Darf man bei einer Schule von einem „Return of Invest“ oder gar Cashflow reden? Auf jeden Fall wählte Mario Born, der Schulleiter der Steißlinger Gemeinschaftsschule, diese Worte bei der Vorstellung der Konzepte, um die Bildungseinrichtung fit für die Zukunft zu machen, in der Gemeinderatssitzung. „Schule ist Heimat und ein sichtbarer Ort der Kultur, mit vielfältiger Interaktion und einem zukunftsfähigen Bildungsniveau“, betont der Schulleiter.

Die Nachrichten zum Leistungsstand aller Schüler in Baden-Württemberg haben auch die Mitglieder des Steißlinger Gemeinderats erreicht. Laut dem baden-württembergischen Kultusministerium haben rechnerisch nur 14 Prozent der Viertklässler eine Zugangsberechtigung für das Gymnasium erreicht. Die Frage, wie das Leistungsniveau verbessert werden kann, interessierte daher das Steißlinger Gremium. Auch interessierte sie der Anteil der Steißlinger Schüler im Sekundarbereich und auf welchem Niveau sie andere Schulen besuchen. Zudem fragten sie nach dem aktuellen Stand der Integration und Inklusion.

Sprachbarrieren können es schwer machen

Gemeinschaftsschullehrerin Priska Lohse erklärte, dass die Sprachbarrieren auch in Steißlingen eine Rolle spielten. Bereits jetzt müssen zugewanderte Kinder und Jugendliche mit geringen Deutschkenntnissen die Vorbereitungsklasse besuchen, um mit den schulischen Anforderungen vertraut zu werden. Der Wechsel in die Regelklasse erfolge spätestens nach zwei Jahren. Bei Bedarf stehen Schülern auch danach noch Sprachlernklassen zur Verfügung, aber die finanziellen wie personellen Hürden in dem Bereich seien hoch.

Manche Angebote kann jedermann nutzen

Den Schwerpunkt seiner Vorstellung legt Schulleiter Born dabei nicht auf das übliche Zahlenwerk, sondern auf die Vielfalt der Schulgemeinschaft und die neuen Wege, die man teilweise gehen müsse – vor allem aber gehen wolle. Vor den Ratsmitgliedern gab er im Schnelldurchlauf Einblick in die strukturellen Abläufe und Organigramme und stellte dann die vielen Angebote der Schule vor, die teilweise auch die Öffentlichkeit nutzen konnte.

Dabei waren ein Tangoabend ebenso wie der Winterzauber, bei dem die Besucher die unterschiedlichen Angebote der Schule erleben konnten, und ein klassischer Musikabend mit dem ehemaligen Steißlinger Jakob Schickedanz am Cello und Daeun Songam Klavier.

Schulleiter Mario Born (links) und Bürgermeister Benjamin Mors.
Schulleiter Mario Born (links) und Bürgermeister Benjamin Mors. | Bild: Susanne Schön

Mancher Gemeinderat bat, solche Veranstaltungen mehr in die Öffentlichkeit zu bringen. Für Born ist das aber kein Thema. Die Schule führe eine aktuelle Internetseite und sei in den sozialen Medien vertreten. Zudem lade man die Gemeinderäte und Einwohner stets ein, beispielsweise über Plakate oder direkte Ansprache.

Mit Schokolade die Wirtschaft kennenlernen

Schulleiter Mario Born wollte den Räten keinen Honig ums Maul schmieren, er bevorzuge da Schokolade. Und auch nicht irgendeine Schokolade, sondern die aus der Schokoladenmanufaktur der Gemeinschaftsschule. Unter dem Motto „von der Bohne bis zum Riegel“ (bean to bar) hat sich die Schülerfirma beim Würth-Bildungspreis beworben und wurde nominiert: „Unsere Schokolade schmeckt viel besser als das, was man im Supermarkt kaufen kann“, ist Mario Born überzeugt.

Doch die Schulschokolade habe mehr zu bieten als süßen Genuss. So lernen die Schüler wirtschaftliche Abläufe.

Politische Bildung als wichtiges Lernthema

Nicht nur kulturell und wirtschaftlich sei die Schule breit aufgestellt, betont der Schulleiter. Auch politisch würden die Schüler gebildet. So nahm die Schule beispielsweise an der Juniorwahl teil und man konnte bei den Demokratietagen anlässlich des Tags der deutschen Einheit viel zur Demokratie erfahren. Die Ausstellungen „Alltag in der DDR – die heile Welt der Diktatur“ und „Die Macht der Gefühle“ beleuchteten beispielsweise die deutsche Geschichte von einer anderen Seite. Dabei sei man auch stets offen für Besucher und Partner außerhalb der Schule.

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Vorteile sieht die Schulleitung beispielsweise in der Schulart Gemeinschaftsschule, die auf unterschiedlichen Leistungsniveaus unterrichtet, aber auch in den kleinen Klassen und modernen Lehrmethoden. Zudem seien die Schüler gut auf ein Abitur an einer beruflichen Schule vorbereitet.

Die Steißlinger Schüler und Eltern wolle man in Zukunft auch durch ein attraktives Auftreten überzeugen, in Steißlingen zu bleiben. Dabei stehe ein gemeinsames Erarbeiten von Kompetenzen und Veranstaltungen im Vordergrund, ohne dass die Vermittlung von sozialer, fachlicher und kultureller Bildung vergessen werde.