Mit Essen und Trinken ins Gespräch kommen – darauf freut sich schon das inklusive Team des Caritasverbands Singen-Hegau. Vom 28. bis 30. Juni bewirten Menschen mit und ohne Behinderung die Stadtfestbesucher an der Heimat-Bühne in der Hegaustraße. Das bereichert Stadt und Gemeinschaft, wie das Team selbst sagt.
Die Helfer arbeiten abwechselnd an zwei Zapfsäulen, zwei Spülstellen, einer Geldkassette und Pfandkasse. Etwa 20 mit Blumen dekorierte Bierzeltgarnituren laden hier zum Verweilen ein. Damit Festbesucher Pommes, Wienerle und allerlei Getränke bei buntem Bühnenprogramm genießen können, arbeitet das inklusive Team der Caritas abwechselnd in 132 Schichten von zweieinhalb Stunden. Immer mit dabei ist Projektleiterin Martina Kaiser. Sie koordiniert die Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Behinderung im Team. Die Helfer mit Handicap bräuchten zwar Begleitung, seien aber die wertvollsten Kräfte überhaupt, sagt die Projektleiterin. Sie seien motiviert und mit Freude dabei.

Helfer kombinieren Arbeit mit Hobby
Sören Böhler, der das Downsyndrom hat, möchte mithelfen, sich verändern, also von der gastronomischen Arbeit am Stand lernen. Denn normalerweise werkelt er als Gärtner im Team Pirmin, der Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Singen. „Ich möchte Bier zapfen“, sagt Sören Böhler und strahlt dabei über beide Wangen. Das Programm auf der Heimat-Bühne nebenan habe er stets im Blick. Er möchte den Musikern, Tänzern und Unterhaltungskünstlern Getränken und Essen bringen, damit es ihnen gut gehe. Wenn er nicht gerade für Verpflegung sorgt, dann für Stimmung. Mit Hip-Hop-Schritten möchte er vor der Bühne mitmischen. „Tanzen ist mein Leben“, erklärt Böhler und verbindet seine Leidenschaft mit seinem Arbeitseinsatz am Stand.
Leidenschaft mit Arbeit verbinden möchte auch sein Kumpel Christoph Zels, der Autist ist. Er werde die Kasse am Stand übernehmen. Doch wenn er nicht gerade Münzen und Scheine annimmt und rausgibt, nimmt er die Rolle des Technik-Profis ein, wie schon im Team Pirmin. Hier sei er alltäglich am Empfang am Computer und Telefon tätig.
In seiner Freizeit sehe man ihn nur mit Kopfhörern – so begeistert sei er von Elektronik. Auf dem Stadtfest möchte er sich einsetzen, wenn mal die Lichter am Stand ausgehen sollten. Mit weiteren Technikern vor Ort werde er sich über Stromprobleme austauschen. „Es gibt nichts Vergleichbares wie das Stadtfest, wo viele fremde Menschen so toll miteinander arbeiten“, sagt Martina Kaiser. Mittlerweile sei ein Netzwerk unter den Stadtfestengagierten entstanden, indem man sich gegenseitig helfe. „Wir sind eine richtige Stadtfest-Family“, so die Projektmanagerin.
Wertvoller Austausch mit Festbesuchern
Ehrgeizig, kompetent und engagiert klingt das inklusive Team der Caritas. Auch wenn sie hoch konzentriert bei der Arbeit sein möchten, gehe es vor allem um Spaß, sagt Martina Kaiser. Gute Gespräche möchte das inklusive Team mit Stadtfestbesuchern führen. So unterhält sich Sören Böhler gerne über sein Leben in einer Wohngruppe.
Die Festbesucher würden laut Martina Kaiser einen Einblick in Singens Hilfsangebote für Menschen mit Behinderung bekommen, das weitergeben oder einfach nur einander kennenlernen. Dieser Austausch sei wertvoll, besonders für Menschen mit Handicap aus dem Caritas-Stadtfestteam.
„Sie sind über die Jahre offener und mutiger geworden, kennen mittlerweile viele Menschen“, sagt die Projektleiterin. Sie seien alle Teil von der Stadt geworden, begeistern mit ihren Hobbys und Engagement. Das Team freue sich nun, neue Kontakte zu knüpfen – „auf dem inklusivsten Fest im ganzen Gäu“, sagt Martina Kaiser mit breitem Lächeln.