Narrentreffen, das ist Brauchtum und Anlass zum Feiern. Doch es gilt auch: kein Narrentreffen ohne Narrenmesse. So war es am Wochenende auch im Steißlinger Ortsteil Wiechs. In dem kleinen Ort, in dem normalerweise nur 186 Menschen leben, waren zur Feier des 66-jährigen Bestehens der Wiechser Schlosshexen an die 2000 Besucher zu Gast, außerdem etwa 4000 Hästräger.

Und in der ökumenischen Narrenmesse ging es in der Lesung um den Kampf von David gegen Goliath. Der kleine Weiler Wiechs habe als David den Kampf gegen das Bürokratiemonster Goliath bestanden, befand die evangelische Pfarrerin Martina Stockburger. „Das Motto, einen Tag Hexe sein, war ein guter Plan“, fügte sie an.
Gemeinsam gefeiert und gemeinsam angepackt
Der katholische Pfarrer Werner Mühlherr betonte: „Ihr verdient einen Orden, bei euch kann man lernen, wie man gemeinsam Großes schaffen kann.“ Überhaupt war die Narrenmesse ein gutes Spiegelbild der Narrentage. Man hat gemeinsam gefeiert und gesungen und alle haben angepackt. Dazu kam noch das große Plus der Wiechser – ihr Herzblut, welches überall auch schon im Vorfeld zu spüren war.

Und das Herzblut stammte nicht nur von Landvogt Christian Herz, der aus Wiechs-Schoren kommt. Das Herzblut steckten alle Wiechser Schlosshexen, Wiechser Einwohner sowie ihre vielen auswärtigen Helfer und Freunde in drei Tage närrisches Treiben mit viel gelebtem Brauchtum, aber auch mit viel Freude an der Fasnacht.
Beim Zunftmeisterempfang wurde schnell klar: Nicht nur die Wiechser Schlosshexen feierten ihren 66. Geburtstag, die Narrenvereinigung Hegau-Bodensee ist genauso alt. „Aber die Wiechser Schlosshexen sehen viel jünger aus“, erklärte Christian Herz.
Da passt auch das Lied des Pfadichors, frei nach Udo Jürgens: „Mit 66 Jahren, da wird die Party groß. Kleines Dorf großes Fest! Ein riesen Haufen Arbeit, wir geben uns den Rest. Mit 66 Jahren da fängt das Leben an, mit 66 Jahren ist noch lange nicht Schluss.“
Präsidentin freut sich, dass der Verein die Narrentage gerockt hat
Der Zunftmeisterempfang war im Gasthaus Kreuz, in dem auch die Gründungsversammlung stattfand. Fanny Ehrenbach, die Mutter der Hexen, war seinerzeit nicht nur Gründungsmitglied der Zunft, sondern auch Kreuzwirtin. Anfang des Jahres ist sie verstorben und konnte die Narrentage leider nicht mehr miterleben.
Auch der Festplatz stammt von Ehrenbachs. Dort stand das große Festzelt. Doch nicht nur dort wurde gefeiert. Durch die vielen Besenwirtschaften wurde ganz Wiechs zum fröhlich feiernden, närrischen Hexenkessel.
Die Präsidentin der Schlosshexen, Johanna Bihler, zog selbstbewusst das Resümee: „Wir haben die Narrentage gerockt.“ Besonders gefreut hat sie sich auch, dass alle Mitglieder des vollen Rats der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee anwesend waren.

Ortsvorsteher Alexander Fuchs und Bürgermeister Benjamin Mors blickten gemeinsam auf die Narrentage und die umfangreichen Vorbereitungen zurück. Als Ortsvorsteher habe ihm die Sperrung der Ortsdurchfahrt am Herzen gelegen, so sei eine ganz neue Infrastruktur entstanden, so Fuchs. Nicht nur neue Verkehrswege wurden geschaffen, auch viele Gräben gegraben.

Benjamin Mors wiederum bekam mit seinem Verwaltungsteam viel Lob für die Planung und Umsetzung. Rainer Hespeler, Präsident der Narrenvereinigung lobte: „Ihr seid der einzige Verein im Dorf und gleichzeitig viele Vereine. Bei den Umzügen seid ihr Wanderverein, wenn ihr eine Hexenpyramide baut, ein Turnverein, und wenn ihr nach den Umzügen heim geht, Pfadfinder.“ Schon das Freundschaftstreffen 2009 sei ein tolles Fest gewesen, doch mit den Narrentagen hätten die Schlosshexen noch mal eins draufgelegt.

Johanna Bihler freute sich: „Unsere Konzepte sind alle aufgegangen und alle Veranstaltungen waren sehr gut besucht.“ Genaue Besucherzahlen konnte sie nicht nennen, da die Wiechser Schlosshexen lieber ihre Gäste verwöhnt hätten, als sich mit Zahlen und Statistiken zu beschäftigen. Auch die Sieger der Prämierung für die schönste Hausdekoration werde erst am Fasnachtssonntag bekannt gegeben.