Sollte die Gemeinde Steißlingen im Fall des vermissten 87-Jährigen Mannes mehr tun? So sieht es offenbar ein Nutzer des sozialen Netzwerks Facebook. Die Bürger hätten sofort mitgemacht, wenn die Gemeinde eine Suchaktion auf die Beine gestellt hätte, kommentiert er zu einem Beitrag, den die Gemeindeverwaltung selbst zu dem Vermisstenfall erstellt hat. Von der Gemeinde hätte er Aktionen erwartet. Das Interesse der Öffentlichkeit ist groß, zahlreiche Menschen haben unter dem Post der Gemeinde vom Montag geschrieben, dass sie selbst die Augen offen gehalten oder einen extra Spaziergang eingelegt haben.

Der 87-Jährige, der an einer leichten Demenz leidet, ist am Sonntag gegen 16 Uhr zu einem Spaziergang aufgebrochen, von dem er bislang nicht zurückkehrte. Entscheidende Neuigkeiten zu dem Fall kann Katrin Rosenthal, Sprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz, am Donnerstagvormittag nicht vermelden.

Die Kritik auf Facebook will Steißlingens Bürgermeister Benjamin Mors allerdings nicht so stehen lassen. Eine Vermisstensuche müsse man den Experten überlassen, lautet sein Standpunkt. Und diese Experten seien nun einmal die Polizisten, die zum Beispiel Suchhunde einsetzen können. Diese seien einmal im Einsatz gewesen, sagt Polizeisprecherin Rosenthal, einen Hubschrauber hätten die Beamten zweimal genutzt.

Bürgermeister: „Eine Suchaktion ohne Beteiligung der Polizei ergibt keinen Sinn“

Das Heft des Handelns liege nicht bei der Gemeinde, sondern bei der Polizei, sagt der Bürgermeister. Und: „Eine Suchaktion ohne Beteiligung der Polizei ergibt keinen Sinn.“ Genauso wenig könne die Gemeinde ohne Absprache ein Foto der vermissten Person veröffentlichen. Einen weiteren Beitrag über den Fall hat die Gemeinde allerdings geteilt. Dieser stammt vom Seniorenzentrum Helianthum, wo der vermisste 87-Jährige lebt.

Das könnte Sie auch interessieren

Und die Gemeinde habe den Einsatzkräften ihre Kanäle in den sozialen Medien zur Verfügung gestellt, um deren Reichweite für das Thema zu nutzen, sagt Bürgermeister Mors. Man helfe ohne bürokratische Hürden. Und hätte es aus Sicht der Polizei Sinn ergeben, hätte die Gemeinde auch die Feuerwehr für eine Suchaktion eingesetzt.

Polizei sucht – und Pfleger helfen mit

Unterdessen kommen bei der Polizei auch weiterhin Hinweise an, die abgeklärt werden, sagt Sprecherin Rosenthal. Die Wege, auf denen der vermisste Mann regelmäßig unterwegs war, seien allerdings bereits überprüft worden: „Alles, was im entferntesten Sinn ergibt, hat die Polizei schon durchsucht“, sagt Rosenthal. Sie unterstützt die Sichtweise von Steißlingens Bürgermeister Mors im Übrigen.

Auch im Seniorenzentrum Helianthum beschäftigt der Vorfall die Gemüter. Pflegedienstleiterin Ramona Schweizer sagt: „Alle Mitarbeiter machen sich Sorgen und suchen auch privat nach ihm.“ Doch beim derzeit streckenweise hohen Gras sei mitunter wenig zu sehen. Und sie sagt, dass der vermisste 87-Jährige stets orientiert gewesen sei. Er sei im Ort zum Einkaufen oder zum Friedhof gegangen. Dabei habe es nie Anzeichen gegeben, dass er den Rückweg nicht mehr finden könnte.

Das könnte Sie auch interessieren

„Die Menschen, die nicht in einer beschützten Station leben, können ihren Lebensabend hier selbstbestimmt verbringen“, sagt Schweizer. Im Alter von Ende 80 seien die meisten Menschen kognitiv nicht mehr so fit wie in jüngeren Jahren. Dennoch könne man nicht sagen, dass man diese Menschen nicht mehr rauslassen darf.

Hinweise an das Heim oder die Polizei

Der Vermisste wird im Facebook-Beitrag der Gemeinde vom Montag folgendermaßen beschrieben: „Er ist 1,70 Meter groß, mit einem karierten Hemd bekleidet und könnte sich in einer hilflosen Lage befinden.“ Außerdem habe er eine dunkelbraune Anzughose und eine schwarze Sonnenbrille getragen, sagt Pflegedienstleiterin Schweizer. Für seine Spaziergänge bevorzuge er für gewöhnlich unbefestigte Wege im Waldgebiet zur Homburg, so die Beschreibung weiter.

Wer Hinweise zum Aufenthaltsort des Mannes geben kann, soll sich melden beim Helianthum, Telefon 07738 93930, beim Polizeiposten Steißlingen, Telefon 07738 97014, oder dem Polizeirevier Singen, Telefon 07731 8880.