Klick: Vor seiner Rede zur Vernissage der neuen Ausstellung im Stadtmuseum Stockach machte Museumsleiter Julian Windmöller erst mal ein Selfie von sich und dem Publikum im sehr gut besuchten Bürgerhaus. Damit spannte er den Bogen von der modernen Technik der Smartphone-Kamera in die Zeit, als das Klicken noch das mechanische Geräusch des klappenden Spiegels einer Spiegelreflexkamera oder das Schließen und Öffnen der Blende war. Das Geräusch gab der Ausstellung mit Fotografien von Gustav II. Hotz ihren Namen: „Klick – Fotografien einer verlorenen Zeit“.
Zu sehen sind dort Aufnahmen um 1900 aus Stockach und dem Hegau, mit Orten, die sich gänzlich verändert haben und Orten, die die Zeiten überdauert haben. Es gibt Porträtaufnahmen von Menschen, die heute keiner mehr kennt, und Fotografien von unterschiedlichen Ereignissen.
Einblick in historisches Fotoatelier
Im historischen Fotoatelier der Familie Hotz erhalten Besucher Einblicke ins fotografische Handwerk, nebenan können sie sich stilecht verkleiden und selbst fotografieren oder auf den bequemen Sesseln im nachempfundenen Wohnzimmer der Familie Platz nehmen und in Fotoalben blättern.

Ein eigener Bereich vermittelt bewegende Einblicke in den Alltag eines Frontsoldaten. Von Gustav II. Hotz, der 1878 in Stockach geboren wurde und am 7. Juli 1916 in Frankreich während des Ersten Weltkriegs fiel, ist neben den Aufnahmen jener Zeit der Feldpostbriefverkehr mit seiner Familie erhalten, der viele Besucher besonders berührte.
Kostprobe für musikalisch-literarischen Abend
Die Vernissage wurde vom ad hoc Ensemble der Musikschule Stockach mit Florian Bender, Noah Schramm und Stadtmusikdirektor Helmut Hubov an den Trompeten sowie Jacob Pfaff an der Percussion umrahmt. Außerdem beeindruckten Patrizia Urban, Emily Fischer, Carlotta Bauer, Luana Dressnandt und Phoebe Höfler-Robitsch, Schülerinnen des Nellenburg-Gymnasiums, mit einer Kostprobe ihres Programms, das sie beim musikalisch-literarischen Abend „Momente des Augenblicks“ am Sonntag, 25. Mai, in der Ausstellung zeigen werden.

Vor der Auftaktveranstaltung gab Julian Windmöller den Sponsoren eine Kurz-Führung. Wolfgang Kammerlander, Vorsitzender Bürgerstiftung Stockach, sagte: „Die Führung macht Lust, wiederzukommen. Die Ausstellung bietet die Chance, die Themen tiefer anzugehen.“
Bis kurz zuvor hatten Windmöller, sein neuer Mitarbeiter Philipp Güntert, Praktikant Sven Müller und Hausmeister Siegfried Kempter an der Ausstellung gefeilt und Sachen geklebt. Diesmal sei es noch intensiver gewesen als in den vergangenen Jahren, verriet Windmöller – auch, weil es für Güntert und Müller das erste Mal war. Beide brachten sich zusätzlich besonders ein: Philipp Güntert konzipierte und realisierte sämtliche Mitmachstationen, legte das Rallyeheft neu auf und verantwortet einen eigenen Themenbereich. Sven Winter kuratierte ausgehend von den Erkenntnissen aus dem erfolgreichen Format „Museum auf Achse“ eine eigene Ausstellung, die zu den üblichen Öffnungszeiten im Foyer des Kulturzentrums kostenfrei zugänglich ist. In „MitmachStadtGeschichten“ geht es um die Stockacher Ortsteile, Museumsarbeit, ums Kennenlernen und darum, aktiv zu werden.
Gäste verweilen lange in der Ausstellung
Der erste Abend war ein gesellschaftliches Ereignis, an dem viele stadtbekannte Personen teilnahmen. Der Museumsleiter berichtete, dass bis fast 23 Uhr noch Gäste in der Ausstellung gewesen seien. „Mich hat viel positives Feedback erreicht. Die Leute haben angeregt über die Fotos diskutiert. Gerade das Großformat der Hauptstraße fanden viele spannend.“ Die große Atelierkamera im zweiten Dachgeschoss habe ebenfalls großen Anklang gefunden. Es sei intensiv über die Grundlagen der Fotografie gesprochen worden.
Freude über großen Zuspruch
Unter den ersten Besuchern war Kulturamtsleiterin Corinna Bruggaier. Sie lobte, die Ausstellung zeige ein Zusammenspiel toller Partner unter der Leitung von Julian Windmöller. Sowohl das Fotomaterial als auch die Gestaltung seien sehr gelungen. Sie freute sich über die große Zahl der Besucher, die sich den ganzen Abend im Museum aufgehalten hätten. „Die Menschen haben sich ausgetauscht über die Orte und Personen, die zu sehen waren. Genau das wünschen wir uns für das nächste halbe Jahr bei uns im Haus.“
Im Bürgerhaus standen einige Vertreter der Bürgerstiftung noch länger beisammen. Sie äußerten sich ebenfalls sehr angetan von der Ausstellung und den ansprechenden und sehr interessanten Erklärungen des Museumsleiters.