Rund 130.000 Ehen wurden im Jahr 2023 geschieden, wie aus den aktuellsten Daten, die das Statistische Bundesamt zu diesem Thema veröffentlicht hat, hervorgeht. Damit werden rund 35 Prozent aller Ehen geschieden. Durchschnittlich liegt die Ehedauer bis zur Scheidung dabei bei 14,8 Jahren. Auch wenn diese Zahlen ernüchternd wirken mögen: Es gibt sie auch heute noch, die Liebesgeschichten, die ein ganzes Leben lang dauern.
Eine davon ist die von Gertrud und Bernhard Hock aus Winterspüren. Die beiden sind seit 60 Jahren verheiratet. Ihre Liebe hält sogar noch länger. Warum der Festgottesdienst zur Diamantenen Hochzeit ein ganz besonderes musikalisches Ereignis wird und was das Geheimnis einer lebenslangen Liebesgeschichte ist, verraten sie im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Vor über sechs Jahrzehnten lernten sich Gertrud und Bernhard Hock in Eberbach am Neckar kennen. Die gemeinsamen Jahre seien eine „rundum schöne Zeit, ein schönes Leben“ gewesen, resümiert Gertrud Hock. Ihre innige Verbundenheit zeigt sich bis heute auch in kleinen Gesten: Sie verrät: „Jeden Tag steht mein Kaffee auf dem Tisch, wenn ich aufstehe.“
Diamantene Hochzeit wird auch kirchlich gefeiert
Gemeinsam mit ihren zwei Töchtern, den Schwiegersöhnen, sechs erwachsenen Enkeln, deren Partnern sowie drei Urenkeln und weiteren Gästen feiern sie am Samstag, 31. Mai, mit einem Dankgottesdienst in Ludwigshafen ihre Diamantene Hochzeit. Der Kirchenchor wird singen und alle Kinder und Enkel werden musizieren. Darauf freuen sich die Jubilare schon sehr.
An ihre erste Begegnung erinnern sich beide noch genau. Gertrud Hock erzählt: „Es war bei der Verlobungsfeier meiner Arbeitskollegin. Der Bräutigam war ein Musikkollege von Bernhard.“ Beim Anblick ihres künftigen Mannes habe sie sofort gedacht: „Heimatland, das wär‘ er.“ Bis zum Wiedersehen beim Maitanz vergingen fast vier Monate. Der damals 19-Jährige wohnte zehn Kilometer von der 21-Jährigen entfernt und kam bald darauf jeden Sonntag mit dem Zug zu Besuch. Schnell war beiden klar, dass sie zusammenbleiben würden.
Um eine gemeinsame Wohnung zu beziehen, mussten sie verheiratet sein. Das sei damals so üblich gewesen, erklären sie. Die standesamtliche Trauung am 29. Januar 1965 sei unspektakulär verlaufen: „Wir sind nach der Arbeit mit unseren zwei Brüdern als Trauzeugen hin, haben unterschrieben, das war‘s“, sagen sie. Dafür war die kirchliche Hochzeit am 29. Mai 1965 umso schöner.
Der berufliche Weg führte das Paar nach Stockach
Bernhard Hock war 50 Jahre lang Schornsteinfeger. Er sagt: „Ich kam mit 13 Jahren in die Lehre und hab mich später selbstständig gemacht.“ Seine Frau, gelernte Lebensmittelverkäuferin, hatte krankheitsbedingt ihre Arbeit wechseln müssen. Sie unterstützte ihn 34 Jahre lang im Büro. Bernhard Hock berichtet, ihm sei 1971 der Kehrbezirk Stockach zugeteilt worden. Ein halbes Jahr habe er zur Untermiete gewohnt und dann eine Wohnung in Ludwigshafen gefunden. Dort lebte das Ehepaar mit den Töchtern Christine (geboren 1966) und Michaela (sie kam auf den Tag genau drei Jahre später zur Welt) neun Jahre lang.
Hock trat dem örtlichen Musikverein und Kirchenchor bei und blickt heute auf insgesamt 70 Jahre Musikverein und 60 Jahre Kirchenchor zurück. Seine Frau war 35 Jahre im Kegelclub der Musikerfrauen aktiv. „Den gibt es nicht mehr, aber wir treffen uns alle paar Wochen“, sagt sie.
Aus Freunden wird Familie
In Winterspüren fanden sie einen bezahlbaren Bauplatz, bauten ein Haus und zogen 1980 um. Die freundschaftlichen Verbindungen zu Ludwigshafen hielten. Zur Familie Strobel intensivierten sie sich sogar, denn Peter Strobel heiratete ihre Christine. Heute leben deren drei Kinder, ihre Partner und drei Urenkel in Ludwigshafen, während Tochter Michaela mit ihrem Mann Jürgen Krieg, einem gebürtigen Stockacher, in Amberg lebt. Dort wohnen auch deren drei Kinder mit ihren Partnern.
Die Arbeit im eigenen Garten und das Kartenspielen nennen Bernhard und Gertrud Hock als gemeinsame Hobbys. Sehr froh und dankbar seien sie außerdem über den harmonischen Zusammenhalt in ihrer großen Familie.