Eigentlich könnte Stefan Traber sich freuen, wenn er derzeit im Supermarkt an den leergeräumten Speiseöl-Regalen vorbei geht. Auf rund 25 Hektar seiner Ackerflächen wächst nämlich gerade Raps. Neben Sonnenblumenkernen ist das einer der wichtigsten Grundstoffe für die Speoiseölproduktion.

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Doch statt Freude über die hohen Rapspreise, die die leeren Regale verursachen, bleibt bei dem Landwirt aus Hecheln eher Kopfschütteln. „Ich glaube nicht, dass Hamsterkäufe notwendig sind“, sagt Traber und muss dabei lachen. „Es gäbe mit Sicherheit genug Ware, wenn niemand Hamstern würde“, so sein Standpunkt.

Beim Sonnenblumenöl mag der Engpass noch einleuchten. Schließlich setzt Deutschland hier massiv auf Importe. Laut dem Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (Ovid) kommen nur sechs Prozent des hier verkauften Sonnenblumenöls aus deutscher Landwirtschaft.

Rapsproduktion in Deutschland rückläufig

Die Ukraine mit 51 und Russland mit 27 Prozent seien indes weltweit die wichtigsten Exportländer für Sonnenblumenöl, so der Verband. Da sind Lieferengpässe momentan wenig überraschend. Beim Raps sieht es allerdings anders aus.

Denn Raps ist laut einem Bericht der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in Deutschland mit Abstand die wichtigste Ölsaat. Tatsächlich ist die Rapsproduktion bei uns in den letzten Jahren aber ebenfalls rückläufig, erklärt Stefan Traber im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

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„Das liegt vor allem daran, dass es eine sehr intensive Frucht ist. Raps braucht viel Pflege“. Besonders für Landwirte, die nur im Nebenerwerb tätig sind sei das schwierig. Trotzdem werde in Deutschland noch genug Raps für die Herstellung von Speiseöl produziert. Auch der Raps der bei ihm jedes Jahr wächst gehe zum Teil in die Speiseölproduktion.

Düngerproduktion braucht Gas

Wie Traber berichtet, sei der Preis für Raps bereits vor dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine angestiegen, allerdings sei er danach nochmals deutlich nach oben gegangen. Die Freude darüber hält sich bei Stefan Traber allerdings in Grenzen. Denn zeitgleich ist auch der Preis für den Diesel, den seine Traktoren benötigen in die Höhe geschnellt.

Kosten fressen Erlöse auf

Und dann gibt es da noch ein entscheidendes Problem: „Raps braucht viel Stickstoffdünger“, erklärt Traber. Und zur Produktion von Stickstoffdünger braucht man Gas. Gas, das vor allem aus Russland kommt. Dementsprechend Teuer ist deshalb auch dieser Dünger geworden. „Im Moment sieht es so aus als würden die Erlöse von den Kosten direkt wieder aufgefressen.

Am Ende vom Lied wird also für uns nicht mehr übrig bleiben als in Jahren in denen der Rapspreis niedriger war“, so Trabers Einschätzung. Einige Landwirte haben ihm zufolge bei der Frühjahrsaussaat in diesem Jahr schon bewusst auf Sorten gesetzt, die wenig Stickstoffdünger brauchen.

Dazu zählen beispielsweise Braugerste, Zuckerrüben, Hafer aber auch Sojabohnen. Beim Raps lässt sich für die Ernte 2022 allerdings nichts mehr drehen, denn was 2022 geerntet werden soll musste bereits ende August 2021 gesät werden.

Schädlinge und Wetter können problematisch werden

Aktuell steht die letzte Düngung für den Raps an. Zudem heißt es wachsam sein, damit die Pflanzen nicht Opfer von Schädlingen wie dem Rapsstengelrüssler werden. „Gerade jetzt im Frühjahr wenn die Temperaturen wieder ansteigen werden die wieder aktiver“, erklärt Traber.

Landwirt Stefan Traber zeigt eine Raps-Pflanze.
Landwirt Stefan Traber zeigt eine Raps-Pflanze. | Bild: Dominique Hahn

Insbesondere von den gelben Blüten des Raps werden diese kleinen Käfer magisch angezogen. Ende April, Anfang Mai beginnen die Pflanzen, die im Moment noch relativ klein sind, zu blühen, dann sind die gelben Felder leicht zu erkennen. Danach bleibt dann nur noch das Hoffen auf eine gute Ernte. Diese steht Mitte Juli bis Anfang August an.

Die letzte aber mit eine der wichtigsten Variablen im Hinblick auf die Rapsernte 2022 ist natürlich das Wetter. Der März war in diesem Jahr ungewöhnlich trocken. Deshalb ist der Regen derzeit auch dringend notwendig.

2021 war kein gutes Raps-Jahr

Das vergangene Jahr sei kein gutes Raps-Jahr gewesen, berichtet Traber. Das ist bitter für den Betrieb von Stefan Traber, denn „Eigentlich hatten wir nach dem schlechten Jahr 2021 auf ein besseres Jahr 2022 gehofft. Wegen den Kostensteigerungen sieht es aber aktuell nicht viel besser aus“.

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Hinzu komme, dass die Händler aufgrund der hohen Preise im Moment sehr vorsichtig sind, was den Abschluss neuer Verträge für die Rapsernte 2022 angehe. Trotz aller Widrigkeiten: Um die Versorgungslage bei den Lebensmitteln in Deutschland macht sich Landwirt Traber keine sorgen.