Jeder sechste Mensch auf der Welt nutzt TikTok. Das legt zumindest die Zahl der Nutzer nahe, denn mehr als eine Milliarde Nutzer weltweit verzeichnet die App inzwischen. Laut dem Statistikportal Statista gilt die Videoplattform als das am schnellsten wachsende soziale Netzwerk. Und wer einmal in die Welt der kurzen Videos eingetaucht ist, kann sich ihr schwer entziehen – Millionen von Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen verbringen täglich mehrere Stunden auf dieser Plattform. Doch was ist der Grund dafür? Singener Schüler sagen, was sie an der Plattform mögen, wie sie sie nutzen und wo die Gefahren liegen.
Inspiration gegen Langeweile – mit Tücken
Die meisten Befragten sagen, dass sie die Videoplattform hauptsächlich zur Unterhaltung oder aus Langeweile nutzen, aber auch als Inspiration für neue Hobbys, einen neuen Kleidungsstil, Make-Up und anderes. „Man lernt auch viel durch Erklärvideos und darauffolgendes Ausprobieren“, berichtet Lorena Ferreiro, Zehntklässlerin am Friedrich-Wöhler-Gymnasium. Sie bevorzugt die Plattform im Vergleich zu anderen sozialen Netzwerken, da die Nutzung einfach sei.
Jedoch sieht sie auch Gefahren und weist beispielsweise auf die vielen Hassbotschaften im Internet hin, die sich auch durch beleidigende Kommentare äußern können.
Dieses Problem sieht nicht nur sie, sondern auch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Elternratgeber „Schau hin!“. Es gebe zwar einen Filter für Spam und beleidigende Kommentare, außerdem würden Kommentare auf potenzielle Beleidigungen untersucht werden, dies sei aber nicht besonders effektiv, heißt es dort. Es tauche lediglich ein Fenster mit der Frage „Möchtest du dir nochmal überlegen, ob du das wirklich veröffentlichen willst?“ auf.
Dieses Problem werde mit anderer Schreibweise jedoch einfach umgangen. Wenn beispielsweise ein zusätzlicher Buchstabe in ein Wort eingefügt werde, erkenne das Programm es nicht mehr als Beleidigung.
Zwischen Selbstverwirklichung und Selbstdarstellung
Sie selbst nutze TikTok nur noch ganz selten, erklärt Madeleine Kuhnt, Schülerin des technischen Gymnasiums. Man wisse auch nicht, wer hinter dem Account stecke, jeder könne sich als eine andere Person ausgeben. Medine Yaren Alvan, die ebenfalls Friedrich-Wöhler-Gymnasiums besucht, sagt, sie lade Videos hoch, um „den Leuten etwas zu zeigen“. Sie selbst poste viel über sich selbst, Videos über ihre Religion, den Islam, und Inhalte, die motivieren sollen.
Das Internet kann grausam sein
Für viele TikTok-Nutzer dürften der Wunsch nach Anerkennung und das Gefühl gesehen zu werden, eine Motivation sein, sich in dem sozialen Netzwerk zu präsentieren. Das könne aber sehr gefährlich sein, lautet der Kommentar von Lorena Ferreiro dazu, da die Stimmung schnell umschlagen könne – je nach Anzahl der Likes und den Inhalten der Kommentare. So sei es möglich, dass man sein Selbstwertgefühl davon abhängig mache.
Kim Dreher besucht das Friedrich-Wöhler-Gymnasium und nutzt die App nach eigenen Angaben etwa zwei Stunden am Tag. Doch sie warnt davor, eigene Inhalte leichtsinnig hochzuladen. Man müsse bedenken, dass diese für immer im Internet bleiben.
Der Großteil der befragten Schüler denkt zwar überwiegend positiv über TikTok, ist sich aber auch der negativen Aspekte bewusst. Das Videoportal wird von den befragten Singener Schülern oft und lange genutzt und ist aus dem Leben vieler nicht mehr wegzudenken.
Klara Brassat und Mia Dietermann sind während ihres Bogy-Praktikums (Berufsorientierung am Gymnasium) beim SÜDKURIER der Frage nachgegangen, warum TikTok unter Jugendlichen so erfolgreich ist.