Es sind stürmische Zeiten, die die Welt derzeit erlebt: Kriege, Inflation, Extremismus und zunehmende Digitalisierung können zu Unsicherheiten führen, mitunter sogar für Ängste oder ein Ohnmachtsgefühl sorgen. Genau vor diesem Hintergrund soll eine neue Ausstellung im KFZ (Kunst für Zukunft) in Radolfzell für Impulse sorgen, aus Schockstarren lösen und zum Wandel und zur Bewegung animieren.
Unter dem Titel „Fluxi Datz“ stellen unter anderem die Künstler Renke Brandt, Tintin Patrone, Benedikt Waldmann und Karen Winzer unterschiedliche und ungewöhnliche Werke aus. Das soll nicht nur zum Nachdenken und Mitmachen anregen, sondern auch die Menschen vereinen. Dafür sind auch besondere Aktionen geplant.
Gemeinsam Gesellschaft gestalten
„Kunst experimentiert, darf scheitern, macht Spaß, probiert Dinge aus und kann uns zu Transformationsprozessen anregen“, erklärt künstlerische Leiterin Ana Baumgart die Idee hinter der Ausstellung. Durch die Werke sollen sich den Besuchern neue Sichtweisen eröffnen. Und gerade in einer Zeit, in der viel auf einem digitalen Weg ablaufe, sei es gleichzeitig auch wichtig, Menschen zusammenzubringen, um gemeinsam Gesellschaft zu gestalten.
Dazu kann die Ausstellung auch nicht nur angesehen, sondern aktiv erlebt werden – zum Beispiel, indem die Besucher ein Teil der Installationen werden und sich aktiv einbringen. Aus diesem Grund wird die Künstlerin Karen Winzer im KFZ vor Ort, um gemeinsam mit den Radolfzellern ihren Beitrag „Flecke international Radolfzell“ umzusetzen. Wie Ana Baumgart erklärt, können Freiwillige gemeinsam mit Winzer in einem privaten und geschützten Raum Flecke malen, die an den Rorschach-Test erinnern, und diese im Anschluss deuten. Die Deutung werde notiert und nach Möglichkeit von den Besuchern in künstlerischer Form realisiert – wie, das ist offen. So sollen sich die Räume im KFZ im Laufe der Ausstellung mit immer mehr Flecken und Interpretationen füllen. „Ziel ist es, das lokale Unterbewusstsein zu zeigen“, so Baumgart – allerdings anonym. Wie Winzer selbst betont, gehe es dabei auch nicht darum, dass die Künstlerin die Persönlichkeit der Besucher analysiere. „Wir produzieren nur einfach Flecke.“ Das sei eine Möglichkeit, „um ins Tun zu kommen“, so Ana Baumgart.
Die Besucher gestalten mit
Aber auch auf andere Weise sollen die Besucher aktiv werden. So werden etwa Aufkleber verteilt, mit denen Gegenstände im Umland, die von den Menschen als Kunst wahrgenommen werden, als solche ausgezeichnet werden. Und Tintin Patrone brachte im Rahmen einer Prozession bereits Menschen auf die Straße.
Außerdem finden Workshops und Kooperationen statt, etwa mit der Gerhard-Thielcke-Realschule, der Kinderwohnung und dem Turnverein. Unterstützt wird das vom Förderverein der Realschule und vom Bund Bildender Künstler (BBK). Auch weitere Vermittlungsformate sollen stattfinden. „Das KFZ ist Ort für zeitgenössische Kunst und kulturelle Bildung“, erklärt Ana Baumgart.
Zusätzlich sei am 17. Juli ein Stadtgespräch geplant, bei dem es um die Frage gehen soll, wie zeitgenössische Kunst die Gesellschaft mitgestalten kann. Und im KFZ solle ein Bargespräch an einem Abend für einen lockeren Austausch sorgen.
Besondere Finissage
„Wir sind sehr experimentierfreudig“, fasst Projektleiter Daniel Franz zusammen. Das zeigt sich auch durch andere Veranstaltungen, die im Rahmen der Ausstellung stattfinden sollen – etwa eine transtonale, bei der verschiedene Musiker die Künstler und ihre Werke musikalisch deuten sollen.
Und auch die Finissage am 2. August soll eine besondere werden: Dann kommt der Verein „Raum für drastische Maßnahmen“ aus Berlin nach Radolfzell und „es gibt ein Farbspektakel“, wie Ana Baumgart ankündigt. Daniel Franz erläutert das Geplante genauer: Mithilfe eines übergroßen Katapults werden Wasserbomben, die mit Kleister und Farbpigmenten gefüllt werden, auf Leinwände abgefeuert. Gleichzeitig soll auf dem Gelände des KFZ mit Musik und Essen gefeiert werden.