Die Kriege auf der Welt haben auch hunderte oder tausende Kilometer entfernt in Stockach einen Effekt: Sie sorgen für ein Innehalten und Bestürzung im Stockacher Gemeinderat. Dort nutzte Bürgermeister Rainer Stolz die Gelegenheit, um klar Stellung zu beziehen und einen Appell zu formulieren. Er sprach in der jüngsten Gemeinderatssitzung vor allem Israel an.
„Seit wenigen Tagen nun beginnt ein neuer Brandherd in unserer Nähe, dem Nahen Osten, sich zu einem Flächenbrand zu entwickeln. Eine radikal islamistische Terrorgruppe überfällt ein Land, sorgt für maßlosen Schrecken, hinterlässt mehrere Tausend Tote und Verletzte, schändet und verschleppt Menschen und zeigt uns auf, wie mit viel menschenverachtender Grausamkeit religiöser Fanatismus die Menschheit in Angst und Schrecken versetzt werden kann“, so Stolz in der Rede, die er der Redaktion schriftlich zur Verfügung gestellt hat.
„Die Stadt Stockach äußert ihren Abscheu vor den menschenverachtenden Angriffen auf friedliche und friedliebende Menschen. Wir verurteilen das Vorgehen der Hamas auf das Schärfste. Die Dimension der moralischen Verwahrlosung, die sie jubeln lässt, die sie Bilder Ermordeter hochhalten lässt, ist jenseits unserer Vorstellungswelt.“ Zudem lehne die Stadt auch den Versuch als grausam ab, ein Narrativ der Rechtfertigung zu entwickeln, und dabei gleichzeitig die eigene Bevölkerung schutzlos den Gegenmaßnahmen auszusetzen.
Freiheit und Demokratie sind bedroht
Das Geschehen in der Welt gehe auch die Menschen hier an. „Wir spüren, dass die Weltordnung nun sehr schnell aus Machtinteresse heraus infrage gestellt und zerschossen werden soll und kann. Und ganz konkret spüren wir, durch die Bilder und den persönlichen Kontakt zu den Betroffenen, wie infernalisch grausam diese Aktionen sind.“
Wenn nicht gehandelt werde, sei auch „unsere Freiheit und Demokratie bedroht“. Nur wenn solche ins Unbegreifliche hineinwachsende Aggressionspotenziale entscheidend gestoppt und zurückgedrängt würden, bestehe die Möglichkeit, an einem Frieden zu arbeiten, der mehr als nur ein Stück Papier sei, führt Stolz weiter aus. „Wenn aber Staaten, vor allem Großmächte und solche die es sein wollen, nicht aufhören, sich ständig zu belauern, und zu nehmen was Ihnen beliebt, dann wird auf Erden kein Frieden möglich sein. Und das hat existenzielle Auswirkungen auch für unser Land“, sagt er.
Unmenschlichkeit darf nicht geduldet werden
Weiter betont Stolz: „Wir können die Welt als Kommunen, auch nicht als einzelne Kommune, im Großen nicht verändern. Wir können nur im Kleinen, in unserem Umfeld dafür sorgen, dass Krieg, Gewalt, Unmenschlichkeit und Aggression, in unserer Gesellschaft nicht nur nicht akzeptiert, sondern auch nicht geduldet wird. Hier müssen wir noch klarer werden. Wir werden weiterhin friedlich, im Diskurs, verständig und menschenfreundlich zusammenleben, Hass und Gewalt ächten und brandmarken. Das ist die Botschaft, die von uns Städten und Gemeinden ausgeht.“