Wer in dieser Woche am Singener Bahnhof vorbeikam, hatte gute Chancen, dort einen ICE auf den Gleisen stehen zu sehen. Dabei fahren Züge dieser Baureihe schon seit einiger Zeit nicht mehr durch Singen – die Strecke zwischen Stuttgart und Zürich wird mir schweizerischen und deutschen Intercity-Zügen bedient. Und wer genauer hingeschaut hat, hat gemerkt, dass der Zug graue statt roter Streifen an der Seite hat.
Die Aufschrift Advanced Trainlab – zu deutsch etwa „fortschrittliches Zuglabor“ – gibt einen ersten Anhaltspunkt. Die Deutsche Bahn schreibt dazu auf ihrer Webseite, dass dieser Zug ein rollendes Labor auf Schienen sei, in dem man „Zukunftstechnologien unabhängig vom normalen Bahnbetrieb“ erproben könne. Fahren kann der Zug demnach mit Strom oder Dieselkraftstoff und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 200 Kilometern in der Stunde.
Es geht um Testfahrten für ein Zugsicherungssystem
Doch was machte das rollende Labor nun in Singen? Die Pressestelle der Bahn in Stuttgart gibt Auskunft. In diesem Exemplar des Zuglabors sei ETCS-Ausrüstung installiert worden, heißt es dort auf Anfrage. Diese Abkürzung wiederum steht für European Train Control System, zu deutsch Europäisches Zug-Kontrollsystem. Das Ziel laut Informationen der Bahn: Ein digitalisierter Bahnbetrieb, in dem man auf Signale verzichten kann. Zug und Strecke tauschen permanent Informationen über die Position der Züge aus, ein Betrieb mit einer Art Autopilot werde möglich. Dadurch sollen mehr Züge sicher auf den Gleisen unterwegs sein können. Und: Der Bahnknoten Stuttgart 21 werde komplett mit der ETCS-Technik ausgestattet, heißt es beim Neubauprojekt Stuttgart-Ulm. Mit anderen Worten: Züge, die dort einfahren sollen, müssen über die moderne Zugsicherung verfügen. Was hat das nun mit Singen und dem Hegau zu tun? Das rollende Zuglabor habe in zwei Nächten in dieser Woche „rund um Singen Zulassungsfahrten für dieses Zugsicherungssystem“ durchgeführt, teilt die Bahn-Pressestelle mit.