Es ist erstmal eine Rettungswache auf Probe, die in Steißlingen entstanden ist. Von einer Containerlösung rücken seit März die Lebensretter der Johanniter-Unfallhilfe aus, Regionalleiter Stefan Dittrich bezeichnet sie als „charmante Kiste“. Dabei ist der Standort ungewohnt: „Wo ist die Zeppelinstraße in Steißlingen?“, das hätten viele gefragt, erklärt Dittrich. Doch mit dem Begriff Berolino hätten erstaunlich viele etwas anfangen können. Auf dem Parkplatz der schon lange geschlossenen Spielwelt ist die neue Rettungswache angesiedelt.
Diese sowie die dort agierenden Rettungskräfte und alle Anwesenden bekamen christlichen Segen durch die evangelische Pfarrerin Andrea Fink-Fauser von der Singener Luthergemeinde. „Ihr Johanniter steht für Menschlichkeit, ihr seht die Not und helft“, lobte sie zudem. Die Container seien zwar nicht so beliebt wie ein Gebäude, doch finde sich dort alles, was eine Rettungswache brauche. Und nach der Probezeit von eineinhalb Jahren könnte ein festes Gebäude entstehen.

Bei einer Führung konnten sich die Anwesenden der symbolischen Einweihung von der neuen Rettungswache überzeugen. Ein wohnlich möblierter Aufenthaltsraum mit Küche dient zur Erholung zwischen den Einsätzen. Dazu kommen Sanitäranlagen, Schlafräume, ein Büro, ein Lager für medizinische Hilfsmittel sowie ein Lager für Einsatzkleidung. Denn es wird eine sogenannte Poollösung getestet. Das heißt, die Einsatzkleidung ist in verschiedenen Größen vorhanden und kann nach Bedarf aus dem Lager entnommen werden, man hat keine persönliche Einsatzkleidung mehr.
Rettungswache stand in Rekordzeit
Spielerisch leicht ist die Zusammenarbeit mit dem Nachbarn. Im Berolino ist nämlich eine Kfz-Werkstatt eingezogen. Manche Fahrzeuge stehen noch auf dem Gelände der zukünftigen Rettungswache. Im Gegenzug gab es in der Bauphase von dort Wasser. Offenbar ähnlich leicht ist auch die Zusammenarbeit der Gemeinde Steißlingen und der Johanniter-Unfall-Hilfe, denn die Rettungswache stand in Rekordzeit.

Neue Verordnung macht neue Rettungswache notwendig
2022 hat das Innenministerium im neuen Rettungsdienstplan die Hilfsfrist um drei Minuten auf zwölf Minuten verkürzt, zudem sind die Einsatzzahlen gestiegen. Infolge dessen hat der Bereichsausschuss der Rettungsdienste einen Standort der Region rund um Steißlingen genehmigt und beauftragt, sowie die Johanniter mit dem Betrieb der Rettungswache beauftragt.
Ende 2024 wurde die Vergabe des Grundstücks in Erbpacht durch die Gemeinde beschlossen und bereits am 1. März wurden die ersten Einsätze bewältigt. „Am Donnerstag kamen die Container und kurz davor war das Grundstück erschlossen und die Infrastruktur wie Wasser und Strom waren parat. Am Samstag starteten wir“, blickte Stefan Dittrich zurück.
Nicht alle Einsätze sind lebensbedrohlich und manche Patienten können auch zuhause versorgt werden. Die Vergabe an die einzelnen Rettungswachen und unterschiedlichen Rettungsdienste erfolgt über die Leitstelle. Die neue Rettungswache hatte im Schnitt pro Zwölf-Stunden-Schicht 3,4 Einsätze. Daher wird schon fest mit dem Bau einer Rettungswache nach der 18-monatigen Probephase geplant.
Autobahn-Anbindung ist großer Vorteil
Wie gut die Zusammenarbeit der Blaulichtfamilie klappt, zeigte die Anwesenheit von zahlreichen Vertretern der Feuerwehr und Polizei, dem Kreisbrandmeister Andreas Egger und Benjamin Mors, der sowohl als Bürgermeister als auch als Vorsitzender des DRK-Ortsvereins dabei war. „Feuerwehr und Johanniter hatten bereits gemeinsame Einsätze“, wusste er zu berichten. „Wir wissen jetzt, dass Steißlingen nicht nur ein guter Wirtschaftsstandort ist, sondern die Anbindung nahe Autobahn auch für Rettungsdienste ein Vorteil ist. Zudem liegen wir im Eck der drei Gemarkungen Steißlingen, Radolfzell und Singen“, führte er weiter aus.