70 Blutspender in den ersten anderthalb Stunden, inklusive der Autorin dieses Artikels, und eine lange Schlange vor der Halle: Die Corona-Krise konnte die Hilfsbereitschaft der Menschen in Stockach und Umgebung nicht bremsen. Ganz im Gegenteil. DRK-Blutspende-Referentin Andrea Palau war bereits kurz vor 17 Uhr von der Resonanz begeistert. „Wir sind dankbar, dass so viele kommen“, sagte sie. „Es freut uns besonders, dass viele Erstspender dabei sind.“

Und warum kommen die Menschen? „Wir hatten einen aktuellen Fall im Kindergarten, dass jemand Blut gebraucht hat“, erzählte eine junge Erstspenderin, die ihren Namen nicht nennen wollte. Artur Binder, der am Donnerstag zum 100. Mal Blut gespendet hat, sagte: „Ich spende, weil Blut oft gebraucht wird. Auch in Zeiten ohne viele Notfälle.“
Änderungen für die Sicherheit
Die aktuelle Blutspendeaktion lief etwas anders ab als sonst. Der Veranstaltungsort war kurzfristig die Jahnhalle statt dem Berufsschulzentrum, da in Schulen momentan nichts stattfinden darf. „Wir sind dankbar, dass wir von der Stadt die Jahnhalle bekommen haben“, sagte Gabi Valkenburg vom DRK-Ortsverband Stockach.
Die Gestaltung der Bereiche wie Anmeldung und Untersuchung war großzügig mit vielen Sicherheitsabständen gestaltet. Die Stühle im Wartebereich sowie die Blutspende-Betten standen mindestens 1,5 Meter auseinander. Es gab vor der Halle eine Einlasskontrolle mit einem Stirn-Fieberthermometer. Und in jedem Hallenbereich musste sich jeder die Hände desinfizieren.
Sicherheit für alle Seiten
„Die Temperaturkontrolle am Eingang ist neu“, erklärte Eberhard Weck vom DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg Hessen. Normalerweise finde diese erst später im Untersuchungsprozess vor der eigentlichen Blutspende statt. Die potenziellen Spender werden derzeit auch bereits am Eingang gefragt, ob sie in einem Risikogebiet waren. „Sie dürfen nur zur Anmeldung rein, wenn keine Gefahr besteht.“ Es werde darauf geachtet, dass die Spender genügend Abstand zueinander haben, so Weck.

Der Blutspendedienst storniere in den Orten die Termine, wo räumliche Abstände nicht einhaltbar seien. „Die absolute Sicherheit für Mitarbeiter und Spender ist wichtig“, betonte Weck. Aber auch die Spendetermine seien sehr wichtig, da immer Blut für Notfallpatienten oder zum Beispiel in der Krebstherapie gebraucht werde. In der derzeitigen Erkältungs- und Grippesaison gebe es wie immer um diese Jahreszeit zu wenig Blutpräparate. Hinzu komme, dass zum Beispiel die Thrombozyten, also die Blutplättchen, nur nur vier Tage halten.
Kein Test auf Corona
Und gibt es wegen Corona nun weitere Tests für das Spenderblut? Nein. Laut Weck gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass der Corona-Virus über das Blut übertragbar sei. Die Aufsichtsbehörde verlange die üblichen Tests auf Hepatitis, HIV und Ähnliches.
Der Blutspendedienst lege den Fokus auf die Spenderauswahl – also, dass diese gesund sind. „Das ist viel wichtiger“, sagte Weck mit Verweis auf die Hürde am Eingang. „Von der ordinären Grippe spricht gerade keiner“, ergänzte er im Hinblick auf die Corona-Krise.
Halle in Bereiche unterteilt
Gabi Valkenburg gefiel die Jahnhalle als Ort für die Blutspende. Die Halle sei sehr geeignet, weil sie so groß sei. Mithilfe der Trennwände, die sonst beim Sportunterricht zum Einsatz kommen, hatte das DRK die Möglichkeit, Bereiche zu unterteilen. Nach der Anmeldung im Foyerbereich standen im ersten Hallenteil die Tische, an denen alle ihre Fragebögen ausfüllen konnten. Im zweiten und mittleren Teil folgten der Untersuchungsbereich für den Eisenwert und den Blutdruck sowie nochmals Fiebermessen. Die Ärzte saßen in den Umkleiden und sprachen dort mit den Freiwilligen, ehe diese endgültig grünes Licht für die Blutspende erhielten.

Im hinteren Hallenteil befanden sich der Wartebereich, zehn Betten für die Blutentnahme und der Ruhebereich für nach der Spende. Der Notausgang war am Donnerstag einfach nur der Ausgang, an dem es noch eine Stärkung in Form von belegten Broten und Äpfeln gab. Die DRK-Helfer sorgten auch immer dafür, dass alle ausreichend Wasser, Säfte oder Softgetränke hatten, um den Flüssigkeitsverlust durch die Blutspende auszugleichen.
Die genaue Anzahl der Freiwilligen, die kamen, und wieviele davon erfolgreich spenden konnten, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Auch die endgültige Anzahl der Erstspender noch nicht.
Redakteurin Ramona Löffler war bereits mehrfach Blut spenden. Dieser oder ein zeitnaher Termin wäre es auf jeden Fall geworden, weil Blutspenden wichtig ist. Blut wird immer gebraucht. Mit oder ohne Corona-Krise. Am Donnerstag war erst das fünfte Mal, aber es sollen noch viele Male folgen. Frauen dürfen innerhalb von zwölf Monaten vier Mal zur Blutspende, Männer sechs Mal.
Blut-Bedarf und Corona-Sicherheit
- Sicherheit wegen Corona: Beim Einlass zur Blutspende gibt es Sicherheitsmaßnahmen. Das Fiebermessen findet jetzt bereits ganz am Anfang statt und die im Raum ist alles so eingerichtet, dass zwischen den Personen ausreichend Platz ist, erklärt Eberhard Weck vom DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg Hessen.
- Hoher Blutbedarf: Die Versorgungslage mit Blutpräparaten für Patienten in Therapie und in der Notfallversorgung ist momentan angespannt. Dies sei laut Eberhard Weck für die Erkältungs- und Grippesaison nicht ungewöhnlich. Laut eines Blutgruppen-Barometers auf der Internetseite des Blutspendedienstes Baden-Württemberg Hessen sind momentan die Vorräte der Blutgruppen 0-negativ, A-negativ am niedrigsten, gefolgt von 0-positiv und A-positiv.
- Wer spenden darf: Alle, die gesund und fit sowie zwischen 18 und 72 Jahre alt sind, können Blut spenden. Erstspender dürfen nicht älter als 64 Jahre alt sein. Vor der eigentlichen Spende gibt es eine kurze ärztliche Untersuchung.
- Termine in der Umgebung: Der nächste Blutspendetermin in der Nähe von Stockach findet am Dienstag, 24. März, 16 bis 19.30 Uhr in der Wittohhalle in Emmingen statt. Weitere Termine sind am Donnerstag, 2. April, 15 bis 19.30 Uhr, in der Festhalle in Sipplingen und am Freitag, 3. April, 14 bis 19 Uhr im Milchwerk in Radolfzell. Infos im Internet: www.blutspende.de (löf)