. Schwein symbolisiert die Einfachheit des Gefährts. Der 86-Jährige erbte eine solche Maschine von seinem Vater – und reiste mit ihr zwischen 1957 und 1963 von Stockholm bis Rom.

Als Erinnerung an seine Jugend kaufte er die Maschine vor zwölf Jahren wieder. Er ist ihr elfter Besitzer. Damit er im hohen Alter noch sicher damit fahren kann, ließ er einen Beiwagen an das Zweirad montieren. Einmal die Woche fährt er mit dem Kraftrad – aber nie schneller als 30.