Die ersten Jahre des Roten Kreuzes in Steißlingen und Orsingen waren voller Entbehrungen und kreativer Lösungen. „Als Erstes wurde eine kleine Ledertasche für Material angeschafft, welches man für Einsätze brauchte“, sagte Ehrenvorsitzenden Artur Ostermaier bei der Hauptversammlung, der sich ein kleiner Festakt anschloss. Und mancher der Zuhörer murmelte: „Die habe ich noch.“

Flexibel und pragmatisch hat sich der Ortsverein seitdem über die Jahrzehnte weiterentwickelt. War früher die Behindertenbetreuung eine wichtige Aufgabe, werde heute durch den Kleiderladen Geld erwirtschaftet, um mit Spenden die Kinder- und Jugendarbeit in Vereinen zu unterstützen. Wichtig ist aber auch das Alltagsgeschäft von Bereitschafts- und Sanitätsdiensten bis zu Erste-Hilfe-Kursen. Und wichtig sind die Menschen, die zum Gelingen all dieser Aufgaben beitragen, wie ebenfalls deutlich wurde.

Markus Stich (TuS Abteilung Handball), Sarah Zimmermann (TuS Abteilung Turnen), Florian Liebegott (FC), Lena Walde (KJO), Timo Simmen ...
Markus Stich (TuS Abteilung Handball), Sarah Zimmermann (TuS Abteilung Turnen), Florian Liebegott (FC), Lena Walde (KJO), Timo Simmen (Jugendleiter TuS Abteilung Handball), Jutta Lebsanft, Ursula Carrey (beide Kinderhospizverein) freuten sich über die Spenden, die Renate Müller und Irene Ostermaier vom Kleiderladen mit ihrem Vorsitzenden Benjamin Mors (von links) übergeben konnten. | Bild: Susanne Schön

Zwei Gründungsmitglieder sind 2024 gestorben

Der Blick zurück hat die 60. Hauptversammlung, der sich ein kleiner Festakt anschloss, geprägt. Was in diesen 60 Jahren alles passiert ist, konnte man beim Nachruf auf die Gründungsmitglieder Irma Renner und Paula Breinlinger hören, die im vergangenen Jahr verstorben sind. Irma Renner war zeit ihres Lebens eine wichtige Stütze der Dorfgemeinschaft. „Wir haben einen Menschen und ein Vereinsmitglied verloren, welches ihr Leben lang für andere da war“, bedauerte Bürgermeister und Ortsvereinsvorsitzender Benjamin Mors.

Sie habe beispielsweise die Leitung der damals neuen Nachbarschaftshilfe übernommen, war im Arbeitskreis für Seniorenarbeit ebenso aktiv wie bei der Frauenfasnacht. Im Ortsverein war sie 26 Jahre stellvertretende Bereitschaftsleiterin. Ihr Herz schlug, wie das vieler Gründungsmitglieder, für Hilfsbedürftige – so gründete und organisierte sie im Rahmen des DRK die Behindertenbetreuung.

„Als Erstes wurde eine kleine Ledertasche für Material angeschafft, welches man für Einsätze brauchte.“ Artur Ostermaier, ehemaliger ...
„Als Erstes wurde eine kleine Ledertasche für Material angeschafft, welches man für Einsätze brauchte.“ Artur Ostermaier, ehemaliger DRK-Vorsitzender | Bild: Susanne Schön

Einen Kurzrückblick gab es auch vom Ehrenvorsitzenden Artur Ostermaier: 1964 wünschte sich der damalige Bürgermeister weitere Blaulichtorganisationen bei der Übung am Klemenzenfest. Bereits ein Jahr darauf habe man eine Blutspende organisiert. „Der Ortsverein konnte immer auf die Unterstützung der Bevölkerung und der Gemeinde zählen“, erinnert sich Ostermaier.

Es folgten Aktivitäten wie Blutspenden, Sammlungen, Seniorennachmittage und Sportplatzdienst. Nach wenigen Jahren wurde das Jugendrotkreuz (JRK) gegründet, um den Nachwuchs zu sichern. Auch Sozialarbeit habe der Ortsverein geleistet. So seien beispielsweise Hilfsmittel für Pflegebedürftige ausgeliehen und Kleider für Flüchtlinge von Balkan und Russland ausgegeben worden. Daraus entstand der Kleiderladen.

Stefan Keil will seinen Teil beitragen

Gewählt wurde ebenfalls: Neuer Stellvertreter ist Stefan Keil, der Bürgermeister von Orsingen-Nenzingen: „Ich bewundere die Arbeit der Blaulichtorganisationen und würde gerne meinen Teil dazu beitragen“, gab er zu Protokoll. Die bisherige Schatzmeisterin Anja Menzer wird ein Jahr gemeinsam mit Ute von Essen das Kassenbuch führen, bevor diese übernimmt.

Der DRK-Vorsitzende Benjamin Mors, Bereitschaftsarzt Fritz Grüninger, Bereitschaftsleiter Oliver Kappus, Schriftführerin Ulrike Kappus, ...
Der DRK-Vorsitzende Benjamin Mors, Bereitschaftsarzt Fritz Grüninger, Bereitschaftsleiter Oliver Kappus, Schriftführerin Ulrike Kappus, die Jugendleiterinnen Rebecca Menzer und Kim Schön, Säckelmeisterin Ute von Essen sowie der zweite Vorsitzende Stefan Keil (von links) stehen an der Spitze des DRK Ortsvereins Steißlingen-Orsingen. | Bild: Susanne Schön

Der Haushaltsplan 2025 sieht mehr Ausgaben als Einnahmen vor, was aber bei guten Rücklagen kein Problem ist. Die Entlastung erledigte Timo Petersen vom DRK-Kreisverband, der die Chance für persönliche Worte nutzte: „Sicherheit, Beständigkeit und Menschlichkeit zeichnet diesen Ortsverein aus.“

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Alle Blaulichtorganisationen dankten für die gute Zusammenarbeit. Feuerwehrkommandant Andreas Maier wusste: „Was wir Tag und Nacht leisten, bekommen viele gar nicht mit.“ Dem schloss sich Stefan Keil an: „60 Jahre gelebte Hilfsbereitschaft, gerade wir in Orsingen wissen das zu schätzen.“ Manuel Seidel dankte als Mitglied des DRK-Ortsvereins: „Keiner lobt den Chef. Heute sitzen Gründungsmitglieder und JRK gemeinsam am Tisch. Wir sollten uns gemeinsam an die schönen Zeiten erinnern.“ Bernhard Volk lobte: „Unser Vorsitzender hat unser DRK-Schiff immer erfolgreich gesteuert.“